Knapp ein Drittel der von der Umweltorganisation getesteten Lebensmittel wurden aufgrund der hohen Belastung als “nicht empfehlenswert“ eingestuft.

Hamburg. Obst und Gemüse sind gesund. Aber gilt das auch uneingeschränkt für jegliche Sorte? Greenpeace hat am Montag einen Einkaufsratgeber veröffentlicht, der mit einer „Ampel“ über den Einsatz von Pestiziden in Obst und Gemüse informiert. Lebensmittel aus Deutschland schneiden danach häufig gut ab. Grundsätzlich sind Produkte aus der Europäischen Union weniger belastet als Ware aus der Türkei und Übersee. Knapp ein Drittel der geprüften Ware bewertete Greenpeace mit „rot“ als „nicht empfehlenswert“. Im Auftrag von Greenpeace bewerteten Experten 22.000 Proben der deutschen Lebensmittelüberwachung aus den Jahren 2009 und 2010 neu. Hinzu kamen Daten aus Pestizid-Tests von Greenpeace.

Das Ergebnis: In 80 Prozent des konventionell erzeugten Obstes und in mehr als 55 Prozent der Gemüseproben waren Pestizide enthalten. Der in der EU gültige Pestizid-Höchstgehalt wurde beim Obst in 3,1 Prozent der Fälle überschritten, beim Gemüse waren es 4,8 Prozent, wie Greenpeace am Montag in Hamburg mitteilte. Nach Angaben von Greenpeace können Pestizide den Hormonhaushalt und das Immunsystem beeinträchtigen, Krebs auslösen oder das Nervensystem schädigen. Tafeltrauben, Paprika, Birnen, Zucchini und Grapefruit aus der Türkei überschritten nach Angaben von Greenpeace die EU-weiten Pestizid-Höchstwerte besonders häufig. Problematisch waren zudem Okra und Chilischoten aus Indien und Thailand. Häufig belastet war auch Kopfsalat aus Belgien, Holland und Italien. Die Proben stammen aus Supermärkten, dem Einzel- und Großhandel sowie lokalen Supermärkten und Bioläden. "Wer Pestizide im Essen vermeiden will, sollte Bio-Ware wählen oder auf das Herkunftsland von Obst und Gemüse achten“, sagte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Santen.

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Die Organisation veröffentlichte am Montag einen Ratgeber „Essen ohne Pestizide“, in dem 76 Obst- und Gemüsesorten mit einem Ampelsystem bewertet werden. Insgesamt wurden 351 Wirkstoffe in den mehr als 22 000 Proben aus deutschen Supermärkten und von Lebensmittelhändlern gefunden. Die Ware kam aus 80 verschiedenen Ländern, der größte Teil aber stammte aus deutscher Produktion.

Viele Obst- und Gemüsesorten kamen nach Mitteilung von Greenpeace mit einem ganzen Cocktail verschiedener Chemikalien ins Labor. Spitzenreiter sei eine Probe türkischer Tafeltrauben mit 24 Pestiziden gewesen. Wissenschaftliche Studien zeigten, dass sich auch bei geringer Konzentration die Wirkung mehrerer Chemikalien verstärken könne. Dennoch würden in der EU bisher Pestizide nur einzeln betrachtet, kritisierte Greenpeace. Die Verbraucher in Deutschland müssten besser vor Pestizid-Cocktails geschützt werden. (abendblatt.de/dpa)