Musizieren ist eine der anspruchsvollsten Leistungen des menschlichen Zentralnervensystems. Die koordinierte Aktivierung zahlreicher Muskelgruppen muss mit höchster zeitlicher und räumlicher Präzision und häufig mit sehr hoher Geschwindigkeit geschehen. Dabei unterliegen die Bewegungen einer ständigen Kontrolle durch das Gehör, durch den Gesichtssinn und durch die Körpereigenwahrnehmung. Die an die Muskulatur vermittelte Kraftdosierung muss bis in die kleinste Nuance genau berechnet werden. Ungeheure Mengen an eingehenden Informationen von Millionen Sinneszellen der Haut, der Gelenke, der Sehnen, der Muskelspindeln, der Augen und des Gehörs werden ständig ausgewertet und in die Planung der neuen Bewegungen miteinbezogen.

Untersuchungen haben ergeben, dass sich auch in höherem Alter das Nervensystem an die neuen Anforderungen anpasst, die mit dem Erlernen eines Instrumentes einhergehen. Diese Anpassungsvorgänge können dem natürlichen Altern des Nervensystems teilweise entgegenwirken.Die Konsequenz daraus ist, dass es nicht nur nie zu spät ist, sondern dass das Erlernen eines Instrumentes auch in höherem Erwachsenenalter sich günstig auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirkt. Wichtig ist allerdings, dass der erwachsene Schüler nicht einem einseitigen Leistungsdenken verfällt. Überzogene Selbstansprüche, zu hohe Erwartungen an das Lerntempo sowie ein zu großer Ehrgeiz können rasch zu Entmutigung und zu Frustration - schlimmstenfalls sogar zur Depression führen.