Es geht nicht primär darum, einen Menschen zu heilen. Es geht darum, dass er lernt, mit seinen Einschränkungen oder Defiziten durch Kompensation umgehen zu können. Diese Fähigkeiten werden durch das "Selber-Machen" vermittelt, weshalb sich auch der Name Ergotherapie, vom altgriechischen Wort "ergon" für "Arbeit", ableitet. Nur so ist ein selbstständiges Leben im Alltag möglich. Und genau das ist das Ziel. "Mit dieser Methode können wir Menschen aller Altersklassen bei der körperlichen Rehabilitation unterstützen", erklärt die Hamburger Ergotherapeutin Andrea Bartels. "Es geht im Kern darum, den Menschen ganzheitlich zu betrachten und ihn dabei zu unterstützen, mit seinen Einschränkungen umzugehen." Bei einem Menschen, der aufgrund eines Schlaganfalls im Rollstuhl sitzen muss, gehe es beispielsweise nicht primär darum, dass er wieder laufen lerne. "Vielmehr wollen wir erarbeiten, dass der Mensch, auch wenn er im Rollstuhl sitzt, glücklich ist und selbstständig leben kann", so Bartels.

Es ist also auch viel psychologische Arbeit, die die Ergotherapeuten leisten müssen. "Menschen, die eine Behinderung oder eine Erkrankung haben, kapseln sich oft vom sozialen Leben ab", erklärt Udo Nickel, Leiter des Ergon Ausbildungszentrums in Bad Segeberg. "Von den Medizinern wird dann nicht nur eine Physiotherapie verordnet. In der Ergotherapie wird der Schmerz mit anderen, praktischen Behandlungsmaßnahmen therapiert." Ein Mann, der beispielsweise unter einem Bandscheibenvorfall gelitten hat, kann als Therapie Holzarbeiten ausführen. Mit der Ausführung bestimmter Bewegungen, wird der Rücken richtig belastet. "Der Patient freut sich darüber, dass er bei seiner Arbeit Erfolge verzeichnen kann. Und wenn das Seelische stimmt, dann werden die körperlichen Einschränkungen automatisch gemindert."

Doch die Ergotherapie kann nicht erst helfen, wenn bereits eine Behandlung nötig wird. "Schon zur Einschulung können wir bei der Auswahl eines richtigen Schulranzens behilflich sein", erklärt Andrea Bartels. "Aber auch bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes stehen wir beratend zur Seite, damit der Rücken geschont wird." Bartels besucht sogar ihre Patienten zu Hause, um rückengerechtes Verhalten bei der Hausarbeit zu üben. "Mit dem richtigen Verhalten muss es nämlich gar nicht erst zu Rückenleiden kommen", sagt Bartels.