Es gibt viele verschiedene Formen des Rückenleidens. Und manchmal ist es sogar ein ganz anderes Körperteil, das die lästigen Schmerzen verursacht.

Spätestens seit Hape Kerkelings Alter ego Horst Schlämmer ständig über Schmerzen im Rücken klagt, fällt es auf: Immer mehr Menschen beschweren sich regelmäßig über Schmerzen "im Kreuz", wie es so schön heißt. Schätzungen zufolge hatten 60 bis 80 Prozent der deutschen Bevölkerung schon mindestens einmal im Leben damit zu tun. Etwa 40 Prozent leiden sogar unter chronischen Schmerzen. Ursachen für die Beschwerden, die den Menschen oft im Alltag massiv einschränken, gibt es viele. "Es kann vorkommen, dass bei den so genannten unspezifischen Rückenschmerzen keine wirklichen Ursachen festgestellt werden können", sagt Frank Kammeier, leitender Physiotherapeut im Rückenzentrum Hamburg. "Oftmals ist die Muskulatur nicht richtig gestärkt. Die Stabilität fehlt dann im Tiefensystem, was zu den Schmerzen führt."

Generell können diese Probleme mit manueller Therapie, also lediglich mit den Händen, behandelt werden. Auch durch Training an Kraftmaschinen oder durch spezielle Übungen unter Anleitung des Physiotherapeuten sind die Heilungschancen sehr gut. Was die wenigsten wissen: Bei 70 Prozent der Betroffenen sind Rückenschmerzen genetisch bedingt. "Wenn bekannt ist, dass in der Familie bereits Probleme vorgekommen sind, dann sollte der Patient rechtzeitig reagieren und am besten vorbeugen", sagt der Experte. "Und wenn dann noch andere Faktoren, wie das typische lange Sitzen am Schreibtisch, wenig Bewegung und Sport, Stress oder ein ungesunder Lebensstil dazukommen, sind die Probleme sehr wahrscheinlich."

Dass es so häufig der Rücken ist, der den Menschen plagt, hat eine rein biologische Erklärung. Körper, Geist und Seele sind eine funktionierende Einheit, die Menschen sind von Natur aus Jäger und Sammler. Bewegung gehört zum Alltag - und die wird bei den meisten Menschen immer weniger. "Die Wirbelsäule ist ein Zentralorgan im Körper", erklärt Rainer Halbleib, der seit 1999 als Therapeut eine Privatpraxis für Physiotherapie und Osteopathie in Hamburg führt. "Und weil nicht nur die Extremitäten oder die Wirbelsäule Schmerzen im Rücken verursachen, können auch erkrankte Organe oder gereizte Nerven die Ursache sein." Auch Bandscheibenvorfälle treten immer öfter bei jungen Menschen auf.

Die Osteopathie betrachtet den Körper des Menschen ganzheitlich und sucht die Ursache des Rückenschmerzes deshalb nicht nur an der Stelle, wo das Leiden auftritt. "Es kann sogar sein, dass bei einem Menschen die Bauchspeicheldrüse oder die Nieren Probleme verursachen, die sich dann am Rücken bemerkbar machen", erklärt Osteopath Jan-Petrus Koop. "Unsere Aufgabe ist es, die Ursache zu finden und lediglich mit unseren Händen die Blockaden zu lösen, die die Schmerzen verursachen."

Damit Rückenprobleme gar nicht erst entstehen, gibt es Einrichtungen wie Kieser Training, die sich auf besondere präventive therapeutische Trainingprogramme spezialisiert haben. "Das Trainieren ist wie Zähneputzen: Es bringt keinen Spaß, ist zeitaufwendig, aber ist bitter nötig, wenn man gesund bleiben will", sagt der Sportwissenschaftler Holger Umbreit. "Unsere Kunden werden immer jünger, denn es gib immer mehr Menschen, die schon mit 20 Jahren einen Bandscheibenvorfall hatten."

Prävention ist also das Zauberwort, das vor der Volkskrankheit Rückenschmerzen bewahrt. "Und manchmal genügt auch schon ein wenig Bewegung bei einer Sportart, die einem wirklich Spaß macht", sagt Frank Kammeier. "Man sollte nur nicht den Fehler machen und die Rückenschmerzen einfach akzeptieren. Je früher man therapiert, desto besser sind die Heilungschancen für den Betroffenen."