Die Deutschen sparen rund elf Prozent des verfügbaren Einkommens - häufig jedoch falsch. Experten sagen, wie Sie Ihr Geld für die Zukunft richtig anlegen.

"Manchmal ist es besser, eine Stunde über sein Geld nachzudenken, als eine Woche dafür zu arbeiten", hatte schon Börsen-Guru André Kostolany erkannt. Doch die Deutschen sehen darin eher eine lästige Aufgabe als einen Gewinn für die Zukunft. "Häufig mangelt es am Überblick über die eigenen Geldanlagen", sagt Jürgen Steiner, Direktor des Instituts für Private Finanzplanung an der Universität Passau. "Die finanzielle Zukunft wird nicht geplant", sagt der Experte. Ein Fehlverhalten mit weitreichenden Folgen: "Der Zufall bestimmt die Geldanlage", sagt Steiner. Dabei führen nur Ausdauer und die richtige Strategie zu finanzieller Unabhängigkeit.

Jetzt ist die Gefahr besonders groß, dass die Leute in Gleichgültigkeit versinken, wenn es um Kapitalanlage geht. Hohe Verluste in den Depots als Folge der Finanzkrise und ein stark gestörtes Vertrauen in die Beratung durch die Banken bestimmen das Denken vieler Anleger, weil sie sich vielfach falsch beraten fühlen. Sie lassen ihr Geld dort, wohin sie es vor der Finanzkrise gerettet haben: auf dem Tagesgeldkonto, das im Schnitt noch 1,2 Prozent Zinsen abwirft. "Das große Sicherheitsbedürfnis der Deutschen wirkt wie eine Blockade", sagt Börsen- und Finanzexperte Wolfgang Gerke. "Sie fürchten sich vor den Schwankungen der Kapitalmärkte und favorisieren sichere Zahlungsströme."

Dabei sparen die Deutschen sehr viel. Rund elf Prozent des verfügbaren Einkommens landeten 2009 auf der hohen Kante, schätzt die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI). "Die Deutschen sparen falsch und werden deshalb ihre langfristigen Sparziele nicht erreichen", sagt Gerke. Denn neben der finanziellen Absicherung im Alter gibt es noch andere Ziele: die eigene Immobilie, größere Anschaffungen, Reisen, die Ausbildung der Kinder. "Während für Anschaffungen wie Möbel oder Auto sichere und verzinsliche Sparprodukte die richtige Anlageform sind, können langfristige Ziele wie Altersvorsorge anders angegangen werden", sagt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen. Wie lässt sich also die persönliche Anlagestrategie verbessern?

Wenn ein sicherer und jederzeit verfügbarer Grundstock von zwei bis drei Nettogehältern für plötzlich notwendige Anschaffungen vorhanden ist, können längerfristige Anlagen in Angriff genommen werden. Wer in drei oder vier Jahren das Eigenkapital für eine Immobilie ansparen will, sollte sich nicht auf schwankungsanfällige Aktienanlagen verlassen. Ein Bausparvertrag oder festverzinsliche Anlagen ohne Kursrisiko sind hier besser geeignet. "Für andere längerfristige Anlageziele sollte der Anleger aber nicht auf Aktien oder Aktienfonds verzichten", rät Gerke.

Für Aktienfonds spricht, dass sich der Anleger nicht um die Auswahl der Aktien kümmern muss. Außerdem enthält ein Fonds wesentlich mehr Aktien als in einem Privatdepot verwaltet werden können. Bei der Auswahl helfen Übersichten, wie sie "Finanztest" der Stiftung Warentest regelmäßig veröffentlicht.

So falsch es jetzt ist, alles Geld in Sparprodukte und Versicherungen zu stecken, so falsch wäre es, nur noch in Aktienanlagen zu investieren. Neben den Zielen ist die Risikobereitschaft entscheidend für die Geldanlage. "Bei jeder Anlageentscheidung konfrontieren wir die Kunden mit den drei Punkten Ertrag, Sicherheit und Laufzeit", sagt Bernd Schimmer von der Hamburger Sparkasse. "Wer einen höheren Ertrag will, muss bei der Sicherheit Abstriche machen."