Schönes, Kurioses, Altes oder Seltenes. Für das Sammeln gibt es viele Motive. Wir haben mit drei Hamburgern gesprochen.

Dorothee Klose lebt mit mehr als 200 Schweinen zusammen. Die genaue Zahl kennt sie nicht. Die Schweine sind aus Glas, Holz, Gummi, Wachs, Pappmaschee, Kunststoff, Blech, Porzellan, Schokolade, Gusseisen und sogar eines aus Lavagestein ist dabei. Nicht alle sind rosa, sondern auch schwarz, rot, gold und gepunktet. Der Anstoß zum Sammeln war vor acht Jahren ein Geschenk von Kollegen.

"Früher habe ich Menschen mit einem Sammler-Tick für verrückt erklärt", sagt die 53-Jährige aus Norderstedt lachend. Heute schaut sie in Geschäften gezielt nach Schweinen und kann auch im Urlaub von ihnen nicht lassen. "Mir gefallen diese Tiere einfach", sagt die Sekretärin, die mittlerweile Vegetarierin ist und Massentierhaltung ablehnt. Am liebsten würde sie sich Schweine halten. Ihr Traum: ein eigenes Café mit einer Streichelecke für Kinder. Einige Stücke bringt Dorothee Klose, die ihre Sammlung als eine Mischung aus Kunst und Kitsch beschreibt, aus Urlauben mit, aus Japan ein Holzschwein, andere sind aus Vietnam, Tunesien, der Toskana und vom Gardasee. "Etwas ganz Besonderes ist mein Seifenschwein aus einem Edel-Pissoir in Paris", erzählt die Sammlerin, die auch auf Flohmärkten und in Trödelläden stöbert. Ihre neueste Errungenschaft stammt aus der Sächsischen Schweiz und ist das wertvollste Stück: ein Schweinchen aus Meißner Porzellan.

Andreas Neumair hat als Handelsvertreter beruflich mit dem Vertrieb von Mode und Accessoires zu tun. Der 46-Jährige kann sich für Details begeistern - so auch für die kleinen Knöpfe an den Manschetten einer Barbie. Diese Puppen sammelt der Harvestehuder seit 1993. "Damals in New York hat es mich im Geschäft FAO Schwartz gepackt. Da wurde ich in meine Kindheit versetzt." Knapp 300 Barbies hat er mittlerweile. Auch eine Ponytail Number 3 von 1960 ist darunter. Sie kostet 1500 Euro. Die Ponytail Number 1 kostet etwa 10 000 Dollar. Dass Neumairs Sammlung noch ausbaufähig ist, beweist Bettina Dorfmann. Die 47-jährige Düsseldorfer Sammlerin, die auch Barbie-Sachverständige ist und eine Puppen-Klinik betreibt, steht mit mehr als 6000 Barbies sogar im Guinnessbuch der Rekorde. Andreas Neumair kommt es nicht auf den Kontakt mit den Puppen an, denn seine Barbies sind fast alle Vintage Dolls, also Sammlerstücke und damit verpackt. "Das erhöht ihren Wert."

Manfred Nagott (45) hat seine Eisenbahn im Garten. Der Wohltorfer sammelt seit zwei Jahren nordamerikanische Eisenbahnwaggons der Yukon-Linie im Maßstab 1:22,5 oder als Hinweis für Kenner, in der Spurgröße 2m. 80 sind es mittlerweile, die bis zu 50 Zentimeter lang sind und überall in der Wohnung auf Schränken und in Vitrinen stehen. Eine Diesellok kostet 500 Euro, Wagen zwischen 50 und 200 Euro. "Das ist eine Geldanlage", sagt Nagott. Außerdem seien seine Stücke wetter-, winter- und kinderfest. "Die Wagen gehen so schnell nicht kaputt."

Ebenso wie Bettina Dorfmann hat auch Jan Merl "sehr exzessiv" gesammelt, wie er sagt - und zwar Schlümpfe. Mehr als 5000 waren es. Aus der Sammelleidenschaft wurde ein Geschäft. Seit sechs Jahren betreibt der 39-Jährige das Spielzeug Sammelsurium. Zu ihm kommen Kunden aus allen Berufen. Etwa 80 Prozent sind Männer. Einige von ihnen sind mit zwei Automodellen im Monat zufrieden. Andere verzichten für ihre Passion sogar auf Auto und Urlaube. "Das Sammeln ist für viele zu einer Sucht geworden", sagt Merl. Die für manches Paar Zündstoff bietet. So habe er schon Ehen in die Brüche gehen sehen. Andere Paare gehen völlig in ihrem gemeinsamen Hobby auf. Auch ganze Familien frönen dem Sammelhobby und dekorieren ihr gesamtes Haus mit den Schätzen. Merl: "Es gibt viele Glücksmomente." Auch für Dorothee Klose. Ihr Mann schenkte ihr ein zweites Schwein aus Meißner Porzellan - für 150 Euro.