Segelfliegen: Einst flog Heinz Huth allen davon - sein Nachfolger ist Holger Karow.

Sieben deutsche Weltmeister im Segelfliegen gab es seit den ersten Titelkämpfen 1937 auf der Wasserkuppe, dem "Heiligen Berg der Segelflieger" in der Rhön. Unter ihnen auch zwei Hamburger: Heinz Huth und Holger Karow, der 1999 den Titel in der Offenen Klasse in Bayreuth gewann und Ende Juli im polnischen Leszno zum vierten Mal an Weltmeisterschaften teilnehmen wird. Heinz Huth - "der Lange", wie ihn seine Freunde ein Leben lang nannten - wurde zur Symbolfigur des deutschen Segelflugs. Huth, Jahrgang 1908, war schon als 20-Jähriger Fluglehrer, glänzte als Mitglied der Kunstflugstaffel bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, wurde 1937 Wetterflieger und gewann im selben Jahr den Zielflugwettbewerb Wasserkuppe-Berlin-Wasserkuppe. Den Zweiten Weltkrieg überstand er als Wetterflieger mit 244 Einsätzen, die ihn weit hinaus in den Nordatlantik führten. Ironie des Schicksals: 1933 bekam er von der Lufthansa bei einem Vorstellungsgespräch eine Absage, weil er für einen Piloten damals mit 1,92 Metern zwei Zentimeter zu lang war. Doch 1944 wurde ihm nach 5000 Flugstunden der Titel "Flugkapitän" offiziell verliehen. Populär wurde Heinz Huth, der am 20. September 1996 starb, erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Mann, der sich in der Nachkriegszeit als Hilfsarbeiter in einer Druckerei durchschlug, brachte das Kunststück fertig, 1961 in Köln-Butzweilerhof und 1963 im argentinischen Junin als erster Segelflieger zweimal nacheinander Weltmeister zu werden. Außerdem war er sechsmal Deutscher Meister. Doch "der Lange", den es so hoch hinaus führte, behielt immer Bodenhaftung, arbeitete wechselweise bei der Flugsicherung in Fuhlsbüttel und als Fluglehrer in Boberg, wo er in schweren Anfangsjahren tatkräftig mit angepackt hatte, um dieses Segelflieger-Paradies der Hamburger Jugend zu erschließen. Was Heinz Huth, der in Boberg eine ganze Generation junger Segelflieger geschult und trainiert hat, nicht vergönnt war, weil der Lufthansa "der Lange" zu lang war, gelang seinem jungen Nachfolger: Holger Karow (37), der schon als 14-Jähriger in der Fischbeker Heide Segelfliegen lernte, ist inzwischen Flugkapitän bei der Deutschen BA und hat es auf rund 9100 Flugstunden gebracht, darunter nicht weniger als 3500 im Segelflugzeug. Im Dienst fliegt der dreimalige Deutsche Meister eine Boeing 737. In seiner Freizeit aber quetscht sich Karow, der aus beruflichen Gründen mittlerweile im bayerischen Ergolding lebt, in ein knapp 590 Kilo schweres Segelflugzeug, das nur einem Piloten Platz bietet, aber mehr als 100 000 Euro kostet. Karows Ziel für Leszno: "Auf dem Treppchen stehen. Das Gelände liegt mir." Der Hamburger Jung, Siebter bei der Weltmeisterschaft 1995 im neuseeländischen Omarama und Fünfter bei den Titelkämpfen vor zwei Jahren im südafrikanischen Mafikeng, gehört zu den besten Segelfliegern der Welt.