Mayday! Ich habe nach mehr als drei Jahrzehnten auf See, nach zwei Weltumsegelungen und rund 200 000 absolvierten Seemeilen erstmals Seenot funken müssen. Ich war mit meinem Bruder Jan, seinen Söhnen und Crew auf einem zwölf Meter langen Cruiser-Racer im Regattaklassiker Pantaenius Rund Skagen unterwegs, als Jan eine Dreiviertelstunde nach Wachwechsel in der ersten stürmischen Nacht um 3.45 Uhr Wassereinbruch festgestellte. Wir befanden uns etwa auf der Höhe von List auf Sylt, rund 30 Seemeilen auf See in Winden um 20 bis 25 Knoten und unangenehm kurzer steiler Welle.

Das Wasser schwappte bereits oberhalb der Bodenbretter. Wir haben sie sofort hochgenommen, einen Riss im Kielbereich festgestellt und umgehend den DSC(Digital Selective Calling)-Knopf gedrückt und die Seenotrettungskette in Gang gesetzt, die alle Yachten in Reichweite und die Zentrale Bremen Rescue erreicht. Es war nicht abzuschätzen, ob wir das Schiff werden halten können oder verlassen müssen.

Binnen fünf Minuten hatten wir die Crew samt Notfalltasche mit Seenotsignalen, Wasser und Proviant sowie die Rettungsinsel im Cockpit. Wir sind sofort abgefallen, haben das Großsegel geborgen und sind unter dem kleinen Vorsegel abgelaufen. Am schnellsten war die Yacht "Peter von Seestermühe" bei uns. Es folgten der Zollkreuzer "Borkum" und der Seenotretter "Minden" aus List. Alles lief professionell ab. Die Retter blieben auf Stand-by. Am Ende haben wir unter ihrem Geleitschutz dank guter Lenzpumpen den Hafen von Rømø ohne Hilfe anlaufen können.

Fazit: In unserer Mannschaft hatten zuvor nicht nur die vorgeschriebenen 30 Prozent der Segler ein Sicherheitstraining absolviert, sondern alle. Das macht einen Unterschied! Wer eine Notfallsituation schon einmal durchgespielt hat, der reagiert sicherer. Seminare bieten u. a. das Maritime Kompetenzzentrum in Elsfleth oder das Maritime Trainingszentrum in Neustadt an.