Das Benehmen am Steg lässt manchmal zu wünschen übrig. Besonders schlimm finde ich Segler, die mit dem Bootshaken auf dem Vorschiff stehen, das Instrument beim Anlegen in den Seezaun der benachbarten Yacht einhaken, daran zerren und ihn dabei im schlechtesten Fall sogar beschädigen. Ich habe solche peinlichen Manöver schon öfter gesehen und bin jedes Mal wieder fassungslos über so viel Ignoranz - oder Inkompetenz?

Als ähnlich schlimm empfinde ich das Anschreien von Crew-Mitgliedern beim An- und Ablegen. Frei nach dem Motto: Vati steht am Steuer, und die anderen sind alle zu doof für ihre Jobs. Wenn es dann noch die Ehefrau trifft, tut es mir besonders leid.

Ein technischer Fauxpas: Wer seinen Festmacher einfach über eine Klampe von oben drüberlegt, behindert alle Mitbenutzer der Klampe. Besser: den Tampen von unten durch alle Palsteks beziehungsweise Augen ziehen und dann belegen. Auf diese Weise bleiben die Stegnachbarn auch am nächsten Tag gut gelaunte Kameraden.

Sehr wenig schätze ich Segler, die andere Boote beim Längsseitsgehen mit dem Satz begrüßen: "Oh, wir wollen aber morgen früh schon um 5 Uhr ablegen." Bis auf wenige aufrichtige Aussagen handelt es sich hierbei meist um eine Schutzbehauptung mit der Botschaft: Bitte nicht bei uns längsseits gehen. Ich pflege solche Abwehrtaktiken mit einem fröhlichen Konter zu beantworten: "Das ist gar kein Problem. Wir können Sie dann wecken, denn wir wollen schon um 4 Uhr los."

Und dann ist da noch der Unterschied zwischen "gut gemeint" und "gut gemacht". Ich freue mich immer, wenn ich in einen Hafen einlaufe und patente helfende Hände auf dem Steg die Leinen entgegennehmen. Ich freue mich aber auch, wenn weniger patente Hände es einfach lassen und nicht sich oder unser Boot durch unsachgemäße Behandlung in Gefahr bringen. Auch das ist gutes Benehmen am Steg.