Einladungen, Flyer oder Visitenkarten - Experten erklären, welche Schriften und Papierstärken passen

Der junge Kunde an der Theke verlangt zehn Farbkopien seines Zeugnisses und wird umgehend bedient. Kunden mit Beratungsbedarf hingegen nehmen an einem Tisch mit Musterbüchern Platz. Wenn es um die Gestaltung von Hochzeits-Einladungen geht, fallen diese Bücher besonders dick aus, "denn wir beraten sehr individuell. Dabei sind der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt", erklärt Kerstin Lemmler von "Lemmler Kopie + Druck".

Eine beeindruckende Auswahl an Hochzeitskarten bestätigt Lemmlers Aussage. Karten und Schrifttypen erstrahlen in den unterschiedlichsten Farben, von schlichtem Weiß über Silber und Gold bis hin zu Rot und Rosa, dazu gibt es ausgestanzte Herzen, Ringe oder aufgesetzte Zylinder und Brautschleier. 50 Karten in einfacher Ausführung kosten 109 Euro, Schmuckkarten mit Ringen oder Herzen 139 Euro, jeweils inklusive Satz und Umschläge.

Die aufwendig gestalteten Karten demonstrieren die Fülle der Möglichkeiten. Gedruckt wird, was der Kunde möchte - von Visitenkarten über Briefpapier, Kuverts, Menükarten, Auftragsformulare und Werbeflyer bis hin zu Plakaten, Eintrittskarten, Beileidsbekundungen und Aufklebern oder eben Hochzeitseinladungen oder -Zeitungen. Dazu kommen Buchdruckarbeiten, wie der Druck sowie die Bindung von Hochschulschriften oder persönlichen Erinnerungsbüchern.

Kerstin Lemmler empfiehlt, bei der Gestaltung von Visitenkarten oder Briefpapier auch mal über das Bekannte hinaus zu denken. So ist die "Times New Roman" eine der gängigsten Schriftarten. "Warum stattdessen nicht einmal ,Palatino' wählen? Das ist eine wunderschöne Antiqua-Schrift, die sogar älter als die Times ist", schlägt die 42-Jährige vor. Oder eine Grotesk-Schrift wie "Gill", die sich durch abgerundete Buchstaben ohne Serifen (Zierstrich am Buchstaben) auszeichnet.

Die nächste Entscheidung betrifft die Schrift- und Papierfarbe. Ein dunkles Rot bis Rotbraun auf leicht getöntem Papier schlägt Lemmler vor. "Das wirkt sehr edel." Der Visitenkarte oder dem Briefpapier die besondere Note zu geben, darum geht es der Fachfrau. Und schließlich muss noch über die Papierstärke entschieden werden. Üblich sind zwischen 250 und 300 Gramm (pro Quadratmeter Papier). "Es gibt auch Kunden, die besonders starkes Papier bis 400 Gramm wünschen, die untere Grenze liegt bei 185 Gramm." Sonst fühlt sich die Visitenkarte nicht mehr richtig gut an und ist zu labberig.

Ob klassisch oder aufmerksamkeitsstark, entscheidend sei letztlich immer der Kundentyp, sagt Lemmler. Persönlichkeit und Metier sollen sich in Layout und Stil spiegeln. Das lasse sich gut am Beispiel Werbeflyer illustrieren. Neben dem Format - z. B. DIN A5 oder als Leporello gefalzt - gilt es, Text, Logo, Foto oder Illustration gefällig, aber zugleich informativ zusammenzuführen. "Ein mehrfarbiger Flyer ist ausdrucksstärker, doch Vorsicht. Zu viele Farben können schnell unruhig wirken", warnt Lemmler.

Gewünscht ist jedoch ein ruhiger Eindruck, der zum Weiterlesen animiert. Dennoch sollen die grundlegenden Informationen auf einen Blick erkannt werden. Dies geschieht durch fetten, unterstreichen, kursiv setzen, Schrifteinzug oder Schriftart und -Farbwechsel. "Für einen Werbeflyer eines KFZ-Betriebs eignen sich fett gesetzte Worte als Hervorhebung", erläutert Lemmler.

Weniger Beratung und günstigere Preise bieten Online-Druckereien. Zum Hintergrund erläutert Pressereferent Thomas Baumann von der Onlineprinters GmbH ( www.diedruckerei.de ): "Bei uns laufen die Maschinen im Drei-Schichten-Betrieb 24 Stunden lang. Zudem wird hauptsächlich in Sammelformproduktion gefertigt. Das bedeutet, viele Aufträge können gleichzeitig abgearbeitet werden. Die Kunden teilen sich quasi die Druckkosten." Dazu kommen spezielle Angebote, wie 500 Visitenkarten für 3,95 Euro. "Das ist unsere ,Sparvisitenkarte' mit eigener Werbung auf der Rückseite."

Diese Variante eigne sich zum Beispiel für Unternehmensgründer, die schnell eine große Menge Visitenkarten in Umlauf bringen möchten. Natürlich fertigen die Onlineprinters auch herkömmliche Visitenkarten. Die Entscheidung über Format, Papierqualität, einseitige oder beidseitige Bedruckung und Auflage wird per Mausklick gefällt, das Programm zeigt den jeweiligen Preis sofort an. "Dabei wird auch abgefragt, ob eine Eckenrundung oder Veredelung gewünscht wird, etwa Folien- oder Lackbeschichtung oder ob das Papier matt oder glänzend sein soll. Sie können sich auch für ein Spiegeleffekt-Papier entscheiden, also für eine UV-Lack-Beschichtung, die Farben besonders plastisch zur Geltung bringt", erklärt Baumann. Wer sich unter einem Spiegeleffekt-Papier nicht wirklich viel vorstellen kann, dem rät er zu einem Papiermusterbuch für 9,95 Euro - das lässt die Papier-Varianten optisch wie haptisch erleben.

Schwierig sei die virtuelle Druckbestellung nicht, meint Baumann. Allerdings erstellen die Kunden die Druckdaten selbst und brauchen dazu gängige Grafikprogramme wie Adobe Photoshop oder Adobe InDesign. Ein wenig grafische Ahnung sei somit hilfreich, räumt er ein. "Allerdings halten wir Anleitungen und Formatvorlagen bereit, und dann gibt es natürlich noch die telefonische Hotline." Dennoch rät er, das Layout gegebenenfalls von einem Designer gestalten zu lassen, der auch einen Probeabzug liefert - denn der bietet Farbsicherheit. Das nämlich sei ein immer wieder auftauchendes Problem bei der heimischen Gestaltung. "Die Farben am Computermonitor entsprechen nicht den Druckfarben, denn hier werden unterschiedliche Farbsysteme verwendet: RGB am Bildschirm und CMYK beim realen Druck. Das führt leider immer wieder zu unliebsamen Überraschungen."