Wenig Platz, kaum Arbeitsfläche und ein winziger Herd - Kochen an Bord kann aber auch Spaß machen

Das gefriergetrocknete "Astronautenfutter" der Segelprofis mag eine praktische Angelegenheit für Törns auf hoher See sein: Tüte aufreißen, ab in den Topf, heißes Wasser dazu, gegebenenfalls aufkochen und fertig. So manch eine Leckerei aus dem Outdoor-Nahrungssortiment, auf das auch Wanderer oder Extremsportler setzen, schmeckt inzwischen sogar ganz anständig. Regattasegler bevorzugen solche Nahrungsmittel oft, weil sie vor allem in größeren Mengen das Gewicht an Bord reduzieren und auch in haarigen Wetterbedingungen noch zuzubereiten sind. Dem Trockenfutter wurde vor der Verpackung das Wasser entzogen, das man beim Kochen wieder dazugibt. So entstehen aus einer federleichten Tüte heute herzhafte Gerichte wie Bratkartoffeln mit Speck oder Fischtöpfe und zum Nachtisch Mousse au Chocolat.

Auf Dauer aber - da sind sich Ferien-, Fahrten- und Regattasegler einig - munden die Gerichte aus der Tüte dann doch nicht so gut wie Selbstgebrutzeltes. Wie das an Bord am besten vor- und zubereitet sowie genossen wird, verraten unterhaltsame wie informative Bücher verschiedener Verlage. Und natürlich die eigene Erfahrung in Verbindung mit den Möglichkeiten, die ein Boot seinen Nutzern bietet.

Die Unterschiede zwischen dem Kochen an Bord und dem am heimischen Herd beschreibt Lasse Johannsen, Redakteur der Yacht, aus eigener Erfahrung. Der Fahrtensegler, seine Frau Rike und Sohn Jasper haben eine Vindö 40, mit der sie regelmäßig an Wochenenden und in den Ferien segeln gehen: "Grundsätzlich hat die kleine Pantry eines Bootes viel weniger Stell- und Arbeitsfläche als die Küche zu Hause. Auch die Warmhaltemöglichkeiten sind begrenzt. Wichtige elektrische Geräte fehlen vor allem auf kleineren Booten. Wer an Bord mit Gas kocht, muss in der Regel haushalten, kann also nicht jeden Tag stundenlang backen oder kochen.

Wer mit Petroleum arbeitet, der muss die zeitliche Abfolge der zu kochenden Speisen sinnvoll planen, weil ein Petroleumkocher nicht dauernd an- und ausgeschaltet werden kann. "Nicht nur mit Blick auf den zwei Jahre alten Sohn weist Johannsen auf die Gefahren in der Bordküche hin: "Ein Boot bewegt sich fast immer, manchmal auch heftig. Da ist ein kardanisch aufgehängter Herd sehr angenehm. Aber man muss bedenken, dass schwergewichtige Töpfe auf solchen Herden nicht auf eine falsche Ecke gestellt werden dürfen, weil sie dann leicht abstürzen können."

Während Bootseigner ihre Schiffe und deren Möglichkeiten in der Regel gut kennen, empfiehlt Johannsen Charterern, sich vor dem ersten Ablegen etwas Zeit zu nehmen und sich mit der Pantry vertraut zu machen: "Wenn die Mahlzeiten erst kochen, kann sich die verzweifelte Suche nach Hilfsmitteln sonst als Riesenärgernis erweisen."

Ein weiterer wesentlicher Unterschied beim Kochen an Bord sind die oftmals begrenzten Möglichkeiten, das Nahrungsmittellager während der Reise mit Nachschub zu versorgen. "Ich bin ein großer Planungsfan", sagt Johannsen, "wenn wir drei Wochen segeln, dann planen wir die Mahlzeiten für etwa zwei Drittel vorab und kaufen entsprechend ein, weil wir damit unsere Unabhängigkeit und das gute Feriengefühl erhalten.

"Wer öfter mit dem Segel- oder Motorboot unterwegs ist, der weiß die Stärken einzelner Lebensmittel zu schätzen - und kennt auch ihre Schwächen. Kartoffeln etwa halten sich bei Lagerung in Dunkelheit besser und länger, geschlagene Sahne wird bei Hitze schnell wieder flüssig. Gemüse reagiert auf Temperaturen sehr unterschiedlich. Während Äpfel, Birnen, Blumenkohl, Broccoli, Karotten, Radieschen, Erdbeeren, Himbeeren oder Johannesbeeren die kühle Lagerung bei einem bis zu maximal fünf Grad bevorzugen, sind Auberginen, Kartoffeln, Knoblauch, Tomaten oder Gurken viel besser bei sieben bis zehn Grad aufgehoben.

Südfrüchte machen ihrem Namen alle Ehre, sie mögen bis zu 15 Grad Lagertemperatur. Solche und viele weitere Tipps, Einkaufslisten und Anregungen finden sich in teilweise kreativen Kochbüchern für die Bordküche (siehe Kasten). Manche verraten sogar, wie der Fisch gefangen wird, der abends in die Pfanne soll. Andere helfen beim Umgang mit seekranken Passagieren oder erzählen gar, wie "eine holde Seejungfrau" als Gast an Bord zu beeindrucken und zum Bleiben zu überzeugen ist.

Es lohnt sich aber, die sehr unterschiedlichen Bücher vor dem Kauf etwas genauer zu studieren, denn ihre Inhalte reichen von einfacher Kost und Zubereitung bis hin zu Galamenü und Gourmet-Küche - jedem das seine. Zu den Grundregeln in der Bordküche zählt in jedem Fall diese: Keep it simple - gestalten Sie das Kochen an Bord nicht zu kompliziert. Es macht Spaß, wenige Zutaten in viel Geschmack zu verwandeln.