Kiel. Zum Kurzurlaub über Pfingsten an die Küste - hoch im Norden ist das möglich, im Bundesland nebenan nicht. Die Hotelbranche macht Druck.

Wenige Tage vor Pfingsten öffnet sich Schleswig-Holstein heute unter Auflagen für Touristen. Auch in weiteren Bereichen wird das öffentliche Leben in dem nördlichsten Bundesland wieder hochgefahren.

Lokale dürfen ihre Innenbereiche wieder öffnen, Ausflugsschiffe wieder Gäste an Bord nehmen. Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Ingrid Hartges, forderte die anderen Länder auf, sich Schleswig-Holstein zum Vorbild zu nehmen.

Schleswig-Holstein: niedrigste Corona-Ansteckungsrate

Bisher waren touristische Übernachtungen nur in vier Modellregionen von Schleswig-Holstein möglich. Das Bundesland weist bundesweit die niedrigste Corona-Ansteckungsrate auf. Am Sonntagabend gab das Gesundheitsministerium in Kiel die Sieben-Tages-Inzidenz je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mit 35,1 an.

Beim Besuch von Lokalen müssen Gäste einen negativen Coronatest vorlegen oder nachweisen, dass sie vollständig geimpft sind. Das heißt, die zweite Impfung muss mindestens 14 Tage zurückliegen. Getestet sein müssen auch die Mitarbeiter der Lokale, die Kontakt mit den Gästen haben. Große Runden sind aber noch nicht möglich. Innen sind fünf Personen aus zwei Haushalten an einem Tisch erlaubt, draußen dürfen es zehn Gäste sein.

Ein ganzes Stück in Richtung Normalität geht es auch beim Sport und in der Kultur. In Hallen sind zehn Kinder und Jugendliche bei Sportarten ohne Berührungen erlaubt, draußen sind es 20. Bahnenschwimmen und Schwimmunterricht in Freibädern und Außenbecken sind gestattet. Amateursportler dürfen Wettkämpfe im Freien austragen. Museen können öffnen, Besucher brauchen für Innenbereiche einen negativen Coronatest. Die Ausflugsschiffe im Norden dürfen wieder Gäste an Bord nehmen.

Großzügigere Regeln gelten jetzt auch für Versammlungen, die unter freiem Himmel mit bis zu 250 Teilnehmern erlaubt sind.

"Wir können von Schleswig-Holstein lernen"

Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Hartges sagte in der ARD-Sendung "Anne Will": "Ich finde, wir können von Schleswig-Holstein lernen." Trotz der Modellregionen seien die Infektionszahlen gesunken. Die Branche sei kein Pandemietreiber, habe lange ein "Sonderopfer" erbracht und brauche wieder Perspektiven. Sehr viel Sicherheit schaffe auch das sogenannte 3G-Prinzip "Geimpft, Genesen, Getestet". Es gehe um eine verantwortliche Öffnung, machte Hartges klar.

In mehreren Regionen Baden-Württembergs sind schon seit Sonnabend wieder Gastronomie und Beherbergungsbetriebe offen. Auch weitere Bundesländer haben Lockerungen vor Pfingsten in Aussicht gestellt. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher will seinem Senat am Dienstag vorschlagen, zu Pfingsten die Außengastronomie wieder zu öffnen, wie er bei "Anne Will" sagte.

Corona: Schleswig-Holsteins Nachbarn gehen vorsichtigen Weg

Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern, wo sich die Sieben-Tages-Inzidenzen der Marke von 50 nähern, gehen einen vorsichtigeren Weg als das benachbarte Schleswig-Holstein. Niedersachsen hat den Tourismus zunächst nur für Einwohner des Bundeslandes geöffnet.

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In Mecklenburg-Vorpommern darf die Gastronomie von Pfingstsonntag an wieder öffnen - außen und innen. Tourismus in dem Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Landes und am 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern möglich sein. Dietmar Bartsch, der Linksfraktionschef im Bundestag mit Wahlkreis in Rostock, sagte dazu in der "Anne Will"-Sendung, das leuchte ihm nicht ein. "Jetzt wird das sehr hinausgezögert."