Karlsruhe/Sangershausen. Deutschland hat mehrere Menschen aus Gefangenenlagern in Nordsyrien zurückgeholt. Eine von ihnen wurde als IS-Rückkehrerin verhaftet.

Eine junge Frau aus Sachsen-Anhalt ist als sogenannte IS-Rückkehrerin festgenommen worden. Sie war vor mehr als fünf Jahren nach Syrien ausgereist, um sich dem sogenannten Islamischen Staat anzuschließen.

Ihr werden vom Generalbundesanwalt schwere Verbrechen vorgeworfen: Unter anderem gehe es um die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland sowie Beihilfe zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit, teilte die Behörde am Sonntag mit.

Frau soll sich mit 15 Jahren dem sogenannten IS angeschlossen haben

Wie die dpa berichtet, war die Frau aus Sangerhausen eine der drei Frauen, die zusammen mit zwölf Kindern bei einer Rückholaktion aus Gefangenenlagern in Nordostsyrien ausgeflogen wurde. Dieser Teil Syriens wird von der kurdischen Regionalregierung kontrolliert.

Laut Mitteilung des Generalbundesanwalts soll die damals 15-Jährige im März 2015 nach Syrien ausgereist sein, sich dem IS angeschlossen, einen Angehörigen des Geheimdienstes der Terrormiliz geheiratet und mit ihm zwei Kinder bekommen haben, teilte der Generalbundesanwalt mit. Gemeinsam mit ihrem Mann soll sie zeitweise eine jesidische Frau als Sklavin gehalten und diese weiterverkauft haben.

Frau lebte mit ihrer Familie seit Anfang 2019 in kurdischem Lager Al-Hol

Nachdem Einheiten der multiethnischen, aber vor allem kurdisch verwalteten Militärallianz SDF, die IS-Hochburg Rakka (Arabisch: Ar-Raqqa) einnahmen, sei die Familie zwei Jahre lang quer durch Syrien geflohen, bis sie Anfang 2019 in einem Lager aufgenommen worden sei. Dort habe die junge Frau bis zu ihrer Ausreise gelebt.

Deutsche Behörden hatten seit der Ausreise im Jahr 2015 mitgeteilt, sie würden versuchen, die damals 15-Jährige und weitere junge Menschen zurück nach Deutschland zu holen. Die Familie der jungen Frau aus Sachsen-Anhalt setzte sich immer wieder öffentlich für sie ein.

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Bei ihrer Einreise wurde die Frau aus Sachsen-Anhalt festgenommen

Allerdings wird seit ihrer Ausreise gegen die Sangerhäuserin ermittelt. Mehrere Objekte aus dem privaten Umfeld der Frau seien im Herbst 2019 durchsucht worden – laut Bundesanwaltschaft mit dem Ziel, weitere Beweise für die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zu sammeln.

Nun ist die junge Frau nach Deutschland zurückgekehrt und wurde am Flughafen Frankfurt/Main festgenommen. Noch am Sonntag soll sie einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. Gegen sie liege ein Haftbefehl aus dem Mai 2020 vor.

Maas (SPD): Werden uns für weitere Rückkehraktionen einsetzen

Die Frau ist eine von drei Frauen und zwölf Kindern, deren Rückholung das Auswärtige Amt bestätigte. Bei allen Personen handelt es sich um Personen, die bisher in den kurdisch verwalteten Lagern Roj und Al-Hol im Nordosten Syriens (Kurdisch: Rojava) lebten. Zwei weitere Frauen und sechs weitere Kinder seien nach Finnland gebracht worden.

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„Ich bin sehr erleichtert, dass wir gestern weitere zwölf Kinder und drei dazugehörige Mütter aus Lagern in Nordostsyrien zurückholen konnten. Diese frohe Nachricht kurz vor Weihnachten stimmt zuversichtlich, dass wir auch in weiteren Fällen eine Rückkehr ermöglichen können“, erklärte Außenminister Heiko Maas (SPD). „Dafür werden wir uns in den kommenden Wochen und Monaten einsetzen.“ (te/dpa)