Berlin. Fallschirmjäger sollen Deutsche und Ortskräfte aus Kabul evakuieren. Es ist der bisher umfangreichste Bundeswehreinsatz dieser Art.

Die bislang größte Rettungsaktion der Bundeswehr begann kurz nach Sonnenaufgang. Auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf startete am Montag gegen 6.30 Uhr ein Militärtransporter vom Typ A400M zum Evakuierungseinsatz in Afghanistan, Stunden später folgten zwei weitere A400-Maschinen. Mit ihnen sollen vor allem deutsche Botschaftsangehörige, aber auch andere deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte ausgeflogen werden.

An Bord waren Fallschirmjäger der Heeresdivision Schnelle Kräfte – Spezialisten, die für solche Einsätze ausgebildet sind. Begleitet wurden sie von Bundeswehrsanitätern und Feldjägern. Es ist der bisher umfangreichste Bundeswehreinsatz dieser Art, insgesamt könnten Hunderte Soldaten an der Evakuierung beteiligt werden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sprach von einem „äußerst gefährlichen Einsatz“. Sie versicherte aber zugleich: „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet.“

Denn in der Division Schnelle Kräfte leisten die am besten ausgebildeten Männer und Frauen des Heeres ihren Dienst. Als Speerspitze des Heeres sollen die Soldaten weltweit jeden Punkt in 24 bis 96 Stunden erreichen können – für Evakuierungsoperationen aus Krisengebieten, auch für Such- und Rettungsaktionen der Bundeswehr.

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Afghanistan: Chaos am Flughafen - Maschinen können nicht landen

Eine weitere Bundeswehrmaschine, ein Airbus A310, startete am Vormittag von Köln aus nach Usbekistan. Denn in der usbekischen Hauptstadt Taschkent wird der wichtige Pfeiler der Luftbrücke nach Deutschland aufgebaut: Die Bundeswehr fliegt die Menschen in den mit Selbstschutztechnik ausgestatteten A400M nur nach Taschkent, von dort geht es in zivilen Maschinen weiter. Im besten Fall werden in einer zweiwöchigen Operation rund 2500 Ortskräfte, aber auch Menschenrechtler oder besonders gefährdete Frauen in Sicherheit gebracht – mit Familienangehörigen rund 10.000 Menschen.

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Wie gefährlich der Bundeswehreinsatz ist, wurde bereits beim Hinflug deutlich: Ob und wann die Maschinen in Kabul landen können, war angesichts der von verzweifelten Afghanen blockierten Landebahn zunächst unklar. Die Flugzeuge sollten zunächst in Baku in Aserbaidschan landen und erst weiterfliegen, wenn sich die Lage auf dem Kabuler Airport geklärt hat.

Ein A400M startete schließlich, musste aber über Kabul Warteschleifen ziehen und am Abend nach Taschkent abdrehen, um nachzutanken, wie aus Militärkreisen verlautete. Er sollte über dem Kabuler Luftraum durch eine andere Maschine ersetzt werden. Auf diese Weise bleibe die Luftwaffe in der Lage, jede Gelegenheit zur Landung zu nutzen, hieß es.

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