Berlin. Weitet sich der Nordkorea-Konflikt zur Konfrontation der Großmächte zwischen China und USA aus? Trump setzt wieder düstere Drohungen ab.

Im Krieg der Worte zwischen Washington und Pjöngjang verfährt US-Präsident Donald Trump nach der Devise: Kein Tag ohne neue Drohung. Und die Formulierungen werden immer schärfer. „Militärische Lösungen sind nun komplett vorbereitet, geladen und entsichert für den Fall, dass Nordkorea unklug handeln sollte“,

Auch interessant

. „Hoffentlich findet Kim Jong-un einen anderen Weg“, fuhr Trump fort.

Im Nordkorea-Konflikt schaukelt sich die Rhetorik auf beiden Seiten immer höher. Pjöngjang schließt einen Angriff auf das US-Außengebiet Guam im Pazifik nicht aus. Trump hatte angekündigt, militärische Provokationen

Auch interessant

zu wollen. Hintergrund sind die erfolgreichen Tests von zwei nordkoreanischen Langstreckenraketen im Juli. Zuvor hatte das sozialistische Land mehrere Atombomben getestet und eine Attacke auf Amerika angedeutet.

Kanzlerin Merkel kritisiert „Eskalation der Sprache“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich alarmiert. „Eskalation der Sprache halte ich für die falsche Antwort“, sagte sie am Freitag in Berlin. Zudem rief sie dazu auf, die Bemühungen um eine friedliche Lösung zu verstärken. SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz brachte Verhandlungen nach dem Vorbild des Atom-Deals mit dem Iran ins Gespräch.

Kim Jong Un - Dieser Diktator beherrscht Nordkorea

weitere Videos

    Im Fall eines nordkoreanischen Angriffs auf die US-Pazifikinsel Guam wären Nato-Staaten wie Deutschland nicht verpflichtet, die Amerikaner militärisch zu unterstützen. Guam gehöre nicht zu dem Gebiet, für das die Beistandspflicht im Nordatlantikvertrag festgeschrieben wurde, sagte ein Nato-Sprecher. Demnach wäre es eine rein politische Entscheidung, ob die Alliierten den Bündnisfall nach Artikel 5 ausrufen.

    Angesichts der wachsenden Spannungen zwischen Washington und Pjöngjang gibt Peking zwar weiterhin den Moderator. Beide Seiten sollten sich mäßigen, mahnte das Außenministerium am Freitag. Doch hinter dem Nuklearkonflikt

    Auch interessant

    China sollte sich nach Ansicht der staatlichen chinesischen Zeitung „Global Times“ im Fall eines die USA bedrohenden nordkoreanischen Angriffs neutral verhalten. Wenn allerdings Amerika und Südkorea zuerst attackierten und versuchten, die nordkoreanische Regierung zu stürzen, werde China dies verhindern, hieß es in einem Leitartikel. Die Zeitung steht unter der Schirmherrschaft der „Renmin Ribao“, dem Organ der Kommunistischen Partei Chinas. Peking werde sich jedem widersetzen, der am Status quo etwas ändern wolle.

    Vor vier Monaten sah die Lage noch völlig anders aus

    Anfang April ging ein Bild um die Welt, auf dem sich zwei Männer unter Kristalllüstern anlächelten und freundlich die Hände schüttelten. Es war US-Präsident Trump, der den chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping in seinem Luxusdomizil Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida empfing. Beide Seiten sprachen später von einer „sehr guten Atmosphäre“. Die Streitpunkte – das Atomwaffenprogramm Nordkoreas oder das fast 350 Milliarden Dollar umfassende US-Handelsdefizit mit China – waren auf einmal weichgezeichnet.

    Merkel gegen militärische Lösung des US-Nordkorea-Konfliktes

    weitere Videos

      Doch davon ist derzeit weit und breit nichts zu sehen. Vielmehr hat zwischen beiden Ländern ein politischer Klimasturz stattgefunden. Zwar hatte China die verschärften UN-Sanktionen gegen Nordkorea vor einer Woche mitgetragen. Aber es sperrt sich dagegen, den Ölhahn zuzudrehen – vermutlich der einzige Hebel, der das Aus für das Regime in Pjöngjang bedeuten würde. Im Fall eines Zusammenbruchs des Systems befürchtet Peking zwei Dinge: eine riesige Flüchtlingswelle und ein wiedervereinigtes Korea mit Zehntausenden US-Soldaten an seiner Grenze.

      Gebietsansprüche Chinas im Südchinesischen Meer abgewiesen

      China zeigt sich zunehmend verärgert über die steigende Militärpräsenz der Amerikaner im Pazifik. Am Freitag protestierte Peking scharf gegen das Manöver eines US-Kriegsschiffes in territorial umstrittenen Gewässern des Südchinesischen Meeres. Der Zerstörer „USS John S. McCain“ sei illegal in das Seegebiet um ein Riff der Spratly-Inseln eingedrungen, kritisierte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. „Ein solches Vorgehen untergräbt ernsthaft Chinas Souveränität und Sicherheit und gefährdet das Personal beider Seiten an der Frontlinie.“

      Die Spratly-Inseln werden von China und seinen Nachbarländern beansprucht. Bei den mehr als 100 weit verstreuten Inseln und Atollen machen sowohl China als auch Vietnam und die US-Verbündeten Taiwan, Malaysia, die Philippinen und Brunei Rechte geltend. Seit 2014 schüttet die Führung in Peking an verschiedenen Riffen Sand auf, um Hafenanlagen und Flugplätze zu bauen. Die USA werfen China vor, hauptsächlich militärisch nutzbare Einrichtungen wie Landebahnen, Radartürme oder Geschützstellungen zu installieren. Das internationale Schiedsgericht in Den Haag hatte die Gebietsansprüche Chinas im Südchinesischen Meer vor einem Jahr als unrechtmäßig abgewiesen. Die rund 3,5 Millionen Quadratkilometer große Region gilt als rohstoffreich und wichtig für die Kontrolle der internationalen Handelsrouten.