Paris. Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron wird der jüngste Präsident Frankreichs. Er erinnert mit seinem Charme an John F. Kennedy.
Die Korken der Champagnerflaschen knallten im Pariser Hauptquartier von
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schon kurz bevor um 20 Uhr die ersten Hochrechnungen veröffentlicht wurden. Da waren die Auszählungen der ersten Wahlbüros beendet worden, und es zeichnete sich bereits ab, was sich wenige Minuten später bestätigen sollte: Die Franzosen haben den linksliberalen Ex-Wirtschaftsminister, der mit seinem jugendlichen Charme an den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy erinnert,
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Auf dem Platz vor dem Louvre Museum, wo sich bereits mehrere Hundert Anhänger Macrons in Erwartung der hier von dessen Bewegung „En Marche!“ vorgesehenen Wahlparty versammelt hatten, brandet um Punkt 20 Uhr frenetischer Jubel auf. Die Mehrheit der Franzosen hat
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gegen die rechtsextreme Marine Le Pen gestimmt. Macron ist der neue Präsident Frankreichs, und Europa atmet auf.
Le Pen reklamiert Rolle der Oppositionsführerin für sich
Auf den Terrassen des beliebten Ausflugslokal „Chalet du Lac“ im Pariser Stadtwald Bois de Vincennes, das Marine Le Pen für den Wahlabend angemietet hat, herrscht hingegen Niedergeschlagenheit. Den dort versammelten Führungsstab des rechtsextremen Front National konnte die von den Umfragen vorweggenommene Niederlage zwar kaum überraschen, doch die Parteibasis hatte bis zuletzt gehofft, dass ihre Chefin die Meinungsforscher am Ende Lügen strafen würde.
Le Pen reagierte rasch und gratulierte Macron umgehend zu seinem Sieg. Dann betonte sie aber sofort, dass „wir Patrioten ein historisch hohes Wahlergebnis erzielt haben“ und reklamierte die Rolle der Oppositionsführerin für sich. Während der scheidende Staatschef François Hollande erklärte, dass sich „die Franzosen hinter den Werten der Republik versammelt haben“, ließ der neue Präsident über die Nachrichtenagentur AFP verbreiten, dass „heute eine neue Seite in unserer langen Geschichte aufgeschlagen“ werde, „eine Seite der Hoffnung und des wiedergefundenen Vertrauens“.
Donald Trump gratulierte via Twitter
Kurz nach 21 Uhr tritt der frisch gewählte Präsident vor die Kameras. Er wirkte ruhig, ernst, von Euphorie und Freunde keine Spur. Er dankte den Wählern und versprach, er werde seine ganze Kraft dazu verwenden, sich des Vertrauens der Franzosen würdig zu zeigen. Und: „Ein neues Kapitel in unserer langen Geschichte beginnt heute.“ Kurz danach gratulierte US-Präsident Donald Trump Macron via Twitter zur Wahl.
Mancherorts mussten die Franzosen lange warten, um ihre Stimme abgeben zu können. Im 18. Arrondissement von Paris bildet sich um 15 Uhr auf der Place Jules Joffrin eine lange Schlange vor dem im Rathaus eingerichteten Wahlbüro.
Mélenchon-Wähler als Zünglein an der Waage
„Mehr Stopp- als Go-Verkehr, und das am Sonntag“, witzelt ein junger Mann im Kapuzenpulli, doch niemand lacht. „Ich glaube, ich gehe wieder nach Hause, ich will ohnehin nur einen leeren Wahlzettel abgeben“, erklärt eine ältere Dame. „Da wird sich Marine Le Pen aber freuen“, schnaubt der hinter ihr stehende Mittvierziger Frederico.
Wie sich die Wähler Mélenchons entscheiden würden, war die große Frage. Er war am 23. April mit knapp 20 Prozent auf den vierten Platz gekommen und hatte im Gegensatz zu den ebenfalls ausgeschiedenen sozialistischen und konservativen Bewerbern nicht dazu aufgerufen, im Stechen für Macron zu stimmen. In den Augen der Analysten hätten sie das Zünglein an der Waage sein können. Doch die Meinungsforscher gaben schon Anfang der vergangenen Woche Entwarnung. Ihnen zufolge beabsichtigte mehr als die Hälfte von Mélenchons Anhängern, wie Frederico mit spitzen Fingern einen Wahlzettel für Macron abzugeben, ein Drittel liebäugelte mit der Enthaltung und nur 16 Prozent mit einem Votum für Le Pen.
Wahlbeteiligung niedriger als 14 Tage zuvor
Bis zu dem TV-Duell zwischen Macron und Le Pen am Mittwochabend galt auch die Einschätzung, dass eine sehr hohe Enthaltungsquote den von den Umfragen vorhergesagten Sieg des parteilosen Linksliberalen noch infrage zu stellen drohe. Dann jedoch sorgte der aggressive Fernsehauftritt der Rechtsextremistin, die ihren Rivalen zweieinhalb Stunden lang mit wilden Anschuldigungen überhäufte, bei so manchem erschrockenen und ursprünglich zur Enthaltung entschlossenen Wähler dafür, seine Haltung noch einmal zu überdenken. Trotzdem stand schon am späten Nachmittag fest, dass die Wahlbeteiligung niedriger ausfallen würde als 14 Tage zuvor.
In der ebenfalls am Platz Jules Joffrin gelegenen Brasserie „Café de la Place“, wo viele Bewohner des Viertels vor oder nach dem Urnengang auf ein Gläschen vorbeischauten, herrschte den ganzen Tag Hochbetrieb. Wobei die Thekengespräche sich immer wieder um den Hackerangriff auf die Wahlkampfzentrale des Präsidentschaftsfavoriten drehten. Wie in der Nacht auf Sonnabend bekannt geworden war, hatten Unbekannte Zehntausende Dokumente und Mails aus der internen Kommunikation der von Macron gegründeten Bewegung „En Marche!“ ins Internet gestellt. Dabei waren offenbar auch gefälschte Dokumente unter die echten gemischt worden.
Französische Regierung warnte vor russischer Einmischung
„Unbekannte, dass ich nicht lache. Ich gehe jede Wette, dass das die Russen waren“, ruft ein Bistrobesucher in die Runde. „Ja, und Hollande hat Konsequenzen angedroht“, stimmt ihm sein Nachbar zu. „Dafür müssten die erst mal rauskriegen, wer das wirklich war. Noch weiß das niemand“, wirft der Barkeeper ein. Tatsächlich ist die Informationslage äußert spärlich. Die staatliche Kontrollinstanz zur Überwachung des französischen Präsidentschaftswahlkampfs hatte die Medien davor gewarnt, Inhalte der gehackten Dokumente zu veröffentlichen, und darauf hingewiesen, dass die Verbreitung falscher Nachrichten bestraft werde. Entsprechend zurückhaltend fiel die Berichterstattung über den Vorfall generell aus.
Die Karriere von Präsident Macron
Auch weil Macrons Wahlkampfzentrale schon zuvor Cyberangriffen ausgesetzt war, hatte die französische Regierung wiederholt vor einer russischen Einmischung in den französischen Präsidentschaftswahlkampf gewarnt. Sie verdächtigt Moskau, die Wahl zugunsten der Rechtsextremistin Le Pen beeinflussen zu wollen, die aus ihrer Bewunderung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin keinen Hehl macht.
Franzosen ließen sich nicht einschüchtern
Durchaus denkbar, dass der Hackerangriff auf „En Marche!“ einen noch stärkeren Rückgang der Wahlbeteiligung verhindert hat. Auf Versuche, sie beeinflussen zu wollen, pflegen die Franzosen allergisch zu reagieren. Auch von dem Terrorangriff auf mehrere Polizisten mitten in Paris kurz vor der ersten Wahlrunde ließen sie sich nicht einschüchtern.