Die Region kommt nicht zur Ruhe: Bei erneuten Demonstrationen in Urumqi kamen fünf Menschen ums Leben.

Urumqi. Bei Protesten in der chinesischen Unruheprovinz Xinjiang hat es fünf Tote gegeben. 14 Verletzte wurden ins Krankenhaus eingeliefert, fünf Menschen kamen ums Leben, unter ihnen zwei Unbeteiligte. Die Behörden stehen wegen ihres Umgangs mit einer rätselhaften Angriffserie mit Injektionsspritzen in der Kritik.

Nähere Angaben zu den Todesopfern machte Urumqis Vize-Bürgermeister Zhang Hong nicht. Zu Beginn der Proteste am Mittwoch sei ein Mensch schwer verletzt worden, sagte er. In Urumqi warf am Freitag eine wütende Menge mit Flaschen auf Polizisten, Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Knapp tausend Demonstranten forderten in der Nähe des Sitzes der Provinzregierung die Freilassung eines Han-Chinesen, den die Polizei während der Proteste abführte. Einige Demonstranten verlangten den Rücktritt des Chefs der Kommunistischen Partei in Xinjiang, Wang Lequan. Hunderten Sicherheitskräften gelang es, die Menge zu zerstreuen. Die Polizei trieb etwa tausend Teilnehmer einer zweiten Kundgebung mit Tränengas auseinander.

Die Behörden in Urumqi gerieten wegen einer Reihe von Anschlägen mit Stichwaffen oder Injektionsspritzen unter Druck, bei denen in den vergangenen Wochen nach amtlichen Angaben mehr als 450 Menschen verletzt wurden. Laut Xinhua ist unklar, ob die Spritzen etwas enthielten. Bislang sei jedoch niemand vergiftet oder infiziert worden. Im Zusammenhang mit den Angriffen wurden 21 Verdächtige festgenommen, die Attacken dauern nach Angaben von Opfern aber an.

Chinas Polizeiminister Meng Jianzhu warf „muslimischen separatistischen Kräften“ vor, für die Spritzen-Attacken verantwortlich zu sein. Sie hätten die Angriffe „geplant und geführt“, um der „ethnischen Einheit“ Schaden zuzufügen. Die Attacken seien die Fortführung der Gewalt von Anfang Juli, als bei schweren Zusammenstößen zwischen Uiguren und Han-Chinesen knapp 200 Menschen starben. Die muslimische Minderheit der Uiguren fühlt sich von den Han-Chinesen unterdrückt.

Eine am Freitag mit einer Spritze attackierte Han-Chinesin beschrieb den Angreifer als Uiguren. Es sei ihr ein Rätsel, warum der Mann den Sicherheitskräften habe entwischen können, sagte die 21-jährige Liu Yan. Auch ein 52-jähriger Uigure wurde nach eigenen Angaben am Donnerstag von einem „jugendlichen Uiguren“ mit einer Spritze in den Rücken gestochen. Andere Opfer äußerten die Vermutung, dass die Spritzen zweckentfremdet wurden, weil die Behörden nach den gewaltsamen Unruhen vom Juli den Waffenbesitz erschwerten.