Hamburg. Im Wein-Podcast geht es um Rotweine aus Österreich und das burgenländische Weingut Heinrich, dessen Chefin zu Gast ist.

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Was der Bordeaux für die Franzosen ist und der Spätburgunder für die Deutschen, das ist die Rebsorte Blaufränkisch für die Österreicher. Behaupten zumindest Michael Kutej, Inhaber der Hamburger Hanse Lounge, und Winzerin Silvia Heinrich, die in der neuen Folge unserer Reihe „Vier Flaschen“ zu Gast ist.

Das Mittelburgenland, aus dem Silvia Heinrich kommt, wird auch Blaufränkischland genannt, „die Region steht insbesondere für diese Rebsorte“, sagt Kutej, der bekanntlich auch Österreicher ist.

Zum Auftakt der "Brot- und Butterwein" der Winzerin

Los geht es mit dem Deutschkreutz aus dem Jahr 2019, ihr „Brot- und Butterwein“, also ein guter Einstieg in die Welt des Blaufränkisch, der sehr würzig ist „und extrem widerspiegelt, wo er wächst und wer ihn produziert“, so Silvia Heinrich. Der Wein hat nur einen Alkoholgehalt von 12,5 Prozent, das sei der Trend der vergangenen Jahre: „Man geht weg von den schweren, wuchtigen Rotweinen, damit man eine Flasche zu zweit genießen kann, ohne das sofort zu spüren“, so Heinrich.

Er riecht und schmeckt nach Kirsche, Blaubeere und Flieder, aber auch nach Zimt, Orangenschale, Vanille, „eben diese typischen Weihnachtsgewürze. Mich erinnert das an einen gut gemachten Glühwein“, sagt Lars Haider. Den Vergleich findet Kutej passend, „auch wenn kalter Glühwein nie so gut schmecken wird wie dieser Wein“. Der übrigens, Überraschung, besonders gut in China verkauft wird…

Alte Reben und ein ganz spezieller Verschluss

Zur zweiten Flasche, die auf eine besondere Art verschlossen ist: mit einem Schraubverschluss, der auf den ersten Blick wie ein Korken aussieht, was dazu führt, dass Axel Leonhard vergeblich versucht, ihn mit einem Kellnermesser zu öffnen. Das sei die Premiumvariante eines Drehverschlusses, so Silvia Heinrich, sie koste 1,50 Euro das Stück – und damit mehr als doppelt so viel wie der normale Verschluss.

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Kaum ist er weg, riecht man das Holz, in dem der Wein, ein Goldberg aus dem Jahr 2017, ausgebaut wurde, und „Zimt, extrem viel Zimt“, so Haider. „Der Wein erinnert an den Deutschkreutz, ist aber kompakter und intensiver“, sagt Kutej. Der Goldberg werde in drei verschiedenen Durchgängen geerntet, so Heinrich: erst dieser, dann der Reserve und schließlich die Alten Reben, von denen die Hälfte noch aus dem Jahr 1947 stammt, in dem das Weingut gegründet wurde. „Wirtschaftlich gesehen sind Alte Reben nicht so gut, weil man aus ihnen deutlich weniger Wein bekommt als aus jungen Rebstöcken. Aber die Qualität ist der Hammer“, sagt die Winzerin.

Die dritte Flasche hat "einen enormen Trinkfluss"

Die dritte Flasche kommt vom selben Weinberg, ihr Inhalt wurde aber eine Woche später geerntet und deutlich länger, nämlich zwei Jahre, im Holzfass gelagert. Der Goldberg Reserve Jahrgang 2017 ist erstmals Ende vergangenen Jahres verkauft worden, und er hat im Vergleich zu anderen Weinen „einen enormen Trinkfluss, lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen“, so Haider. Kutej wird philosophisch: „Ich finde, Blaufränkisch ist eine Rebsorte, die etwas Hedonistisches hat. Sie breitet die Arme aus und sagt: Komm zu mir.“ Der dritte Wein sei extrem saftig und salzig zugleich, Kutej schmeckt besonders Vanille und Brombeere heraus.

Heinrich empfiehlt, die Flasche ein paar Tage offen stehen zu lassen und immer zu probieren, „dann sieht man erst, wie sich dieser Wein entwickelt“.

Ein Wein, gemacht wie von den Großeltern der Winzerin

Der Wein in der vierten Flasche, die Alten eben Jahrgang 2015 Edition Silvia Heinrich, stammt ausschließlich von Reben aus dem Jahr 1947, er ist so gemacht, wie die Großeltern der Winzerin Weine hergestellt haben. „Für mich ist das einer der besten Blaufränkischen, den ich je getrunken habe. Den gab es dieses Jahr bei uns Weihnachten zur Gans“, sagt Kutej. „Man spürt die Kraft aus den dickschaligen Traubenhäuten.“

Die Winzerin Silvia Heinrich inmitten ihrer Reben.
Die Winzerin Silvia Heinrich inmitten ihrer Reben. © Weingut Heinrich | Chris Rebok

Der Wein gehöre nicht zu denen, die einen schon beim Geruch anspringen würden, das „Erlebnis kommt erst beim zweiten, dritten Schluck, und es verändert sich von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag“. Haider hat, anders als bei den ersten drei Weinen, bei Flasche vier „dieses typische Rotwein-Gefühl, man möchte irgendwie gleich den Kamin anmachen, wenn man denn einen hätte“. Leonhard sieht das kritischer, er findet die Unterschiede zwischen den vier Weinen gar nicht so groß – „auch wenn mir alle gut schmecken“.

Nachgefragt

Muss man immer etwas auf eine geöffnete Flasche Wein machen, wenn man sie in den Kühlschrank stellt?

Michael Kutej: „Das würde ich immer empfehlen, damit der Wein die Aromen des Kühlschranks nicht annimmt und umgekehrt. Ich würde immer etwas drübertun, im Zweifel reicht ein Stück Frischhaltefolie. Ich habe immer ein paar Korken in meiner Küchenschublade.“

Wann gibt es die ersten Weine aus dem Jahrgang 2020 zu trinken?

Michael Kutej: „Die gibt es tatsächlich schon seit Oktober, allerdings nicht aus Europa, sondern aus Neuseeland und Australien. Die ersten Winzer aus Deutschland und Österreich haben auch schon 2020er-Weine im Angebot, weil die Nachfrage im vergangenen Jahr so groß war, dass sie in einigen Bereichen ausverkauft sind. Vor allem die Basisweine aus 2019 sind bei vielen Weingütern ausverkauft.“

Wie ist der Jahrgang 2020?

Silvia Heinrich: „Für uns war 2020 ein großes Jahr, das sehr vielversprechend ist.“