Hamburg. Zu Gast im Podcast “Vier Flaschen“ ist Winzer Paul Cluver aus Elgin in Südafrika. Die Experten durften diesmal nicht nur Wein kosten.

Korken oder Schraubverschluss? Das ist bei Weinen nicht nur eine Glaubens-, sondern auch eine Qualitätsfrage, die heute in unserer Reihe „Vier Flaschen“ geklärt wird (zu hören unter www.abendblatt.de/Podcasts, zu sehen auf unserem YouTube-Kanal). Michael Kutej, Lars Haider und Axel Leonhard, unsere drei Weinexperten, hatten diesmal einen der bekanntesten Winzer Südafrikas zu Gast: Paul Cluver, dessen Vorfahren vor 150 Jahren aus Verden ins Land kamen, nahm zusammen mit seiner Schwester Lisel per Video an der Weinrunde teil.

Die beiden betreiben ein Weingut in der Region Elgin, eine Autostunde oder 70 Kilometer südöstlich von Kapstadt, und bauen dort nicht nur Trauben, sondern auch Äpfel an. Deshalb war eine der vier Flaschen, die diesmal probiert wurden, eine besonders kleine: Der Cider Cluver & Jack, ein Apfel-Schaumwein, der laut Haider „stark nach Honig“ riecht, 4,5 Prozent Alkohol hat, und erstaunlich trocken ist. „Wir wollten einen Cider für alle machen, die Wein lieben“, sagt Paul Cluver.

Der erste Wein, der nach Gemüse schmeckt

Flasche zwei enthält die Rebsorte, die einem wahrscheinlich zuerst einfällt, wenn man an Südafrika denkt: Der Sauvignon Blanc aus dem Jahr 2019 (10,50 Euro) ist „vegitabel“, sagt Kenner Kutej, „er hat etwas Kräutriges, schmeckt und riecht nach frischen Bohnen oder einer Paprika, die man gerade aufgeschnitten hat“. Lars Haider geht noch weiter: „Es ist der erste Wein, den wir in dieser Reihe probieren, der vor allem nach Gemüse und kaum nach Frucht oder nach dem Boden schmeckt.“ Kutej hat einen Tipp: „Weine wie dieser sind für den schnellen Konsum gemacht, die sollte man in den ersten drei Jahren trinken. Das gilt für die meisten Sauvignon Blancs aus Südafrika und Neuseeland.“

Der nächste Rat: Wenn man, wie die Runde, nach einem Sauvignon Blanc einen Chardonnay (wieder von Paul Cluver, diesmal aus dem Jahr 2017) trinkt, sollte man das Glas vinieren, um den Geschmack des einen Weins nicht mit dem des anderen zu vermischen. Vinieren heißt: etwas Chardonnay einschenken, kurz im Glas schwenken, und dann, auch wenn es weh tut, wegschütten.

Kutej empfiehlt, den Wein ein paar Stunden zu öffnen, bevor man ihn trinkt. Während Axel Leonhard Zitrone, „fast Zitronengras“ schmeckt, hat Lars Haider etwas „Buttriges“, Michael Kutej sogar „ein leichtes Karamell“. Die drei sind sich einig, dass dieser Chardonnay (die Flasche kostet 18,50 Euro) ideal für all die ist, die ansonsten an die ABC-Regel (anything but chardonnay) glauben. Wobei Paul Cluver für das ABC noch eine andere Übersetzung hat: „Another bottle of Chardonnay.“ Und: „Bei uns trinken Leute, die sich mit Weinen auskennen, deutlich mehr Chardonnay als Sauvignon Blanc. Der Sauvignon Blanc ist eher etwas für Einsteiger.“

Das steckt hinter dem Schraubverschluss

Was die beiden Flaschen noch unterscheidet: Während der Sauvignon Blanc einen Schraubverschluss hat, steckte in der Flasche mit dem Chardonnay ein Korken. Hat das auch mit der Qualität der Weine zu tun? „Alle Weine, die fertig in die Flasche kommen und die in den nächsten zwei, drei Jahren getrunken werden sollen, kriegen einen Schraubverschluss“, sagt Kutej. „ Weine, die noch nicht fertig sind, die man noch lange trinken kann, verschließt man lieber mit einem Korken, weil der etwas Austausch mit der Umgebung zulässt. Außerdem gibt es den Schraubverschluss ja noch gar nicht so lange, man weiß nicht, wie ein 50 Jahre alter Wein schmeckt, der einen Schraubverschluss hat.“ Darf man an einem Korken riechen, und kann man daran erkennen, ob der Wein gut ist? Klare Antwort von Kutej: „Zweimal nein.“

Der letzte Wein kommt aus Frankreich, es ist ein Beaujolais Villages 2018 von der Domaine de la Madone, ein hundertprozentiger Gamay noir. „Der passt perfekt in die Zeit, die jetzt kommt“, sagt Kutej. Er hat den Wein ein bisschen gekühlt, die Trinktemperatur sollte bei 13 Grad liegen. „Ich weiß, dass die Menschen grundsätzlich mehr Weißwein als Rotwein trinken. Aber dieser Rotwein ist kein typischer Rotwein, er ist sehr samtig, weich und erfrischend – und hat in der Bewertung von Robert Parker 92 Punkte bekommen, was wahnsinnig viel ist für einen Beaujolais, der gerade einmal zehn Euro die Flasche kostet.“