Hamburg. Zu Gast im Podcast „Vier Flaschen“ sind drei Spitzenwinzer Österreichs. Ein Wein entstand in Kooperation mit der Hanse Lounge.

Ihre Weine gehören zu dem Besten, was in Österreich angebaut wird: Gerhard Markowitsch, Paul Achs und Albert Gesellmann sind als Winzer so etwas wie die Champions League in unserem Nachbarland – und haben jetzt zusammen einen ganz besonderen Wein in und für Hamburg vorgestellt. Mehr dazu, vor allem über ihre Arbeit, verraten sie in der neuen Folge unserer Podcast-Reihe „Vier Flaschen“. In der sitzen normalerweise Weinkenner Michael Kutej, Riesling-Liebhaber Lars Haider und Biertrinker Axel Leonhard mit maximal einem Gast zusammen, um eben vier Flaschen Wein zu trinken und darüber zu reden. Für das österreichische Trio wurde eine Ausnahme gemacht – und das hat sich gelohnt.

Los geht es mit Gerhard Markowitsch, dessen Weingut im „wärmsten Teil Niederösterreichs“, zwischen Wien und Bratislava, liegt. Der Winzer legt seinen Fokus eigentlich auf Rotweine, mit denen er in diesem Jahr auch den Wiener Opernball beliefert hat, brachte zum Probieren aber einen Weißwein mit. Genauer gesagt: den Ried Schüttenberg 2018 Chardonnay (18 Euro). Und sorgt damit für eine Premiere: „Das ist das erste Mal, dass wir einen Chardonnay bei ,Vier Flaschen‘ testen“, sagt Kutej, was vielleicht auch daran liege, dass der mit Vorurteilen zu kämpfen habe. Es gebe nicht wenige Menschen, die nach der sogenannten ABC-Regeln Weine trinken: „Anything but Chardonnay“ – der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki gehört dazu, wie er unlängst bei „Vier Flaschen“ bekannte. „Vielen ist der Chardonnay zu wuchtig oder kräftig und nicht aromatisch genug“, sagt Kutej. Und: „Wenn jemand mir erzählt, dass er keinen Chardonnay mag, weiß ich, dass er keine Ahnung von Weinen hat.“

Gute österreichische Weine haben einen rot-weißen Deckel

Der Wein von Markowitsch schmeckt nach Zimt, Ananas und Grapefruit, „wir versuchen schon, das im Zitrusbereich zu halten“, sagt der Winzer. Er sei komplex, halte lange die Spannung, sagt Kutej, „der hat das gewisse Etwas“. Das erkenne man ja schon am Deckel: Der ist rot-weiß und das Siegel für einen österreichischen Qualitätswein. „Das ist der Vorteil von guten Weinen aus Österreich. Man kann sie schon von Weitem im Regal an dem Deckel in den Landesfarben erkennen“, sagt Markowitsch und erzählt noch von seinem Topwein, dem M1. Den gibt es nicht jedes Jahr, nur wenn der Winzer mit der Qualität absolut zufrieden ist. Und der M1, M für Markowitsch, 1 für die Nummer eins, kostet 65 Euro. „Wenn ein Jahrgang mal nicht so gut ausfällt, verzichten wir lieber auf unsere Topweine, als Abstriche beim Geschmack zu machen.“

Zweiter Gast ist Paul Achs, der mit seinen Weinen schon länger in Deutschland vertreten ist – und dessen charakteristisches Logo sehr bekannt ist: „Als ich 1990 die Verantwortung für unser Weingut übernommen hatte, gab es allein bei uns in der Region ein Dutzend Anbieter, die Achs hießen. Deshalb brauchten wir etwas, das uns von den anderen anhebt.“ Achs kommt aus dem Burgenland, „von der Landschaft her gehören wir eher zu Ungarn als zu Österreich“, sein Weingut ist 25 Hektar groß und verkauft 120.000 bis 150.000 Flaschen im Jahr. „Paul könnte deutlich mehr produzieren, vielleicht das Doppelte, wenn er nicht so einen großen Wert auf die Qualität legen würde“, sagt Kutej.

Zweigelt ist die populärste Rotweinsorte in Österreich

Paul Achs hat einen Zweigelt Alte Reben 2018 dabei, die Flasche kostet 14 Euro. „Zweigelt ist definitiv die populärste Rotweinsorte in Österreich. Sein großer Vorteil ist, dass er eine schöne Farbe und eine mindestens so schöne Frucht hat.“ Und wenn man ihn leicht kühle, könnte man ihn auch gut im Sommer trinken: „Ich bin generell dafür, Rotwein etwas kühler zu servieren. Warm wird er ja von allein“, sagt Achs.

Der Zweigelt riecht nach eingekochter Pflaume, „ein wenig wie Zwetschgenröster“, sagt Kutej. „Aber er schmeckt nicht so intensiv, wie er riecht. Das finde ich gut, und das spiegelt auch den Charakter von Paul Achs, der eher zurückhaltend ist.“

Viele Kleinigkeiten, mit denen die Qualität des Weins beeinflussen werden kann

Ist es mit den Weinen und den Winzern genauso wie mit den Hunden und ihren Haltern? Am Ende wird der eine wie der andere? „Ich glaube, genauso ist es“, sagt Kutej. „Der Winzer wird immer nur die Weine produzieren, die er selbst trinken würde.“ „Es gibt viele Kleinigkeiten, mit denen man als Winzer die Qualität des Weins beeinflussen kann. Das beginnt schon damit, ob man zehn Tage später oder früher erntet. Und ich kühle zum Beispiel die Trauben noch mal, bevor sie verarbeitet werden“, sagt Paul Achs – und übergibt an Albert Gesellmann, den Dritten im Bunde. Und einen der ganz großen Namen in der Szene.

Gesellmann kommt aus dem Mittelburgenland, „richtig an der Grenze zu Ungarn, mit mehreren Hügelketten – dadurch gibt es bei uns in erster Linie Rotwein“. Die typische Rebsorte für die Region sei Blaufränkisch, mitgebracht hat Gesellmann den 2016 Hochberg Blaufränkisch. „Man ist immer noch auf der Suche, wo die Rebsorte genau herkommt. Sie bringt eine sehr starke Kräuterwürze mit, etwas Pfeffriges, das gibt dem Wein auch den Ausdruck“, sagt Gesellmann.

Handlese ist bei Gesellmann oberste Qualitätsprämisse

Riesling-Liebhaber Lars Haider, der eigentlich keine Rotweine mag, findet die dritte Flasche „extrem gut“, auch Biertrinker Axel Leonhard ist begeistert. Und hat eine vermeintlich banale Frage: Nämlich, wie die Trauben geerntet werden. „Natürlich könnte man das maschinell machen, wir ernten aber per Hand“, sagt Gesellmann. „Für meine Kollegen und mich ist die Handlese die oberste Qualitätsprämisse. Erstens sieht man dabei, ob die Traube reif ist, und zweitens, ob sie gesund ist.“

Der Winzer führt den Familienbetrieb, der rund 270.000 Flaschen pro Jahr füllt, in siebter Generation, gemeinsam mit seiner Frau, auch seine Schwestern sind im Betrieb. Sie sind unter anderem für die Etiketten verantwortlich, die sehr künstlerisch gestaltet sind: „Wir haben bereits 1982 damit begonnen. Das Etikett passt zu der Art, wie wir Weine machen.“

Cuvée aus den besten Lagen der Winzer

Der Hochberg kostet 34 Euro die Flasche und ist mehrfach ausgezeichnet worden – wie viele Produkte der drei österreichischen Winzer. „Immer wenn man Preise gewinnt, ist das eine große Freude und Bestätigung der Arbeit. Ich kann aber nicht sagen, dass das beim Verkauf eine Rolle spielt“, sagt Gesellmann.

Die vierte Flasche hat einen Namen, der einen sofort an eine Automarke erinnert, aber „damit natürlich überhaupt nichts zu tun hat“: Er heißt AMG, die Initialen stehen natürlich für Achs, Markowitsch und Gesellmann, und ist eine Cuvée aus den besten Lagen der Winzer und wurde in Zusammenarbeit mit – Trommelwirbel – Michael Kutej und der Hamburger Hanse Lounge hergestellt. „Das ist ein Projekt, das nicht auf Geschäft, sondern auf Freundschaft aufgebaut ist“, sagt Paul Achs. „Wenn die Charaktere der Winzer passen, dann passen auch die Weine zusammen“, sagt Markowitsch.

Das ist beim AMG, die Flasche kostet 58 Euro, auf jeden Fall so: „Der Wein ist für die Ewigkeit gemacht, was auch daran liegt, dass 2015 ein sehr guter Jahrgang war“, sagt Kutej.