Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs erzählt Hajo Schumacher unter anderem von einem jungen Mann und dessen Vorlieben beim Friseurbesuch.

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Bei dem einen geht es um Rechts­medizin und Kriminalfälle, bei dem anderen um unser aller Sexualleben. Immer im Wechsel finden Sie an dieser Stelle unter dem Rubrum „Sex&Crime“ das Beste aus zwei unserer erfolgreichsten Podcasts. Diesmal das Thema bei „Ich frage für einen Freund“: „Heiß und Fetisch ...“

Journalist Hajo Schumacher sitzt wieder mal im lila Lack-Hasenkostüm am Mikrofon und fragt, natürlich für einen Freund, ob sein Hasen-Fetisch noch normal sei. Kein Problem, beruhigt die Hamburger Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs. Erlaubt ist, was gefällt und für den Partner keine Zumutung bedeutet.

Seit dem Millionenerfolg „Fifty Shades of Grey“ gehen die Deutschen entspannter um mit ihren Vorlieben für hohe Hacken, bestimmte Farben oder auch etwas gewöhnungsbedürftigeren Fetischen wie Folien, Peitschen, Staubsauger oder sogar Schweißfüße. „Es gibt nichts, was es nicht gibt“, weiß Sexualexpertin Hinrichs, die allerdings auch auf die Hindernisse hinweist. Wenn sich jemand nicht wohlfühlt, dann kommt Stress ins Bett. Da hilft nur behutsamer Fetisch-Detox, oder schlimmstenfalls die Trennung.

Fetische: "Füße sind ganz vorn mit dabei"

Aber werden wir konkret: Was ist eigentlich ein Fetisch? Schumacher hat nachgelesen. „Das war früher bei Naturvölkern ein Gegenstand, der vergöttert und dem magische Kräfte nachgesagt wurden“, sagt er, und dass er auch mit seinem Freund darüber gesprochen habe. Den würden vor allem hochhackige Schuhe anmachen, so weit also alles ganz normal …

Oder? Sowohl Gegenstände als auch Verhaltensweisen könnten Menschen besonders sexuell erregen, sagt Hinrichs, vor allem hätten die meisten aber eine Vorliebe für bestimmte Körperteile, „und da sind Füße ganz vorn mit dabei“, das haben Studien zu dem Thema ergeben. Danach stehen einige auch auf Körperflüssigkeiten, andere wiederum eher auf sehr dicke, wieder andere auf große Menschen. ­

Der junge Mann und seine Friseurvorlieben

Wie Fetische entstehen, erzählt ­Katrin Hinrichs anhand eines Beispiels aus ihrer Praxis: Es geht um einen jungen Mann, der beim Friseur mit roten Wänden und in einen roten Umhang gekleidet von einer netten Dame den Kopf shampooniert und dabei eine Erektion bekommt. „Das war ihm im Salon natürlich peinlich, weil es da völlig unpassend war. Aber tatsächlich hat ihn die Situation angemacht“, sagt Hinrichs. Diese Erfahrung habe ihn konditioniert: Bis heute stehe der junge Mann auf alles in Rot, seine Frau muss immer rote Lackstiefel tragen. „Viele Männer können sich genau an solche oder ähnliche Erlebnisse erinnern, bei denen ein Fetisch seinen Anfang genommen hat.“

Während in diesem Fall die Partnerin mit dem Vorlieben ihres Mannes kein Problem hatte, ist das beim zweiten Beispiel aus der Praxis von Hinrichs ganz anders: Ein Mann war von seiner Frau zu ihr geschickt worden, weil sie beim Umzug auf dem Dachboden eine Kiste mit Sexspielzeug und entsprechenden Magazinen gefunden hatte – und das offensichtlich abstoßend fand und sich fragte, wen sie da eigentlich geheiratet hatte: „Dann gehen die Probleme los“, sagt die Therapeutin und berichtet gleich von einem anderen Paar: „Die Frau wollte Sex mit vielen Berührungen und Zärtlichkeiten. Der Mann konnte dagegen keine Erektion mehr kriegen, wenn es nicht irgendwie hart und schmutzig zuging.“

Annäherung durch Spaziergänge und Küsse

Hinrichs’ Aufgabe sei es gewesen, die Fokussierung auf den Fetisch abzutrainieren und das Spektrum der sexuellen Lust zu erweitern. „Der Fetisch spielt sich vor allem im Kopf ab, und dort müssen wir ihn rausbekommen.“

Das oben genannte Paar sei sich langsam wieder nähergekommen, über gemeinsame Spaziergänge, über Küssen, fast so, als hätte die Beziehung noch einmal von vorn begonnen: „Das geht aber nur, wenn beide bereit sind, mitzumachen“, so Hinrichs.

Ein anderes Paar habe sich dagegen am Ende getrennt, weil er nicht in der Lage und willens gewesen sei, seinen Fetisch aufzugeben: „Er wollte den Sex nur so, wie er ihn mochte. Und das ist natürlich keine Basis für eine glückliche Beziehung.“

Hajo Schumacher will wissen, ob es denn auch „richtig seltsame Fälle“ in ihrer Praxis gebe. Ja, die gebe es, so Hinrichs, „etwa den Mann, der auf Füße stand, die ganz doll riechen“. Der habe ganz genau gewusst, wann diese Vorliebe begonnen hat: Er habe als kleiner Junge immer unter dem Schminktisch der Mutter, einer Schauspielerin, gesessen und sich dort sehr wohl und geborgen gefühlt, direkt neben den großen und schwitzenden Füßen. „Für ihn ist es natürlich schwer, eine Frau zu finden, die so etwas mitmacht.“