Hamburg. In der vorherigen Folge haben Schumacher und Hinrichs über Sexspielzeug für Frauen gesprochen – diesmal geht es um Männer.

Bei dem einen geht es um Rechtsmedizin und Kriminalfälle, bei dem anderen um unser aller Sexualleben. Immer im Wechsel finden Sie an dieser Stelle unter dem Rubrum „Sex&Crime“ das Beste aus zwei unserer erfolgreichsten Podcasts. Heute dran ist „Ich frage für einen Freund. Der Podcast für Erwachsene“ – mit Moderator Hajo Schumacher und der klinischen Sexualtherapeutin Katrin Hinrichs aus Hamburg.

In der vorherigen Folge haben Schumacher und Hinrichs über Hilfsmittel und Sexspielzeug für Frauen gesprochen – diesmal geht es um Männer. Und Schumacher muss tatsächlich an die „Fernfahrermuschi“ denken, „das ist so ein Gerät, das man auf das männliche Geschlechtsteil stülpen kann“. Heute heißt das „Flashlight“ oder „Satisfyer“, klärt Hinrichs auf: „Die Geräte sind unglaublich gefühlsecht, müssen aber immer wieder gereinigt und eingepudert werden, damit sie sich jedes Mal so anfühlen, wie sie sich anfühlen sollen.“

Geräte mit Druck und Unterdruck, mit Vibrationen und Wärme

Die Geräte gebe es mit Druck und Unterdruck, mit Vibrationen, mit Wärme, „es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt“, Apps inklusive: „Im Zweifel kannst du mit deiner Partnerin, wenn sie mal in einer anderen Stadt oder einem anderen Land ist, mithilfe einer App Sex haben, weil man sich bestimmte Reize hin- und herschickt“, so Hinrichs. Sie rät Männern, die immer zu früh kommen, mit den Geräten einmal zu üben, will aber eigentlich über was anderes reden: „Weißt du, wo wir in Deutschland angeblich Weltmeister sind? Bei den Penisverlängerungen.“

Schumacher, der ja nur für einen Freund fragt, kann es nicht glauben: „Ich kriege sofort Gänsehaut.“ Er habe sich einmal für ein Buch mit der Frage beschäftigt, welches Verhältnis Männer zu ihrem Geschlechtsteil, zu ihrem vermeintlich besten Freund haben. „Ich habe darüber auch mit einer Edel-Prostituierten gesprochen. Und die hat gesagt, dass sie in ihrem Leben noch keinen Mann getroffen hat, der ein zärtliches, liebevolles Verhältnis zu seinem Penis gehabt hat.

Der Penis soll funktionieren wie ein Akkuschrauber

Es ginge den Männern vor allem darum, dass er funktioniert – wie ein Akkuschrauber.“ Hinrichs befürchtet, dass die Dame recht hat: „Was sie beschreibt, höre ich in der Praxis immer wieder. Der Penis ist Stolz und Sorge zugleich. Spätestens wenn die Männer älter werden und das Testosteron nachlässt, die Gratis-Erektion also nicht mehr garantiert ist, sollte man sich mehr um seinen besten Freund kümmern.“ Männer müssten eine Beziehung zu ihrem Geschlecht aufbauen und den Penis nicht nur, wie es ein Patient bei ihr gesagt habe, als „Entladungszapfhahn“ sehen. Sollten Männer ihm deshalb einen Namen geben? „Es ist egal, wie man ihn nennt. Neulich habe ich von einem Mann gehört, dass er ihn ,Juniorpartner‘ nennt, das fand ich ganz nett.“

Schumacher ist noch bei den Verlängerungen: „Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der findet, dass sein Penis groß genug ist.“ Auch dazu kann Hinrichs eine Anekdote aus ihrer Praxis erzählen: „Die meisten Männer haben schon die Länge ihres Penis ausgemessen. Aber wenn ich dann mal einen Patienten frage, ob er auch den Umfang seines Bauches ermittelt hat, wird es still.“

Nebenwirkungen im Auge behalten

Zurück zu den Hilfsmitteln, nein, zu dem Hilfsmittel: Viagra. „Das Medikament macht eine schnelle Erektion, eine härtere Erektion, alles wunderbar“, sagt Hinrichs. „Aber ich kenne viele Frauen, die von ihren Männer nicht nur eine chemische Erektion haben wollen.“ Es gebe andere Mittel, die man nicht unmittelbar vor dem Sex, sondern regelmäßig einnehmen muss, die zu ähnlichen Effekten führen – „und die mehr Lust auf Sex machen und das männliche Selbstbewusstsein heben“. Hinrichs hält Viagra oft für sehr sinnvoll, aber man sollte die Nebenwirkungen im Auge behalten und seinen Arzt dazu befragen. Außerdem müsse klar sein, dass es ohne Lust und Stimulans nicht funktioniert. Ferner ändere sich oft die Dynamik eines Paares: „Da muss man sehr vorsichtig sein.“

Ohne Viagra kommen in der Regel junge Männer aus. Hinrichs erzählt die Geschichte eines Patienten, der vor seinem ersten Geschlechtsverkehr zu viel Alkohol getrunken hatte und deshalb keine Erektion bekam. Beim zweiten Versuch trank er nichts, „aber die Sorge, wieder zu versagen, war trotzdem da. Und es ging wieder nichts, auch nicht bei den nächsten Versuchen.“

Das beste Hilfsmittel für Männer ist, sich zu entspannen und runterzukommen

Weil der Vater des jungen Mannes Apotheker war, besorgte er sich Viagra, nahm die Tablette – und trotzdem kam es wieder nicht zum Geschlechtsverkehr. „Die Panik davor, keine Erektion zu bekommen, war größer als die Wirkung des Medikaments.“ Sie habe dem Patienten dann helfen müssen, aus diesen Panikattacken raus und zur Ruhe zu kommen, zum Beispiel mit Atemübungen. „Es hat ein wenig gedauert, aber eines Morgens hat er mich angerufen und ins Telefon geschrien: Frau Hinrichs, Sie haben mich gerettet, ich kann dreimal am Tag Sex haben, ohne Hilfsmittel!“ Soll heißen: Das beste Hilfsmittel für Männer ist, sich zu entspannen und runterzukommen.

Noch ein Fall mit Viagra-Bezug: In der Praxis von Hinrichs meldete sich eine Frau, deren Mann dort einen Termin hatte, und drohte: „Wenn Sie dem Viagra verschreiben, lasse ich mich sofort scheiden.“ Dann kam der Mann, sehr nervös und aufgeregt, und sagte: „Ich habe erektile Dysfunktion, ich brauche die Tablette. Meine Frau ist schon total genervt.“

Beim nächsten Mal kamen die beiden gemeinsam: „Und dann hat die Frau gesagt, dass sie überhaupt nicht genervt ist – und der ganze Druck zwischen den beiden war raus. Es war schlicht ein Missverständnis.“ Der Patient ging zum Urologen, ließ sich Viagra verschreiben, legte die Tabletten aber nur in die Schublade seines Nachtschranks – und hatte von dem Tag an keine Erektionsprobleme mehr. Für Hinrichs der Beweis, dass das wichtigste Hilfsmittel für guten Sex „immer noch der Kopf ist“.