Hamburg. Anja Tabarelli, Deutschland-Chefin von Cunard, über ein viertes Schiff, die Hamburger Freizeitmesse und Herausforderungen.

Zehntausende Besucher werden noch bis Sonntag auf der Hamburger Messe „Oohh! Freizeitwelten“ erwartet. Auch die Kreuzfahrtbranche ist präsent. Im „Seetag“, dem Podcast des Hamburger Abendblatts, sprechen wir mit der Deutschland-Chefin der britischen Reederei Cunard, Anja Tabarelli, über neue Oceanliner, die „Queen Mary 2“ – und das Coronavirus.

Hamburger Abendblatt: Wie wollen Sie auf der neuen Hamburger Messe potenzielle Passagiere für die Kreuzfahrt begeistern?

Anja Tabarelli: Unser Key-Account-Manager Rainer Hillers wird Donnerstag und Sonnabend auf der Messe präsent sein und zwei Vorträge über die Marke Cunard halten. Außerdem steht er den Gästen für Fragen zu Verfügung. Im Mittelpunkt steht unser traditionelles Geschäft – die Transatlantik-Passage und die Weltreise.

Das Coronavirus überschattet die globalisierte Welt. Wie wollen Sie es schaffen, dass nicht plötzlich ein ganzes Schiff unter Quarantäne gestellt wird?

Tabarelli: Wir haben sehr schnell reagiert und entschieden, dass die „Queen Mary 2“ Hongkong nicht anläuft, sondern stattdessen Singapur. Zudem nehmen wir keine Gäste und Crewmitglieder auf, die in den vergangenen zwei Wochen in China waren. Alle Vorsichtsmaßnahmen sind umfangreich getroffen!

2022 kommt ein viertes Cunard-Schiff auf den Markt. Was können Sie uns darüber verraten?

Tabarelli: Das neue Schiff – der Name steht noch nicht fest – wird in der italienischen Fincantieri-Werft in Neapel gebaut. Es wird Platz haben für 3000 Gäste, die Indienststellung wird im Mai 2022 erfolgen. Wir warten jetzt ganz gespannt auf den Namen. Bislang kennen den nur zwei oder drei Menschen in der ganzen Carnival Corporation. Er soll im April bekannt gegeben geben.

Es wird wieder eine Königin – oder?

Tabarelli: Wir gehen davon aus! Bis jetzt hatten wir in den letzten Jahrzehnten fast nur Königinnen. Wir haben die ersten Details des neuen Schiffes gesehen. Es wird sehr modern sein, mit dem traditionellen Cunard-Touch. Und sehr lichtdurchflutet. Vier Designer-Teams arbeiten an dem neuen Schiff. Sie wollen von den mehr als 200 Schiffen der Cunard-Geschichte ausgewählte Stilelemente übernehmen.

Welche Optionen gibt es für den Taufhafen?

Tabarelli: Es wird ein britischer Taufhafen sein. Im Gespräch sind Southampton und Liverpool.

Ihr Unternehmen wird jetzt 180 Jahre alt. Wann gab es bei Ihnen neben den Transatlantik-Passagen die erste reine „Vergnügungsfahrt“?

Tabarelli: Die erste Weltreise war vor fast 100 Jahren. Wir sagen deshalb selbstbewusst: Keiner kennt die Meere so gut wie wir.

Haben Sie zum Jubiläum eine besondere Aktion geplant?

Tabarelli: Wir bieten eine spezielle Geburtstagsreise im Juli an. Sie geht von Hamburg zu den norwegischen Fjorden. Neben Geburtstagsmenü und einem Geburtstagsball haben wir unter anderem Uwe Christiansen an Bord, der spezielle Cocktails mixen wird.

Anja Tabarelli ist Deutschland-Chefin der britischen Traditionsreederei Cunard.
Anja Tabarelli ist Deutschland-Chefin der britischen Traditionsreederei Cunard. © Mark Sandten | Mark Sandten

Großbritannien hat die EU verlassen. Welche Auswirkungen hat das für Ihre Deutschland-Zentrale in Hamburg?

Tabarelli: Das ist wohl die meistgestellte Frage der letzten drei Jahre. Im Moment kann ich sagen: Wir sehen noch keine Auswirkungen. Und auch die Buchungslage ist nach wie vor gut.

Welche Bedeutung hat Hamburg als „heimlicher Heimathafen“ der „Queen Mary 2“?

Tabarelli: Seit dem Jahr 2004 mit der Erstankunft der „Queen Mary 2“ spielt Hamburg für uns eine sehr große Rolle. Ich habe selbst dafür gekämpft, dass Hamburg damals angelaufen wurde. Seitdem gibt es eine ganz spezielle Liebe der Hamburger, der Deutschen zur „Queen Mary 2“.

Wie hoch ist der Anteil der deutschen Passagiere an allen Cunard-Gästen?

Tabarelli: Er beläuft sich auf fünf Prozent bei allen Reisen. Aber es gibt viele Reisen, wo wir bis zu 1000 Deutsche an Bord haben. Bei Event-Reisen können es auch deutlich mehr werden. So haben wir bei Reisen mit prominenten Musikern wie Peter Maffay oder David Garrett fast das ganze Schiff mit Gästen aus Deutschland gefüllt.

Wann kommen die nächsten Cunard-Schiffe nach Hamburg?

Tabarelli: Das nächste ist die „Queen Victoria“, sie kommt von einer großen Weltentdeckerreise rund um Südamerika am 30. März nach Hamburg. Die „Queen Mary 2“ wird fünfmal, die „Queen Victoria“ dreimal in diesem Jahr in Hamburg sein.

Kreuzfahrten sind aus Umweltgründen in die Kritik geraten. Wie reagiert Cunard?

Tabarelli: Es wird von allen Kreuzfahrtreedereien sehr viel getan. Man muss wissen: Die Kreuzfahrtflotte macht ein Prozent der Weltschifffahrt aus, und dennoch sind wir Vorreiter bei der Entwicklung von Umwelttechnologie. Wir haben schon seit den 1990er-Jahren Umweltoffiziere an Bord. Alle unsere Schiffe haben sogenannte Scrubber (Gaswäscher). Sie reduzieren den Ausstoß von Schadstoffen um bis zu 90 Prozent. Vor Kurzem haben wir die Nutzung von Einwegplastik ganz strikt minimiert.

Setzen Sie auch Landstrom und LNG ein?

Tabarelli: Wir begrüßen, dass auch das Terminal in Steinwerder mit entsprechenden Landstrom-Anschlüssen ausgerüstet werden soll. Flüssiggas LNG ist in Anbetracht des internationalen Routings unserer Schiffe derzeit hingegen keine Option für uns, weil es weltweit zu wenige LNG-Tankstellen gibt.