Olaf Scholz war es, der die heutige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages vor vielen Jahren in die Politik lockte.

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Aydan Özoguz hat ein besonderes Verhältnis zu Olaf Scholz: Denn er war es, der die heutige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages vor vielen Jahren in die Politik lockte. Özoguz arbeitete für die Körber-Stiftung, als sie Scholz vor mehr als 20 Jahren ansprach, ob sie sich vorstellen könne, als Parteilose bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg für die SPD anzutreten. „Er hat mir damals zwei Tage Bedenkzeit gegeben, was bei Olaf Scholz relativ lang ist“, sagt die Frau, die 2001 dann die einzige Abgeordnete im Parlament der Hansestadt war, die eine Einbürgerungsgeschichte hatte. „Er hat den Blick dafür gehabt, was ein Thema ist, bei dem es Defizite gibt und bei dem man mal nachlegen muss. Den hat er bis heute.“

Über den Führungsstil des Bundeskanzlers sagt Özoguz: „Er ist jederzeit da, wenn man ihn fragt. Er ist immer ansprechbar und hat auch immer eine Meinung oder eine Idee, ist aber keiner, der einen an der Hand durch das Leben führt. Er sucht Menschen für seine Regierung, die das selbstständig machen können.“ Und weiter: „Man muss ja nur mit den Leuten sprechen, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Die sagen schon, dass er eine Führungsfigur ist. Er weiß, wohin er möchte und wo es langgehen sollte, aber er sagt seinen Ministerinnen und Minister nicht, dass sie das oder das machen sollen. So ist Olaf Scholz nicht.“

Zur Karriere des Kanzlers sagt Aydan Özoguz: „Alle, die ihn kennen, haben ihm früh zugetraut, dass er für höchste Ämter geeignet ist, weil er Dinge wahnsinnig schnell erfassen und durchdringen kann. Es gab in seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister immer einen feststehenden Spruch unter den Senatorinnen und Senatoren. Er lautete: Wenn du zu Olaf Scholz gerufen wirst, solltest du deine Vorlagen gut kennen, denn er kennt im Zweifel jedes Komma davon. Und da ist was dran.“

Bleibt eine der häufigsten Fragen, die Özoguz in den vergangenen Monaten zu Olaf Scholz gestellt wurde. Sie lautet: Wie ist der wirklich? - was danach klingt, als würde man den „echten“ Bundeskanzler in der Öffentlichkeit nicht erleben. „Ich war mal in Frankreich an einer Universität eingeladen, es ging um den Krieg in der Ukraine und die Zeitenwende, als ein Mann aufstand und fragte: Sagen Sie mal, was Olaf Scholz denn nun für ein Typ? Es wurde mucksmäuschenstill“, sagt Özoguz. Sie habe dann unter anderem eine Geschichte aus dem Jahr 2008 erzählt, die (auch) typisch für Scholz sei. Damals hatte die Politikerin in Hamburg eine wichtige Wahl verloren, und was machte der heutige Kanzler, um sie zu trösten? „Er rief mich sofort an und sagte: So, jetzt kochen wir erst einmal etwas zusammen.“