Hamburg. Im Podcast Saisonstart erklären heute Amelie Deuflhard und Lichthof-Chef Matthias Schulze-Kraft, wie sie ihre Häuser wiedereröffnen.

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Yoko Ono, Laurie Anderson, Christian Drosten – das ist doch mal ein Dreiklang. Die ersten beiden waren schon da, aber auch Deutschlands „Nationalvirologe“, wie ihn Intendantin Amelie Deuflhard liebevoll nennt, wird Ende September Teil des Bühnenprogramms auf Kampnagel.

In einer neuen Folge des Theater-Podcasts „Saisonstart“ zum Spielzeitbeginn der Hamburger Bühnen verrät Deuflhard, wie sie es geschafft hat, Christian Drosten dazu zu bewegen, beim „Markt für nützliches Wissen & Nicht-Wissen“ (25./26.9.) teilzunehmen und dass sie ihm die große Bühne durchaus zutraut: „Eigentlich hat er Popstar-Qualitäten.“

Wie Kampnagel und das Lichthof-Theater mit Corona umgehen

Gemeinsam mit Theaterchef Matthias Schulze-Kraft vom Bahrenfelder Lichthof Theater spricht die Intendantin darüber, wie es gelingen kann, das Vertrauen der Zuschauer neu zu gewinnen. „Wir müssen unser Publikum wieder erst an uns gewöhnen“, glaubt Schulze-Kraft, in dessen Haus derzeit nur 30 Zuschauer Platz finden. „Wir müssen daran arbeiten, dass das Publikum Vertrauen bekommt, wieder in Innenräume zu gehen.“

Auf Kampnagel konnte man beim Sommerfestival bereits Erfahrungen auch mit größeren Zuschauergruppen sammeln, durchweg positiv, wie die Intendantin betont: „Ich glaube, für die Kulturbehörde gelten wir als Paradebeispiel für eine sehr gute Umsetzung aller Coronaregeln.“

Ihre klare Strategie: „Es dürfen auf gar keinen Fall auf unserem Gelände Corona-Hot-Spots entstehen, also Infektionen von vielen Menschen.“ Dass sich ein Einzelner anstecke, könne niemand verhindern, aber „es ist noch an keinem Theater was passiert, weder bei den Salzburger Festspielen noch beim Kampnagel-Sommerfestival noch bei den Theatern, die schon angefangen haben. Man kann ein Theater nicht mit einer riesigen Party vergleichen“.

Die Menschen zum Theaterbesuch bewegen: keine einfache Aufgabe

Die Menschen zum Theaterbesuch zu bewegen, sei dennoch keine „keine einfache Aufgabe“, mussten beide Theatermacher feststellen. Zwar sei das Sommerfestival nahezu ausverkauft gewesen, dasselbe gilt für die Vorstellungen des Monologs „Der Volkskanzler“ im Lichthof – allerdings bei jeweils deutlich begrenzter Kapazität. „Es war nicht so, dass der Bedarf viel größer gewesen wäre als das, was angeboten wurde.“

Dabei könnte eine Produktion wie „Der Volkskanzler“ eigentlich ein Publikumsrenner sein – inszeniert hat den Abend über Populismus und den Aufstieg einer Autokratie der Erfolgsregisseur Helge Schmidt, dessen preisgekrönte „Cum-Ex Papers“ womöglich eine Fortsetzung erhalten.

„In Coronazeiten ist es ganz angenehm, Staatstheater zu sein“

Das Thema sei „noch längst nicht auserzählt“, bekräftigt Schulze-Kraft, „wir werden theatral dranbleiben“. Theater habe schließlich immer eine politische Aufgabe: „Manche nehmen die mehr, manche weniger wahr.“ In Planung sind am Lichthof zudem ein Rhythmusstück, das die Frage beantworten soll, ob wir eigentlich noch „richtig ticken“ und „Care Affair“, eine Produktion über den Umgang unserer Gesellschaft mit der Sorge-Arbeit.

Amelie Deuflhard freut sich unterdessen über die „riesige Anerkennung“, Hamburgs viertes Staatstheater zu leiten: „In Coronazeiten ist es auch ganz angenehm, Staatstheater zu sein. Man ist etwas sicherer als man sich als privates Theater fühlt.“

Diesen Podcast und alle weiteren Folgen der Reihe finden Sie kostenlos unter www.abendblatt.de/podcast/saisonstart