Hamburg. Morgens Zirkus, abends Theater: Tina Tappehorn über Unfälle bei Kindern. Das ist die größte Gefahr für Kinder unter fünf Jahren.

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Etwas Feenhaftes, das hat sie wahrlich: Tina Tappehorn, Hamburgs „Kinderfee“ trägt die blonden langen Haare offen, dazu ein herzliches Lächeln, ihre Bewegungen sind ruhig. Im neuen Erziehungs-Podcast „Morgens Zirkus, abends Theater“ vom Hamburger Abendblatt spricht sie über das Thema Unfälle bei Kindern.

Im Gepäck hat sie enormes Fachwissen – dazu Anekdoten, Zahlen und auch etwas zum Lachen über die Kleinsten. Tappehorn gibt seit mehr als 20 Jahren Kurse zum Thema Säuglingspflege, Erste Hilfe am Kind und Baby sowie Kinderernährung und Geschwisterkurse. „Gerade in den Zeiten von Corona hatte ich schon weinende Eltern am Telefon“, sagt sie.

Hamburgs Kinderfee: "Ich habe schon mit 14 Jahren ein Baby versorgt"

Die waren verunsichert in Hinblick auf eine nahende Entbindung oder hatten Angst vor einer Ansteckung ihres Kleinkindes. Tappehorn ist immer den Eltern zugewandt. „Ich habe schon mit 14 Jahren ein Baby versorgt“, sagt sie, „ich bin mit meinen Schwestern und Cousinen aufgewachsen.“

Das sei in einer Großstadt wie Hamburg aber nicht mehr der Fall. Zumeist lebten die Eltern und zukünftigen Großeltern weit entfernt und die jungen Eltern seien auf sich selbst gestellt. Horrormeldungen und Geschichten in den Sozialen Medien, wie beispielsweise Nachrichten vom sekundären Ertrinken, sorgten für krasse Verunsicherung.

Unfälle mit Kindern: Das ist die Faustregel bei Stürzen

Tappehorn ist gelernte Krankenschwester und ein Profi in der Säuglingspflege. Sie warnt vor Bloggern, die keine medizinische Ausbildung haben. „Da werden sogar falsche Bilder gezeigt, zum Beispiel bei der Fremdkörper-Aspiration, wenn ein Kleinteil eingeatmet wurde.“ Stichwort Lego, Stichwort Möhrenstückchen.

Unfälle in der ersten Phase des Lebens haben auch oft mit dem Fallen zu tun, dem Sturz des Säuglings von der Couch oder gar dem Wickeltisch. Das liegt am großen Kopf des Babys, der der Schwerpunkt des Körpers ist sowie der Schwerkraft. Ihre Faustregel, sollte es einmal passieren: „Wenn man die Höhe der eigenen Körpergröße fällt, wird es wahrscheinlich keine lebensbedrohliche Verletzungen geben.“ Beim Wickeltisch-Fall heißt es aber: Sofort mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme, denn Schädelverletzungen sind da leider nicht selten. Tappehorn warnt sie vor gefährlichen Übersprungshandlungen, mit denen die panischen Eltern oft Verletzungen verschlimmern.

"Ich bin kein Fan davon, die Kinder in Watte zu packen"

Kann man denn alles sichern oder muss man damit leben, dass eben mal etwas passieren kann? „Ich bin kein Fan davon, die Kinder in Watte zu packen. Ich sage immer: ‚Geht raus, geht spielen, klettern, balancieren‘“, sagt Tappehorn. Man solle Kinder aber auf die Gefahrensituationen hinweisen. Wie kann man über eine große Kreuzung gehen? Wo sind Risiken auf dem Schulweg?

Gilt der alte Spruch: „Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kindern nicht“ eigentlich noch? Sicher nicht! „Die beste Sicherung, die wir unseren Kindern mitgeben können, ist die Eigensicherung“, sagt Tappehorn, die selbst Mutter einer (mittlerweile erwachsenen) Tochter ist. Deshalb kann sie auch vom „einseitigen Schnupfen in braun“ berichten oder dem Bad ihres Kindes im Farbeimer.

Das ist die größte Bedrohung für Kinder unter fünf Jahren

Ihr eindringlicher Appell an alle Eltern und Aufsichtspersonen: Die größte Bedrohung für Kinder unter fünf Jahren ist das Wasser. Der See, das Schwimmbad, aber auch die Badewanne: „Das Kind keine Sekunde aus den Augen lassen!“

20 bis 27 von 35 Ertrinkungsunfällen passieren zu Hause in der Badewanne – in diesen Zeiten, in welchen man viel zu Hause sein muss, mehren sie sich. „Man muss das Kind immer im Blick haben und nicht das Smartphone.“ ​