Im Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“ spricht der frühere HSV- und Düsseldorf-Profi über das Spiel seiner Ex-Clubs.

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Jörg Albertz wird sich den Spielplan der U 13 vom FC Wegberg-Beeck in dieser Woche ganz genau anschauen. Schließlich will er als Jugendkoordinator des Vereins seinen Sohn spielen sehen, der dort im Nachwuchs aktiv ist, 15 Minuten von Mönchengladbach entfernt. Doch am Sonnabend um 13.30 Uhr hat Albertz noch einen zweiten Fußballtermin: Dann spielen seine beiden Ex-Vereine Fortuna Düsseldorf und der HSV in der Zweiten Bundesliga gegeneinander. Und Albertz, der 1993 aus Düsseldorf nach Hamburg gewechselt war, fühlt sich beiden Clubs heute noch verbunden. „Der HSV und die Fortuna sind in meinem Herzen. Es wäre mir sehr wichtig, dass beide Vereine erfolgreich sind und an die alten Zeiten anknüpfen“, sagt Albertz am Montag, als er sich via Zoom in den Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“ einwählt.

137 Spiele hat Albertz zwischen 1993 und 1996 sowie 2001 und 2003 für den HSV gemacht, 113 waren es zum Beginn und Ende seiner Karriere für Düsseldorf. Heute lebt Albertz mit seiner Frau Mirjana, einer Tochter und zwei Söhnen wieder in Mönchengladbach. Dort hatte das Fußballleben des dreimaligen Nationalspielers begonnen. Den Durchbruch schaffte er aber erst unter Trainer Aleksandar Ristic in Düsseldorf. Unter dem hatte er 1991 in seinem ersten Bundesligaspiel gleich sein erstes Tor geschossen. Nach dem Abstieg in die Dritte Liga zwei Jahre später ging es für Albertz dann auf Lockruf des damaligen Managers Heribert Bruchhagen zum HSV.

Heute kämpft Düsseldorf erneut gegen den Abstieg in die Dritte Liga. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16, den Dynamo Dresden belegt. Dass die Fortuna am Wochenende trotz 14 Corona-Fällen beim SC Paderborn antreten musste, während das Spiel des HSV gegen Aue nach sieben Infektionen im Team abgesagt wurde, sorgte nicht nur bei Albertz für Fragezeichen. „Das ist für uns alle schwer nachzuvollziehen, warum und wie so etwas entschieden wird. Die DFL hat natürlich ihre Sorgen, die Spielpläne über die Bühne zu kriegen. Das ist für alle keine einfache Situation.“ Dass die Fortuna trotzdem ein 1:1 in Paderborn holte, hat dem 51-Jährigen gefallen. „Düsseldorf hat ein tolles Spiel gemacht. Die Jungs, die reingekommen sind, konnten beweisen, was sie drauf haben. So können neue Karrieren starten und Träume erfüllt werden.“

Magath machte Albertz zum HSV-Kapitän

So wie die Karriere des jungen Jörg Albertz, der unter Trainer Felix Magath beim HSV zum Kapitän ernannt wurde und 1996 sein erstes Länderspiel machte. Der HSV stand damals auf einem Abstiegsplatz, Magath führte das Team mit einem starken Albertz noch in den Uefa-Pokal. Gut 25 Jahre später startet Magath bei Hertha BSC erneut in die Mission Klassenerhalt. Obwohl seitdem sehr viel Zeit vergangen ist, glaubt Albertz, dass der 68-Jährige die Berliner noch retten kann. „Felix hat wenig Zeit, aber er wird der Mannschaft in der kurzen Zeit seinen Stempel aufdrücken. Er wird dort etwas bewirken können, da bin ich mir sicher“, sagt Albertz, der seinen früheren Trainer – anders als oft behauptet – als äußerst kommunikativen Menschen erlebt hat.

„Er hat immer ein offenes Ohr gehabt. Man konnte ganz toll mit ihm reden“, sagt Albertz, der sich erinnert, wie Magath vor den Spielen spätabends fast immer noch auf die Hotelzimmer der Spieler kam. „Man konnte um 22.30 Uhr die Uhr danach stellen, dass der Trainer reinkam. Er hat sich dann einfach ans Bett gesetzt. Irgendwann fragte er dann, wie wir morgen spielen. Das waren die kleinen Spielchen, die er gespielt hat. Er wollte, dass man über alles nachdenkt.“

Albertz über Magath: „Jeder Tag ein Trainingslager“

Natürlich sind Albertz auch die anstrengenden Trainingseinheiten in Erinnerung, die Magath als Trainer prägten und ihm oft auch Kritik einbrachten. „Er hat sehr hart trainiert, keine Frage. Aber er ist bei den Waldläufen auch vorneweg gelaufen. Er hat sehr viel von uns verlangt, aber der Erfolg hat ihm recht gegeben. Wir haben viele Spiele spät gewonnen, weil wir so fit waren. Jeder Tag war wie ein Trainingslager“, sagt Albertz.

Der Linksfuß, der später lange für die Glasgow Rangers spielte und dort zur Legende wurde, glaubt nicht, dass es Magath bei der Hertha mit Härte übertreiben wird. „Er hat über die Jahre dazugelernt, dass die Mannschaften auch mal eine Pause brauchen. Er wird sicher die Fitness überprüfen. Aber Bundesligamannschaften sind heute fitter als wir früher“, sagt Albertz, der in seiner HSV-Zeit mit seinen Teamkollegen fast jeden Tag im Eiscafé Pinocchio in Henstedt-Ulzburg saß und bei den Rangers Mittagspausen oft in der Kneipe verbrachte.

Magaths Hertha-Debüt am Sonnabend um 15.30 Uhr gegen Hoffenheim wird auf dem Wochenendplan von Albertz sicher noch hinzugefügt.