Hamburg. Der Rekordspieler des HSV spricht im Podcast über die goldene Ära der Hamburger und seine Zeit in der Nationalelf.

Wenn HSV-Ikone Manfred Kaltz an Sevilla denkt, dann nicht an das heutige Nations-League-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Spanien (20.45 Uhr), sondern an jene legendäre Nacht des 8. Juli 1982, als er mit der DFB-Auswahl im dramatischen WM-Halbfinale gegen Frankreich nach Verlängerung und Elfmeterschießen gewann. Es war die erste Partie einer WM-Endrunde, die vom Punkt entschieden wurde.

Unvergessen: Kaltz schoss damals den ersten Elfmeter, sein kongenialer Partner Horst Hrubesch den letzten: „Eigentlich war Paul Breitner unser Schütze Nummer eins, aber aus irgendeinem Grund sagte er zu mir, ich solle zuerst schießen. Ich war mir auch sicher, dass ich den Ball reinmache. So haben am Ende zwei HSVer die entscheidenden Tore geschossen.“

Manfred Kaltz im HSV-Podcast

69 Länderspiele bestritt der heute 67-Jährige für Deutschland und errang dabei den EM-Titel 1980 sowie die Vize-Weltmeisterschaft 1982. In der neuesten Ausgabe des Abendblatt-Podcasts HSV – wir müssen reden erzählt der frühere Weltklasse-Außenverteidiger, warum es nicht noch mehr Einsätze im DFB-Trikot wurden: Weil er mit den taktischen Anweisungen des damaligen Bundestrainers Jupp Derwall (Mann- statt Raumdeckung) nicht zufrieden war, erklärte er kurzerhand seinen Rücktritt.

Kaltz: „Zwei Jahre hätte ich sicher noch in der Nationalelf spielen können, auch bei der WM 1986 unter Franz Beckenbauer. Aber wenn ich mal nein sage, dann ist es auch so. Für mich ist das rückblickend okay.“

Seine Karriere beim HSV dauerte dafür umso länger. Mit 581 Bundesliga-Spielen zwischen 1971 und 1991 ist Kaltz der Rekordmann der Hamburger. „Manni ist eine HSV-Ikone“, betont sein langjähriger Freund Harry Bähre, selbst ein Kind der Bundesliga. 53 seiner 76 Tore erzielte Kaltz vom Elfmeterpunkt – bis heute Bundesliga-Rekord. Die Zeit in Frankreich 1989/90 (Bordeaux, Mülhausen) blieb eine Randepisode.

Kaltz wäre fast vom HSV zu Juventus gewechselt

Dabei gibt er zu, dass ihn schon früher ein Wechsel ins Ausland sehr gereizt hätte: „1980 gab es ein Angebot aus Turin. Kevin Keegan und ich sollten beide zu Juventus. Das hätte ich wahrscheinlich auch angenommen. Die Regel, dass damals nur ein Ausländer auf dem Platz stehen durfte, war allerdings das große Problem. Am Ende haben wir beide abgesagt.“

Der weitere Lauf der Geschichte ist bekannt: Drei Jahre später gewann der HSV den Europapokal der Landesmeister (heute Champions League) gegen Juventus Turin – mit Kaltz, aber ohne Keegan, den es 1980 zum FC Southampton zog.

Kaltz und der HSV fanden nie wieder zusammen

Eigentlich unfassbar: Nach seinem Karriere-Ende (ohne Abschiedsspiel) kam es nie wieder zu einer Zusammenarbeit zwischen dem HSV und Kaltz. Dennoch ist der gebürtige Ludwigshafener – wenn Zuschauer erlaubt sind, noch immer regelmäßig im Volksparkstadion.

Allerdings weniger, um sich den Fußball anzuschauen, sondern eher, um Freunde und Bekannte zu treffen. „Das Problem sind auch die Anstoßzeiten in der Zweiten Liga. Sonnabendmittag spiele ich lieber Golf, das macht mehr Spaß als das Zuschauen...“, lacht er.

Dem HSV traut Kaltz aber in dieser Saison durchaus den Aufstieg zu, er mahnt aber: „Der Start war nicht schlecht mit 17 Punkten. Aber sie müssen Konstanz reinbringen.“ Auch Trainer Daniel Thioune strahle seiner Ansicht nach die nötige Bescheidenheit aus, die dem HSV in dieser Phase gut tue.