Hamburg. Der ehemalige Stadionsprecher über seine persönliche Situation als Musiker, sein Aus beim HSV und die Zukunft des Fußballs.

Am Montag nahm sich Lotto King Karl mal wieder Zeit, an neuen Texten zu arbeiten. Zeit hat der Musiker im Moment in jedem Fall genug. Rund zehn Monate nach seinem Aus als Stadionsprecher beim HSV ist dem 53-Jährigen durch die Corona-Krise auch der Hauptjob weggebrochen. „Man hat unserer Branche komplett den Stecker gezogen“, sagte Lotto King Karl am Montag im Abendblatt-Podcast HSV – wir reden weiter.

Weil noch bis Ende August alle Großveranstaltungen in Deutschland verboten sind, bleibt dem Sänger derzeit nur eines: Warten. „Es geht jetzt darum zu gucken, wer aus diesem Tunnel wieder herauskommt und wer nicht. Das ist wirklich schwierig“, sagt er. Der Barmbeker sorgt sich derzeit vor allem um die Perspektive. „Selbst wenn wieder Clubs öffnen, die für uns infrage kommen, sprechen wir über Konzerte, die dann vielleicht ein halbes Jahr stattfinden können. Das ist ein Problem, weil wir auch alle Kosten haben.“

Lotto: Kaum noch Hoffnung für Stadtpark-Konzert

Am 26. September soll Lotto King Karl eigentlich im Stadtpark sein nächstes großes Konzert in Hamburg spielen. Dass dann wieder Tausende Menschen dicht gedrängt vor einer Bühne stehen, ist aktuell allerdings kaum vorstellbar. Und im Gegensatz zum Fußball sind Vorstellungen vor leeren Rängen für Musiker keine Option.

„Geisterkonzerte kann es nicht geben. Wir leben vom Eintritt und nicht von Summen, weil wir so oft im Radio gespielt werden. Die einzigen, die es gut haben sind Rammstein, die stehen über allen. Der Rest hat damit mehr oder weniger Probleme. Wir werden sehen, wie lange das noch dauert und wer dann noch da ist. Es wird sicherlich einige Clubs und Bands treffen“, sagt Lotto King Karl.

Lotto hofft auf Geisterspiele für den HSV

Zumindest würde er sich freuen, wenn es im Fußball bald mit Geisterspielen weitergeht. Das sagt er auch als Fan des HSV, der er trotz der Entscheidung im vergangenen Sommer geblieben ist. „Natürlich verfolge ich den HSV, das tue ich ja schon seit Ende der 60-er Jahre.“

Dementsprechend hofft er auch, dass sein Lieblingsclub noch die Chance bekommt, den Aufstieg in dieser Saison zu schaffen. „Jeder HSV-Fan muss doch sagen, ich steige lieber in einem leeren Stadion oder auf irgendeinem Rübenacker auf als gar nicht.“

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Der HSV hatte im Juli 2019 die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Stadionsprecher beendet. Seitdem gibt es auch seinen Song „Hamburg, meine Perle“ vor den Heimspielen im Stadion nicht mehr. Die Verantwortlichen wollten den Fußball beim Stadionerlebnis wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.

Eine hämische Bemerkung kann sich Lotto King Karl dazu nicht verkneifen. „Es ist vor einem Jahr viel versprochen worden, was alles besser wird. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass wir genau da sind, wo wir vor einem Jahr waren“, sagt er.

Lotto: Stimmung per Fan-App legitim

Dass bei Geisterspielen möglicherweise im Stadion eine künstliche Stimmung hergestellt wird, würde den Sänger nicht stören. „Ich finde im Moment jedes Mittel legitim. Es ist wieder die grundsätzliche Frage, ob wir das Theater drum herum wollen oder ob wir das reine Spiel wollen?“

Nur eines stört Lotto King Karl an den aktuellen Plänen der DFL. Dass nicht klar geregelt wird, alle Spiele am selben Tag auszutragen. Der Plan müsse vorsehen, einen Spieltag möglichst schnell abzuschließen. „In dieser Situation darf ich es als DFL doch gar nicht riskieren, dass ich am Freitag eine Information habe und am nächsten Tag eine neue und dann alles wieder abblasen muss.“

Was Lotto King Karl zu seiner persönlichen Situation sagt, warum er auf den HSV-Aufstieg hofft und was er zu möglichen Pappfiguren im Stadion sagt, hören Sie hier in der neuen Podcast-Folge. ​