Hamburg. Verleger Nikolaus Gelpke (“mare“) erinnert im Podcast an den Publizisten Roger Willemsen, mit dem er eine enge Freundschaft unterhielt.

Der TV-Moderator und Publizist Roger Willemsen (1955-2016) brillierte auf vielen Kanälen. Am populärsten war seine Sendereihe „Willemsens Woche“, die von 1994-1998 ausgestrahlt wurde. Im neuen Abendblatt-Podcast „Geliebt & Unvergessen“ erinnert Nikolaus Gelpke, einer seiner engsten Freunde, an den Intellektuellen.

„‘Willemsens Woche‘ war die klügste und unterhaltsamste Talkshow, die es je im deutschen Fernsehen gegeben hat“, sagt Gelpke. Der Biologe ist Verleger, Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift „mare“ mit Sitz in Hamburg.

Roger Willemsen und Nikolaus Gelpke hatte einander auf einer Zugfahrt kennengelernt. Der Verleger wollte das Gespräch gerade mit einem großen Kompliment für die Arbeit des TV-Moderators beginnen. Doch der ließ ihn dazu nicht kommen. Wohl ahnend, dass er gelobt würde, zeigte Willemsen stattdessen Empathie für das Gegenüber, erinnert sich Nikolaus Gelpke – und lobte das Magazin „mare“ in den höchsten Tönen.

Willemsen und Gelpke werden enge Freunde

Aus dieser Begegnung sollte eine enge Freundschaft erwachsen, die Gelpke noch heute täglich an den 2016 im Alter von 60 Jahren verstorbenen Freund denken lässt. Dass er nicht mehr lebe, sei „der größte Verlust in meinem Leben“, sagt er. Im Podcast erzählt der Verleger, dass er letztlich sein berufliches und privates Glück Roger Willemsen zu verdanken habe. Er habe ihm vorgeschlagen, der Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Katja Scholtz die Programmleitung des mare-Verlages zu übertragen. Wie sich bald herausstellte, eine exzellente Entscheidung. Doch nicht nur das. Auf einer Buchmesse sagte Willemsen später: „Wenn Ihr mal heiratet, bin ich gern Euer Trauzeuge.“

Und so kam es denn auch. „Dass der Verlag und mein Lebensglück blühen – dafür ist Roger verantwortlich.“ Er habe nicht nur Gespür für die verlegerische Arbeit gehabt, sondern auch „zwei Seelen erkannt“. Die Fähigkeit zur Empathie, das wirkliche Interesse am anderen Menschen sei überhaupt Willemsens herausragende Eigenschaft und Fähigkeit gewesen.

Von dieser Neugier war auch sein schöpferisches Werk geprägt, das etwa in Büchern über Afghanistan und die Häftlinge von Guantanamo zum Ausdruck kam. Er wollte die Menschen nicht nur emotional bewegen, sondern Wissen weitergeben. Ein Beispiel dafür sei sein Buch über die Arbeit des Bundestages.

Roger Willemsen liebte den Jazz

Willemsen große Liebe galt der Musik, insbesondere dem Jazz. Im NDR-Radio lief seine Sendung „Roger Willemsen legt auf“. Gelpke hat es immer wieder erstaunt, über welch profundes musikalisches Fachwissen sein Freund verfügt.

Kurz vor seinem Tod entstand im Freundeskreis und bei Willemsen die Idee, sein Wohnhaus in Wentdorf in eine Stiftung zu überführen. Daraus wurde die Roger-Willemsen-Stiftung. Das Haus steht als „Künstlerhaus“ für den mare-Verlag und damit Autoren, Lyrikern, Bildhauern, Musikern und anderen zur Verfügung. Stipendien vergeben der Fischer-Verlag und die Kulturbehörde der Hansestadt. So bleibt der Name Roger Willemsen bis heute im kollektiven Gedächtnis.