Hamburg. Mit Erinnerungen von Weggefährten, die als Podcast dauerhaft abrufbar bleiben, möchte das Abendblatt verdiente Hamburger würdigen.

So einen Abschied hat Hamburg selten erlebt. Der Michel voll mit Schauspielern, Moderatoren, Musikern. Mehrere Tausend Menschen auf dem Kirchenvorplatz und an der Konvoistrecke auf der Reeperbahn. Gedenkorte vor dem Wohnhaus und den Drehorten, lange Schlangen in der Davidwache, sieben vollgeschriebene Kondolenzbücher. Familie, Weggefährten, Freunde und Fans, die Menschen in seiner Heimatstadt, haben Jan Fedder auf diesem Wege Tschüs gesagt.

Was bleibt, ist sein Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof, in einigen Jahren vermutlich ein Platz auf dem Kiez, der nach ihm benannt werden soll, im Frühjahr vielleicht zeitweise seine schnodderige Stimme, die uns die U-Bahn-Haltestelle St. Pauli ansagt, wenn die Hochbahn das technisch hinbekommt, und natürlich seine Filme und die Serien, in denen er über Jahrzehnte die Hauptrolle gespielt und quasi fast eins mit ihnen geworden ist.

Jan Fedder – ein Nachruf für die Ewigkeit

Und von heute an bleibt auch ein Nachruf, der nicht nur einmal in der Zeitung erscheint, im Radio läuft oder in einer Sondersendung im Fernsehen ausgestrahlt wird, sondern einer, der jederzeit abrufbar ist, ein Nachruf für die Ewigkeit.

Jan Fedder im März 2015.
Jan Fedder im März 2015. © dpa | Christian Charisius

„Geliebt & Unvergessen“ heißt die neue Podcast-Reihe, mit der das Abendblatt heute startet. Und aus der mit der Zeit eine digitale Sammlung mit Nachrufen über verstorbene Hamburger werden soll, die wir nie vergessen werden. Eine Sammlung zum Anhören und Erinnern.

Damit diese Erinnerungen so authentisch, und ja, lebhaft wie möglich sein können, sprechen die Abendblatt-Redakteure Jule Bleyer und Edgar S. Hasse dafür mit Menschen, die den Verstorbenen oder die Verstorbene gut kannten und einen besonderen Zugang zu ihm oder ihr hatten, und deshalb nicht nur erzählen können, wer dieser Mensch war, sondern auch, wie dieser Mensch war. Diese ungewöhnliche Form des dialogischen Nachrufs ist also mit Bedacht gewählt.

Lutz Marmor hat zwölf Jahre mit Jan Fedder zusammengearbeitet

In der ersten Folge geht es natürlich um Jan Fedder, den Schauspieler, an dessen Tod Ende Dezember vergangenen Jahres, siehe oben, so viele Menschen auch über Hamburg hinaus anteilnahmen. An Jan Fedder erinnert im Gespräch mit Jule Bleyer der ehemalige NDR-Intendant Lutz Marmor, der zwölf Jahre lang mit dem Schauspieler zusammengearbeitet und dabei auch seine privaten Seiten kennengelernt hat.

Der neue Abendblatt-Podcast
Der neue Abendblatt-Podcast

„Jan Fedder war kein Durchschnittsmensch, das Leben, das er gelebt hat, war nicht Maß und Mitte, es war sehr intensiv, auch mit Schwierigkeiten, mit Krankheiten, und da stand er auch zu“, sagt Lutz Marmor im Podcast. „Er war unverfälscht, echt, ehrlich, authentisch, er zog die Menschen in seinen Bann. Er war ein echter Typ.“ Und, wie der ehemalige NDR-Intendant sagt, „ein großartiges Talent“, das eine riesige Lücke hinterlässt. Einer, der alles spielen konnte, und auch immer nur eines gewollt habe: „Spielen, spielen, spielen. Das war für ihn die Welt.“

"Ich muss sofort Lutz sprechen"

Wie Jan Fedder war, zeigt sich auch in einer Anekdote, an die Marmor sich gerne erinnert: „Dann ruft der in der Intendanz an: ‚Ich muss jetzt sofort Lutz sprechen!‘“ Auf die Frage der Damen im Sekretariat, wer denn da überhaupt dran sei, habe er geantwortet: „Jan Fedder! Das müssen Sie doch an meiner Stimme hören!“ Manchmal seien es dann nur Kleinigkeiten gewesen, die waren in dem Moment aber so wichtig, dass er eben sofort den Intendanten habe sprechen müssen. Und natürlich habe Fedder immer einen Rückruf bekommen, so Marmor. Darüber kann er heute noch lachen.

Neue Folgen über Woydt, Wieben, Kruse und Kowalke

Doch es sind auch traurige Erinnerungen, die Lutz Marmor mit den Podcast-Hörern teilt. So erzählt er, wie Fedder in „Neues aus Büttenwarder“ teilweise nur im Liegen spielen konnte. „Es war schlimm, ihn so zu sehen.“ Und auch um seine Zuneigung zum Alkohol, aus der Fedder nie einen Hehl gemacht hat, geht es in dem Gespräch. „Jan, die Menschen haben dich zurecht geliebt“, sagt Lutz Marmor. „Das war ein besonderes Leben – und du lebst weiter.“

Jan Fedder in den Erinnerungen wachzuhalten, das will das Abendblatt – und das wollten vor allem unsere Leser. Sie waren es, die die Idee zu den digitalen Nachrufen gehabt haben. Eine wunderbare Idee, die wir von heute an gerne umsetzen. Für uns – und alle nachfolgenden Generationen. In den nächsten Folgen von „Geliebt & Unvergessen“ wird es um Hamburger gehen, die wie Jan Fedder erst kürzlich verstorben sind, wie der langjährige St.-Pauli-Vizepräsident Tjark Woydt, der ehemalige Abendblatt-Chefredakteur Peter Kruse, Nachrichtensprecher Wilhelm Wieben, Unternehmer Wolf-Jürgen Wünsche und Gastronom Rüdiger Kowalke.

Wir würdigen aber auch Menschen, die schon etwas länger eine Leere hinterlassen haben, wie die frühere Kultursenatorin Barbara Kisseler, Bürgermeister Henning Voscherau oder Sänger Roger Cicero. Für sie alle soll ein Andenken entstehen. Akustisch, digital – und dafür gemacht, den Tod zu überdauern.