Hamburg. Im Podcast “Entscheider treffen Haider“ erzählt Verlegerin Kasia Mol-Wolf, wie sie schnell Geld für ihren Lebenstraum zusammen bekam.

Sie hatte kein Geld und wollte trotzdem Verlegerin werden. Wie das geht, erzählt Kasia Mol-Wolf (45/„Emotion“) in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“. Außderdem spricht die Verlegerin mit Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider über Workaholics, Beruf und Familie und Existenzangst.

Das sagt Kasia Mol-Wolf über……


... acht Wochen Zeit, um eine Million Euro zusammen zu bekommen:

„Ich wollte Gruner + Jahr die Frauenzeitschrift Emotion abkaufen. Der damalige Vorstandsvorsitzende Bernd Buchholz wollte dafür eine Million Euro haben und hat mir acht Wochen Zeit gegeben, das Geld zusammen zu bekommen. Ich hatte 15.000 Euro, und bin deshalb zu meiner Bank gegangen. Doch die wollte mir nur 30.000 Euro geben, viel zu wenig. Und dann habe ich Freunde und mögliche private Investoren angerufen, und hatte wirklich innerhalb von acht Wochen die Million zusammen. Am 19. November 2009 habe ich dann „Emotion“ gekauft.“


… den Weg in die Selbstständigkeit:

„Ich werde nie wieder zurückgehen und als Angestellte arbeiten. Ich wollte schon als Schülerin unbedingt Unternehmerin werden, die damit verbundene Freiheit ist unbezahlbar. Als ich „Emotion“ gekauft habe, wusste ich: das ist mein Weg. Ich finde es schade, dass es so viele Menschen gibt, die in ihrem Job nicht glücklich sind, aber in der Hoffnung weitermachen, dass sie irgendwann etwas Anderes finden. Es ist so wichtig so wissen, was man tun will und es dann auch zu tun.“…


... Workaholics:
„Ich hatte einen Chef, der Workaholic war, meine Mutter ist auch eine und mir macht Arbeiten ebenfalls sehr viel Spaß. Ich habe von meiner Mutter viel Energie geerbt, bin aus mir heraus motiviert und brauche nur wenig Schlaf.“


… Beruf und Familie:
„Es ist wichtig, dass man im Beruf glücklich ist, nur dann kann man auch seine Familie glücklich machen. Wenn ich darauf achte, dass ich einen Job habe, der mir Spaß macht, bin ich doch zu Hause viel entspannter und ausgeglichener, als wenn ich mich ständig über meine Arbeit ärgere. Ich liebe meinen Job, deswegen habe ich nach der Geburt meiner Tochter auch nach sechs Wochen wieder angefangen zu arbeiten. Das hat mir viel Kritik von anderen Frauen eingebracht, die zum Teil gar nicht verstehen konnten, dass ich neben dem Unternehmen noch ein Kind bekommen wollte. Mein Appell an alle Frauen ist: Lasst uns solidarisch sein! Man muss nicht jedes Lebensmodell toll finden, aber es ist so wichtig, andere Frauen und ihre Ideen zu tolerieren. Ich akzeptiere doch auch, wenn eine Frau nach einer Geburt drei Jahre zu Hause bleibt. Leider können Frauen gegenüber anderen Frauen gnadenlos sein, wenn es um Kinder geht. Zum Glück kommen inzwischen auch immer mehr Männer zu der Erkenntnis, dass sie die Kinderjahre nicht verpassen wollen und kümmern sich um die Erziehung. “


… die Verantwortung als Verlegerin:
„Ich sehe mich als Verlegerin in Zeiten wie diesen in der Verantwortung, Magazine heraus zu bringen, die uns zum Denken und dazu anregen, Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Deshalb haben wir mit „Hohe Luft“ ein Philosophie-Magazin gegründet, das inzwischen schwarze Zahlen schreibt. Ich glaube an Magazine, die spitz positioniert sind. Und ich habe meine Ziele noch lange nicht erreicht. Mich treibt an, Menschen, insbesondere Frauen, auf ihren Weg zu bringen und ihnen zu vermitteln, dass sie alles erreichen können – ganz egal, woher sie kommen und wie viel Geld sie haben.“


… den Satz „Sometimes you win. Sometimes you learn“:
„Das ist ein wichtiger Satz für Frauen, die Angst haben, mit einer Unternehmensgründung zu scheitern. Entweder es klappt oder du lernst wahnsinnig viel, beides ist gut. Und wir lernen in unserem Leben am meisten aus unseren Fehlern, nicht aus unseren Erfolgen. Wir brauchen ein Urvertrauen in uns selbst, und wir müssen mehr handeln als reden. Es ist so wichtig, Dinge auszuprobieren und einfach loszulegen. Auf jeden Fall wichtiger, als Power-Point-Präsentationen vor Kollegen zu halten.“


… Existenzangst:
„Die habe ich nicht. Ich bin mit meiner Mutter 1981 aus Polen nach Deutschland geflohen, wir hatten wenig. Und trotzdem war das damals keine schlimme Zeit, wir hatten schöne Momente. Das hat mich sehr geprägt und mir die Sicherheit gegeben, dass es nicht so schlimm ist, wenn man kein Geld hat. Du weißt, dass etwas passieren kann, aber du kannst eben auch immer wieder aufstehen.“


… Tagebuch schreiben:
„Ich schreibe seit Jahren Tagebuch, habe unzählige Bände. Es hilft mir, klar und konsequent meinen Weg zu gehen. Manchmal schreibe ich Gedanken ins Tagebuch oder Ziele, manchmal halte ich Begegnungen fest.“


… die guten alten Zeiten, die jetzt sind:
„Wir müssen uns immer bewusst machen, dass jetzt und heute genau die Zeiten sind, die wir in ein paar Jahren oder Jahrzehnten als die guten, alten Zeiten bezeichnen werden.“


… viel zu wenige Gründerinnen:
„Es trauen sich so wenige Frauen, ein Unternehmen zu gründen, weil die Absicherung, wenn man Kinder hat, nach wie vor eine Katastrophe ist. Frauen haben zudem oft das Gefühl, alles zu 150 Prozent können zu müssen, bevor sie es etwas unternehmen. Was natürlich Quatsch ist. Ein Nachteil ist auch, dass die Investoren zu 90 Prozent und mehr Männer sind, die Geld am liebsten anderen Männern geben.“