Ihr Lars Haider

Das aller-, allergrößte Geheimnis des Landes – gleich nach der Frage, wer Kanzlerkandidat der SPD wird – war bis heute, wie gut die Akustik in der Elbphilharmonie denn nun wirklich ist. Wer auch immer in den vergangenen Wochen bei einer Probe im Großen Saal dabei war, wurde verdonnert, nichts über den Klang zu verraten. Dabei mussten die, die schon Musik im neuen Wahrzeichen gehört haben, gar nichts sagen: Man sah in ihren verklärten, gerührten Gesichtern, dass Ihnen offenbar Einmaliges widerfahren war. Überhaupt habe ich selten so viele ansonsten eher kritische, zynische Feuilletonisten erlebt, die nach ihrem ersten Kontakt mit der Elbphilharmonie wie umgewandelt wirkten, Tränen der Rührung inklusive. In wenigen Stunden werden wir es nun genau wissen, aber ich wage schon hier einen Tipp: Der Große Saal wird von den Kritikern zu einem der besten Konzertsäle der Welt ernannt werden.

300 Journalisten aus 80 Nationen sollen heute in der Stadt sein, Hamburg erhält endlich die weltweite Beachtung, die es schon lange für sich beansprucht. Auch wenn man sich als Journalist ja niemals mit einer Sache gemein machen soll, selbst nicht mit einer guten (Sie kennen sicher alle das Zitat!), kann ich eine leichte bis große Aufregtheit und Vorfreunde auf den heutigen Abend nicht verhehlen. Dass ausgerechnet Hamburg so etwas wie die Elbphilharmonie wirklich hinbekommen hat, ein in diesen Zeiten und auch sonst an sich unmögliches Projekt: Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich.

Wunderbar ist auch, wie die vermeintlich steifen Hanseaten in den vergangenen anderthalb Stunden zur Eröffnung erschienen sind. Die Kleiderordnung war ein viel diskutiertes Thema im Vorfeld – der Clou: Es gibt keine. Weil die Elbphilharmonie ein „Haus für alle“ sein will, wurde als Dresscode nur vorgegeben: Kleiden Sie sich so, wie sie sich feierlich und elegant fühlen. Ich kann nur hoffen, dass der Kollege Matthias Iken das nicht als Aufforderung versteht, in seiner St.Pauli-Kutte zu erscheinen…

Erste Gespräche mit Architekten und anderen Bau-Experten bescherten mir übrigens eine weitere erstaunliche Erkenntnis: Viele halten es für ausgeschlossen, dass die Stadt heute noch jemanden finden würde, der ihr so ein Haus wie die Elbphilharmonie bauen könnte beziehungsweise würde. Und selbst wenn das gelänge, müsste man mit Kosten von deutlich mehr als einer Milliarde Euro rechnen. Soll heißen: Das Ding ist ein Schnäppchen…

Bleibt die Frage, ob man die Elbphilharmonie auch Elphi nennen darf. Unsere Leserinnen und Leser haben sich in vielen Briefen vehement dagegen ausgesprochen. Hoffentlich rutscht mir der niedliche Begriff vor lauter Aufregung nicht heraus, wenn ich mich nachher auf abendblatt.de live aus der Elbphilharmonie melde (so gegen 20 Uhr). Über die Reden darf man noch nichts sagen, aber auf die des Bundespräsidenten habe ich schon einen Blick werfen können – und beschlossen, dass es für die Titelseite des Hamburger Abendblatts morgen keinen besseren Text geben kann. Arbeitstitel für die Schlagzeile ist übrigens: „Jetzt hört alle, alle zu!“ Zitat erkannt?

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Beste Grüße