Der ehemalige US-Außenminister und Vier-Sterne-General Colin Powell hat sich für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama ausgesprochen. „Wir brauchen einen Präsidenten, der nicht nur weitermacht wie bisher...“, sagte Powell.

Washington. "Der neue Präsident muss das Ansehen wiederherstellen, das wir in der Welt hatten", sagte der 71-jährige Powell, der unter dem Republikaner George W. Bush als erster Schwarzer in der US-Geschichte Außenminister (2001-2005) war. Ein Präsident Obama wäre auch ein "Generationenwechsel".

Die öffentliche Unterstützung für Obama gilt als schwerer Schlag für den republikanischen Kandidaten John McCain, der in den Umfragen zwei Wochen vor den Wahlen (4. November) deutlich zurück liegt. Bereits zuvor hatten sich mehrere US-Zeitungen für Obama ausgesprochen. Zugleich gab das Obama-Lager am Sonntag bekannt, man habe allein im September 150 Millionen an Wahlkampfspenden eingenommen. Wie die "New York Times" berichtete, kann Obama angesichts sprudelnder Spendeneinnahmen derzeit mindestens vier Mal so viel für Wahlkampf-Fernsehspots ausgeben als McCain.

Powell machte ausdrücklich klar, dass er Obama nicht unterstütze, nur weil er Afro-Amerikaner sei. Obama verstehe es, die Amerikaner zu inspirieren, er habe "alle in seine Kampagne eingeschlossen". Die Amerikaner sollten "stolz sein", wenn er gewinne. "Nicht nur die Afroamerikaner." Ausdrücklich fügte Powell hinzu, dass er für Obama nicht Wahlkampf machen werde. Bevor Powell 2001 Außenminister wurde, war er Nationaler Sicherheitsberater und Vorsitzender des Generalstabs.

Nach der "Washington Post" und der "Los Angeles Times" gab am Samstag auch die "Chicago Tribune" eine Wahlempfehlung zugunsten Obamas ab. Er sei "der stärkste Kandidat", man habe "volles Vertrauen" in den 47-Jährigen. Das Blatt betonte, es sei das erste Mal, dass es einen Kandidaten der Demokraten unterstütze. Bereits am Freitag sprach sich die "Los Angeles Times" "ohne Zögern für Obama als Präsident aus." Er sei ein "kompetenter, souveräner Führer, der die Hoffnungen der Vereinigten Staaten repräsentiert". Die "Washington Post" meinte: "Obama hat das Potenzial, ein großartiger Präsident zu werden". Wegen des enttäuschenden Wahlkampfs McCains sei die Entscheidung leichtgefallen, meinte das Blatt. Obama genieße die "Bewunderung" der Redaktion und habe "beeindruckende Qualitäten". Auch die konservative Londoner Zeitung "The Times" hatte sich öffentlich zu Obama bekannt.

Zu sprudelnden Wahlkampfspenden für Obama meinten Experten, der finanzielle Vorteil gegenüber McCain könne wahlentscheidend sein. "Wir haben natürlich auch schon in der Vergangenheit schwere Kämpfe bei der Fernseh-Werbung erlebt", zitiert die Zeitung den Experten Kenneth M. Goldstein von der Universität Wisconsin. "Wir haben aber noch nie zuvor einen Präsidentschaftswahlkampf erlebt, in der eine Seite einen derartigen einseitigen Vorteil hatte."