Angesichts düsterer Konjunkturerwartungen hat die US-Notenbank ihren Leitzins um 0,5 Punkte auf 1 Prozent gesenkt und damit auf das niedrigste Niveau seit Sommer 2004. Vor allem wegen schwächerer Verbraucherausgaben habe sich die Konjunktur anscheinend deutlich verlangsamt, teilte die Federal Reserve am Mittwoch mit.

Washington. In den vergangenen Monaten hätten Unternehmen zudem weniger für Ausrüstungen ausgegeben, auch sei die Industrieproduktion zurückgegangen."Die Verschärfung der Finanzmarkt-Turbulenzen wird die Neigung zu Ausgaben wahrscheinlich zusätzlich dämpfen, teils durch die eingeschränkten Möglichkeiten von Haushalten und Firmen, Kredite aufzunehmen", hieß es von der Notenbank weiter. Zugleich sei aber durch den Preisverfall bei Öl und anderen Rohstoffen mit geringerem Inflationsdruck in den nächsten Quartalen zu rechnen.

Die Fed zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die bisherigen Zinssenkungen gemeinsam mit den staatlichen Maßnahmen zur Stützung des Finanzsektors beitragen werden, "mit der Zeit die Kreditbedingungen zu verbessern und den Weg zu moderatem Wachstum zu ebnen", hieß es weiter. Dennoch gebe es weiterhin Konjunkturrisiken. Der Offenmarktausschuss senkte zugleich den weniger wichtigen Diskont-Zins ebenfalls um 0,5 Punkte auf nun 1,25 Prozent. Die Entscheidungen für die Zinsschritte fielen alle einstimmig.

Ökonomen rechnen nach einer Umfrage der Fachagentur Bloomberg damit, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal um aufs Jahr hochgerechnet 0,5 Prozent geschrumpft ist. Die US-Regierung legt eine erste Schätzung an diesem Donnerstag vor. Fachleute erwarten eine schrumpfende Wirtschaft auch in den letzten drei Monate des Jahres. Im zweiten Quartal war die größte Volkswirtschaft der Welt noch mit einer hochgerechneten Jahresrate von 2,8 Prozent gewachsen, vor allem dank boomender Exporte durch den schwachen Dollar und ein milliardenschweres Konjunkturpaket der US-Regierung.

Die Notenbank hatte den Leitzins über die vergangenen 13 Monate von 5,25 Prozent auf jetzt 1 Prozent gesenkt. Zuletzt stand der Zins zwischen Mitte 2003 und Sommer 2004 derart niedrig, um die Folgen der geplatzten New-Economy-Blase aufzufangen. Kritiker sehen darin eine der wichtigsten Ursachen für die gefährliche Überhitzung der Immobilien- und Kreditmärkte in den Jahren darauf.