Mit 142 Stundenkilometern raste Jörg Haider in der Nacht zum Sonnabend in seinen Tod. Politiker aller Couleur reagierten in Österreich mit Bestürzung auf den Unfall des umstrittenen Rechtspopulisten.

Wien. Der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider ist am Wochenende bei einem Autounfall gestorben. Der 58-jährige Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) und Chef der rechten Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) kam in der Nacht zum Sonnabend mit seiner Dienstlimousine mit zu hoher Geschwindigkeit in Klagenfurt nach einem Überholmanöver von der Straße ab. Der Wagen überschlug sich mehrmals, Haider war sofort tot. Nach einem vorläufigen Obduktionsbericht hat Haider keine Überlebenschance gehabt. Haider habe mehrere jeweils tödliche Verletzungen erlitten, sagte heute der Leiter der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, Gottfried Kranz. Haider sei auf der Stelle tot gewesen, jede der festgestellten schweren Verletzungen hätte schon allein zum Tod geführt. Politiker aller Couleur reagierten in Österreich mit Bestürzung auf die Nachricht, in Kärnten trauerten tausende Menschen. Haider kam von einer Feier und fuhr um kurz nach ein Uhr morgens alleine mit seinem Dienstwagen nach Hause in die Gemeinde Freistritz, wo er am Wochenende den 90. Geburtstag seiner Mutter mit der ganzen Familie feiern wollte, berichteten seine Partei und die Polizei. Mit wie erlaubt, als er mit seinem Wagen von der Straße abkam. Das Auto prallte gegen Hindernisse, überschlug sich mehrfach und kam als Wrack wieder auf der Straße zum Stehen. Haider war zwar angeschnallt, starb aber sofort an schwersten Verletzungen im Kopf- und Brustbereich. Der Politiker hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Töchter.

Der Rechtspopulist hatte die Politik in Österreich und auch das Bild des Landes im Ausland in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt. Er galt als gewiefter Taktiker und Stimmungsmacher und provozierte immer wieder mit rechten Äußerungen. Im Jahr 2000 ging seine Freiheitliche Partei (FPÖ) mit der konservativen Volkspartei ÖVP eine Regierungskoalition unter ÖVP- Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ein und Österreich wurden EU- Sanktionen auferlegt. Zuletzt hatte Haider bei der österreichischen Parlamentswahl am 28. September mit seinem von der FPÖ abgespaltenen BZÖ Erfolge gefeiert: Als Spitzenkandidat holte der Rechtspopulist starke Zuwächse und kam auf rund 11 Prozent.

Haider sei ein Politiker mit Begabungen und großen Talenten gewesen, auch wenn er nicht unumstritten gewesen sei, sagte Bundespräsident Heinz Fischer. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer von der sozialdemokratischen SPÖ erklärte: "Als langjähriger Landeshauptmann hat Jörg Haider nicht nur die Kärntner Politik entscheidend beeinflusst, sondern auch die gesamte österreichische innenpolitische Landschaft über Jahrzehnte hinweg geprägt."

In Kärnten und in der eigenen Partei löste der Tod des geschickten Demagogen blankes Entsetzen aus. Tausende Menschen legten vor seinem Amtssitz in Kärnten am Wochenende Blumen nieder, beteten und zündeten Kerzen an. Der Verlust des Landeshauptmannes sei für ihn schlimmer als der Tod der eigenen Mutter, sagte ein Kärntner dem Sender ORF. Bei den Landtagswahlen in Kärnten 2004 war Haider mit 42,5 Prozent als Landeshauptmann gewählt worden.

Haiders Vize im Parteivorsitz, Stefan Petzner, brach mehrfach öffentlich in Tränen aus und sprach von einem Weltuntergang. "Er war mein Lebensmensch", sagte er. Haiders Stellvertreter als Landeshauptmann, Gerhard Dörfler, sagte, die Sonne sei in Kärnten "vom Himmel gefallen". Dörfler übernimmt vorläufig die Amtsgeschäfte von Haider in Kärnten, am Sonntagnachmittag traf sich der BZÖ- Parteivorstand zu einer Sitzung in Wien. In Haiders Bundesland wurde Trauerbeflaggung angeordnet, am Sonntagabend gab es für ihn einen ökumenischen Gottesdienst im Klagenfurter Dom.

Auch rechtsgerichtete Kräfte im Ausland reagierten auf den Tod Haiders: In Belgien bezeichneten Politiker der offen ausländerfeindlichen Flamenpartei Vlaams Belang (VB) Haider als Vorbild und Modell eines modernen, zeitgenössischen erfolgreichen rechtsnationalen Politikers. "Mit Haider verliert Österreich einen großen Europäer, einen unermüdlichen Kämpfer für das Europa der Völker gegen das zentralistische Europa Brüssels", sagte der Europa- Parlamentarier und Spitzenpolitiker der rechtsgerichteten Lega Nord in Italien, Mario Borghezio. Haider sei ein Politiker gewesen, "der ungerecht von den dummen Dienern des heuchlerischen Antirassismus verleumdet worden ist", zitiert die österreichische Nachrichtenagentur APA den Politiker.