Kurdische Rebellen der verbotenen Untergrundorganisation PKK haben im Osten der Türkei drei deutsche Bergsteiger entführt. Ein örtlicher Gouverneur sagte, die Deutschen seien auf dem Berg Ararat verschleppt worden.

Istanbul. Die Entführten seien zusammen mit zehn anderen auf dem Berg Ararat in der Osttürkei unterwegs gewesen, sagte der Gouverneur der Provinz Agri, Mehmet Cetin am Mittwoch. Bei den Entführten handelt es sich nach Angaben des Münchner Anbieters seb-tours um eine Reisegruppe aus Bayern. Die PKK will laut Cetin ihre Geiseln in den kommenden Tagen wieder freilassen. Sie habe die Verschleppung mit den "jüngsten Aktionen" der Bundesregierung gegen die Organisation begründet.

Als Reaktion auf die Entführung änderten deutsche Trekkingreisen-Spezialisten ihr Programm in der Ost-Türkei. Das Krisenstab des Auswärtige Amtes bemühte sich im engen Kontakt mit der deutschen Botschaft und mit den Behörden in der Türkei, sich ein "präzises Lagebild" zu verschaffen.

Die Bergsteigergruppe hatte in 3200 Metern Höhe mit Genehmigung der Behörden ihr Camp aufgeschlagen, sagte Gouverneur Cetin. Dort seien die Bergsteiger am Dienstagabend gegen 2200 MESZ von mehreren PKK-Kämpfern überfallen worden. Drei der Deutschen seien verschleppt worden. Die Grenzpolizei habe eine großangelegte Suche eingeleitet. Die zehn anderen Mitglieder der Gruppe seien inzwischen in die Stadt Dogubayazit zurückgekehrt.

Bei den entführten Bergsteigern handelt es sich um drei Männer aus Nieder- und Oberbayern im Alter von 33, 47 und 65 Jahren. Das teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwochnachmittag in München. Die Information stamme von einer bayerischen Kriminalbeamtin, die Mitglied der Reisegruppe sei. Sie habe gleich nach der Entführung ihre Dienststelle telefonisch informiert. Nach Informationen von "Spiegel Online" stammt die Gruppe aus den bayerischen Städten Abendsberg, Regensburg und Ingolstadt. Der Deutsche Alpenverein (DAV) teilte am Mittwochnachmittag mit, dass es sich bei den drei Entführten um Mitglieder der DAV-Sektion Kelheim handele. Der DAV stehe in Kontakt mit dem Krisenstab des Auswärtigen Amtes.

Franz Eder vom Münchner Veranstalter seb-tours sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, er habe keinen Kontakt zu der Gruppe. Der deutsche Reiseleiter habe die Bergsteiger nur bis Dienstag betreut, dann habe ein türkischer Kollege wie vorgeschrieben ihren Aufstieg auf den Ararat begleitet. Der deutsche Reiseführer selbst wollte sich nicht äußern. Er werde von der Polizei vernommen, sagte er am Telefon. Der Münchner Veranstalter bietet Wander- und Treckintouren mit Schwerpunkt Türkei an.

Der Trekkingreisen-Spezialist Hauser Exkursionen sagte eine für den 23. Juli geplante Reise zum Ararat ab. Eine Gruppe des Anbieters, die schon in der Türkei sei und zum Ararat hätte weiterreisen sollen, werde im Taurusgebirge und in Kappadokien bleiben, sagte Geschäftsführer Michael Schott dem dpa-Themendienst. Damit werden die Bergsteiger die Kurdengebiete nicht betreten. Die Teilnehmer können kostenlos stornieren oder auf andere Reiseziele ausweichen. Auch der DAV Summit Club, ein Ableger des Deutschen Alpenvereins, erwägt die Absage einer Ararat-Tour, die am 26. Juli beginnen soll.

Der Große Ararat ist mit 5165 Metern der höchste Berg der Türkei und ein beliebstes Ziel von Bergsteigern. Der Berg war zwischen 1992 und 2000 wegen PKK-Aktivitäten in der Region gesperrt, ist aber seit 2000 für Ausländer wieder zugänglich. Die PKK kämpft seit 1984 für einen eigenen Staat der Kurden oder zumindest ein Autonomiegebiet im Südosten der Türkei, auch mit Anschlägen in Touristengebieten.