Im Tarifkonflikt bei Autokraft hat die Gewerkschaft ver.di ihre Streiks massiv ausgeweitet. Vor allem der Schülerverkehr war betroffen.

Kiel. Von 4 Uhr an legten Beschäftigte in Betrieben in Lübeck, Flensburg, Husum und weiteren Standorten in den Kreisen Dithmarschen, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg die Arbeit nieder, teilte Autokraft am Morgen mit. Betroffen seien dort Niederlassungen in Kappeln, Niebüll, Garding und Meldorf.

Zu den Streikfolgen gab es zunächst unterschiedliche Angaben von Gewerkschaft und Unternehmen. Laut ver.di kam der Busverkehr in den betroffenen Regionen praktisch vollständig zum Erliegen. "Lübeck, Dithmarschen, Nordfriesland und der Raum Schleswig-Flensburg stehen still", sagte ver.di-Verhandlungsführer Gerhard Mette am Morgen in Lübeck. Nach Angaben von Autokraft-Sprecher Dirk Pohlmann gab es vor allem im Schülerverkehr große Beeinträchtigungen. Mit Fahrern von Auftragsunternehmen sei es dem Unternehmen aber gelungen, den Verkehr in den betroffenen Kreisen zumindest teilweise aufrechtzuerhalten.

Insgesamt sind nach Angaben des Gewerkschaftssprechers rund 25 000 bis 30 000 Fahrgäste von den Streiks betroffen, darunter zahlreiche Schüler. Etwa 200 Autokraft-Beschäftigte beteiligten sich demnach an dem Ausstand. Erstmals hätten sich zudem 14 Mitarbeiter der Lübecker Autokraft-Tochter Heider Stadtverkehr "aus Solidarität" den Streiks angeschlossen, sagte Mette. Die Arbeitsniederlegungen sollen den ganzen Tag über bis 0.30 Uhr in der Nacht zum Mittwoch dauern.

Laut ver.di wertete die Firmenleitung die Arbeitsniederlegungen der Mitarbeiter des Heider Stadtverkehrs als "wilden Streik" und drohte den Beschäftigten mit Kündigung. "Wir sind empört und halten das für eine unnötige Zuspitzung seitens der Geschäftsführung", sagte Mette. Das Vorgehen gegen die Mitarbeiter sei ein "entscheidender Eingriff" in deren verfassungsrechtlich garantiertes Streikrecht.

Nach Angaben von Autokraft wurde der Flughafenbus (Traveliner) zwischen Lübeck und Hamburg am Dienstagmorgen mit Hilfe von Taxis planmäßig aufrechterhalten. Auch sämtliche Schnellbuslinien in Schleswig-Holstein verkehren demnach normal.

Hintergrund des Arbeitskampfs sind die gescheiterten Tarifgespräche bei dem Unternehmen. Ver.di fordert für die 750 Beschäftigten monatlich 242,50 Euro mehr. Autokraft hatte neben einer monatlichen Lohnerhöhung von 127,50 Euro ab 1. Juli 2008 zuletzt eine Einmalzahlung von 1100 Euro für untere Entgeltgruppen angeboten. Nach dem Scheitern der Gespräche hatten sich mehr als 94 Prozent der Belegschaft für Streiks ausgesprochen.

Bereits in der vergangenen Woche hatten Arbeitsniederlegungen bei Autokraft in verschiedenen Regionen Schleswig-Holsteins immer wieder zu Behinderungen geführt. Ver.di hatte angekündigt, so lange zu streiken, bis die Autokraft ein verbessertes Angebot vorlegt.