Wochenlang schwebte Kerstin F., die von ihrem Vater Zeit ihres Lebens in Gefangenschaft gehalten worden war, in Lebensgefahr. Am Sonntag begann sie ein neues Leben.

Wien. Die wochenlang in Lebensgefahr schwebende 19-jährige Tochter des Inzesttäters Josef F. ist aus dem künstlichen Koma erwacht und lebt wieder bei ihrer Familie. Die junge Frau habe so große Fortschritte gemacht, dass sie am Sonntag von der Intensivstation zu ihrer im Landesklinikum Amstetten lebenden Familie gebracht werden konnte, sagte der behandelnde Arzt und Intensivmediziner Albert Reiter. Es sei für ihn ein ganz besonderer Augenblick gewesen, als er mit Kerstin F. im Arm die Schwelle zur neuen Wohnung überschreiten konnte: "Die Schwelle in ein neues Leben."

Kerstin hatte nach Angaben der Ärzte Mitte Mai zum ersten Mal die Augen geöffnet und erwachte am 1. Juni aus dem künstlichen Koma. Die Mutter habe in den vergangenen Wochen häufig bei ihr am Bett gesessen und sie motiviert, bei ihrer Heilung mitzuhelfen. Die junge Frau brauche noch weitere Behandlung, könne aber bereits normal am Familienleben teilnehmen. "Es ist für alle ein Wunder, das Kerstin so schnell im Kreise ihrer Familie sein konnte", sagte der Rechtsanwalt der Familie, Christoph Herbst.

Die junge Frau ist eines von sieben Kindern, die der Österreicher Josef F. (73) mit seiner Tochter zeugte. Er hielt die 42-Jährige 24 Jahre lang in einem Kellerverlies in seinem Wohnhaus in Amstetten gefangen und vergewaltigte sie immer wieder. Auch Kerstin wuchs in dem Kellerverlies auf. Als sie Mitte April bleich und kaum ansprechbar in die Klinik von Amstetten kam, wurden die Behörden auf das Inzest-Drama aufmerksam. Sie litt an dem Versagen mehrerer lebenswichtiger Organe und schwebte wochenlang in Lebensgefahr.