Während im Norden Deutschlands zum Beginn des meteorologischen Sommers die Sonne scheint, hieß es im Süden 'Land unter'. Der Bahnverkehr wurde teilweise lahmgelegt. Waldbrandgefahr in der Lüneburger Heide.

Nach den schweren Unwettern in Nordrhein-Westfalen mit zwei Toten haben auch in der Nacht zu Sonnabend vor allem im Münsterland heftige Gewitter die Feuerwehr in Atem gehalten. Bei der Leitstelle in Münster gingen innerhalb von zwei Stunden 1300 Notrufe ein, insgesamt 300 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und Hilfsorganisationen waren dort im Einsatz, wie die Feuerwehr am Sonnabend mitteilte.

In mehrere Häuser im Münsterland schlugen Blitze ein und lösten zum Teil auch Brände aus. Größere Schäden oder Verletzte gab es jedoch zunächst nicht. In Folge des heftigen Regens seien zahlreiche Keller im Stadtgebiet Münsters voll gelaufen, mehrere Straßenunterführungen waren wegen Überflutung nicht passierbar. Auch in den kommenden Tagen erwarten Meteorologen teils kräftige Gewitter in Nordrhein-Westfalen.

Eine traurige Bilanz zog am Sonnabend auch der Krefelder Zoo. Bei dem Unwetter am Tag zuvor seien neun Flamingos sowie mehrere Enten und Hühner ums Leben gekommen. Vier der Flamingos wurden von den Hagelkörnern direkt am Kopf getroffen und starben, wie ein Zoosprecher am Sonnabend sagte. Fünf weitere Vögel zogen sich Knochenbrüche zu und mussten eingeschläfert werden. Bei mindestens zwei Tropenhäusern sei Totalschaden entstanden, sagte der Sprecher.

Bahnchaos in Hessen

Schwere Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen und Hagelschlag haben am Freitagabend vor allem in Hessen für Chaos gesorgt und Teile des Bahnverkehrs lahmgelegt. Wegen umgestürzter Bäume blieb beim hessischen Langenselbold ein ICE liegen, was für weitere Zugausfälle sorgte. Die Bahn musste Busse und Dieselloks einsetzen, um auf freier Strecke gestrandete Passagiere zu befördern. Auf vier Streckenabschnitten sollte der Verkehr noch voraussichtlich bis Sonnabendmittag beeinträchtigt sein.

Laut Deutschen Wetterdienst (DWD) waren vor allem Mittelhessen und der Odenwald im Norden von Baden-Württemberg von den Unwettern am Freitagabend betroffen. Teilweise fielen in eineinhalb Stunden zwischen 50 und 70 Liter Regen pro Quadratmeter, fast soviel wie durchschnittlich in einem ganzen Monat. Im Vogelsbergkreis prasselten zudem Hagelkörner mit einer Größe bis 8,2 Zentimeter herab. In den betroffenen Gebieten liefen etliche Keller voll, Bäume stürzten um und blockierten Straße und Bahngleise.

Waldbrandgefahr

Wovon der Süden zuviel hat, davon hat der Norden zuwenig: Wasser. Wegen der Waldbrandgefahr hat die Feuerwehr in der Lüneburger Heide am Sonnabend erstmals in diesem Jahr Aufklärungsflüge gestartet. Mehrmals täglich solle das Flugzeug über Nordniedersachsen und ein Stück des angrenzenden Sachsen-Anhalts fliegen, um mögliche Brände frühzeitig zu entdecken, teilte Manfred Gohs von der Einsatzleitstelle der Feuerwehr in Lüneburg am Sonnabend mit. Inzwischen gelte in der Region die allerhöchste Waldbrandstufe. Bei ihrem ersten Rundflug habe die Besatzung aber noch keine Brände entdeckt. Bei anhaltend trockener Witterung sollen die Flüge auch in den kommenden Tagen fortgesetzt werden.

Außer in Lüneburg stehen auch in Peine und Damme (Kreis Vechta) Flugzeuge der Feuerwehr zur Überwachung von Naturflächen bereit. Diese Maschinen sollten aber am Wochenende noch nicht zum Einsatz kommen, da die Waldbrandgefahr in den dortigen Landstrichen noch nicht so hoch ist. Zu kleineren Waldbränden war es am Donnerstag und Freitag bereits in den Kreisen Harburg und Uelzen gekommen.

Die Feuerwehr erinnerte erneut an das Verbot, im Wald Feuer zu entzünden oder zu Rauchen. Das Grillen sei nur auf freigegebenen Plätzen erlaubt. Zudem sollten Autos mit Katalysatoren wegen der Entzündungsgefahr nicht über trockenem Gras abgestellt werden.