Aus Angst vor Überflutungen werden im Erdbebengebiet in der chinesischen Provinz Sichuan 1,3 Millionen Menschen evakuiert. Hunderte Soldaten bemühen sich fieberhaft, einen Abfluss für den Tangjiashan-See zu graben, der sich nach dem Erdbeben vom 12. Mai gebildet hat und zu bersten droht.

Peking/Chengdu. Die Menschen wurden aufgefordert, sich vorsorglich in höher gelegene Gebiete in Sicherheit zu bringen, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag berichtete.

Die Soldaten waren am Freitag mit 40 schweren Maschinen im Einsatz. Heftiger Regen hatte die Bemühungen am Donnerstag behindert, Hubschrauber konnten laut einem Fernsehbericht deswegen nicht mit dringend benötigtem Material zum Tangjiashan starten. Viele der betroffenen Einwohner leben seit dem Erdbeben in Zelten und anderen Notunterkünften. Knapp 160 000 Menschen wurden in den vergangenen Tagen bereits in Sicherheit gebracht. Der Tangjiashan hat sich gebildet, nachdem ein durch das Beben ausgelöster Erdrutsch einen Flusslauf verstopfte.

Knapp drei Wochen nach dem Erdbeben haben die Behörden inzwischen rund 7000 Kinder in Sichuan wieder mit ihren Familien zusammengebracht, wie Xinhua berichtete. Rund 1000 Kinder seien noch von ihren Eltern getrennt, in den ersten Tagen waren es mehr als 8000. Noch immer gingen bei den Behörden mehrere tausend Anfragen für Adoptionen pro Woche ein, zitierte Xinhua einen Sprecher.

Die chinesische Regierung lehnte unterdessen ein Angebot Japans ab, mit Hilfe von Militärmaschinen Hilfsgüter zu liefern. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern sind seit dem Zweiten Weltkrieg angespannt. Japan werde nach Gesprächen mit China nicht auf dem Einsatz der Streitkräfte bei seiner Unterstützung bestehen, hieß es in Tokio.

Bei dem Beben der Stärke 7,9 wurden nach offiziellen Angaben vom Freitag 68 858 Menschen getötet. Rund 18 600 werden noch vermisst.