Hamburg. 1949-59 THEODOR HEUSS (FDP): Der schwäbische Literat verschaffte dem Amt Profil und dem neuen Staat Ansehen im Ausland. Als 1952 der Versuch misslang, eine neue Nationalhymne einzuführen, erklärte er die dritte Strophe des Deutschlandliedes zur Nationalhymne der jungen Bundesrepublik.

1959-69 HEINRICH LÜBKE (CDU): Verdienste erwarb sich der Sauerländer vor allem als Besucher und Fürsprecher der Entwicklungsländer. Er litt unter einer Kampagne der Stasi, die ihn mit - wie sich später herausstellte - gefälschten Dokumenten als KZ-Baumeister denunzierte.

1969-74 GUSTAV HEINEMANN (SPD): Der "Bürgerpräsident" aus Essen hatte sich der "Verankerung der Demokratie und der Ausgestaltung des sozialen Rechtsstaats" verschrieben. Er unterstützte die Ostpolitik Willy Brandts.

1974-79 WALTER SCHEEL (FDP): Der Rheinländer war wegen seiner heiteren Gelassenheit populär. Als Bundespräsident betonte er die Würde des Amts. Aufsehen erregte 1976 seine Entscheidung, das Gesetz zur Abschaffung der Gewissensprüfung bei Wehrdienstverweigerern nicht zu unterzeichnen.

1979-84 KARL CARSTENS (CDU): Der aus Bremen stammende Jurist war anfangs Feindseligkeiten wegen früherer Mitgliedschaft in der NSDAP ausgesetzt. Später wurde er als wandernder Präsident populär. In seine Amtszeit fiel 1983 die Auflösung des Bundestages, nachdem die Regierung Helmut Schmidts an einem konstruktivem Misstrauensvotum gescheitert war.

1984-94 RICHARD VON WEIZSÄCKER (CDU): Der erste gesamtdeutsche Präsident beeinflusste wie kaum ein anderer durch seine Reden das politische Klima. Kritisch kommentierte er die "Machtversessenheit" der Parteien. In besonderer Erinnerung blieb seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985. Mit der Verlegung seiner Amtsgeschäfte nach Berlin setzte er mit dem Jahreswechsel 1993/94 ein Signal in der Umzugsdebatte.

1994-99 ROMAN HERZOG (CDU): Der frühere Verfassungsgerichtspräsident verlangte 1997 mit Blick auf den Reformstau: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen." In einer programmatischen Rede zur Außenpolitik forderte er 1995 eine neue weltpolitische Rolle Deutschlands. Beim "Tag der Heimat" 1996 erteilte er unter Protesten der Vertriebenen allen Ansprüchen auf ehemalige deutsche Ostgebiete eine Absage.

1999-2004 JOHANNES RAU (SPD): Gemäß seinem Lebensmotto "Versöhnen statt spalten" trat er für das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern ein. Als historisch gilt seine Rede vor der Knesset, wo er um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust bat. Seine Unterschrift unter das umstrittene Zuwanderungsgesetz verband er mit einer ungewöhnlichen Rüge an die Parteien, die mit ihrem Taktieren einen "verheerenden Eindruck" hinterlassen hätten.

seit 2004 HORST KÖHLER (CDU): Der Ökonom und ehemalige Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist der erste Seiteneinsteiger an der Spitze des Staates. Anfangs den meisten Bürgern unbekannt, genoss er bald große Popularität. Beim politischen Establishment eckte er an. So waren Union und SPD verärgert, als der heute 65-Jährige 2006 das Gesetz zur Privatisierung der Luftraumüberwachung und das Verbraucherschutzgesetz nicht unterschrieb. Im Juli 2005 löste Köhler den Bundestag auf und machte so den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei. Aufsehen erregte er im Mai 2007 mit seiner Entscheidung, den ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar nicht zu begnadigen.