Fast ein Jahr nach dem siebenfachen Mord in einem China-Restaurant müssen sich fünf Vietnamesen erneut vor Gericht verantworten.

Stade. Fast ein Jahr nach dem siebenfachen Mord in einem China-Restaurant im niedersächsischen Sittensen beginnt am Mittwoch der Prozess erneut. Das Landgericht Stade hatte das Verfahren im Dezember ausgesetzt, weil eine beteiligte Richterin schwer erkrankt war. Die Umbesetzung des Gerichts erfordert einen Neustart. Angeklagt sind fünf Vietnamesen, die aus Habgier eines der grausamsten Verbrechen der vergangenen Jahre begangen haben sollen.

In der Nacht zum 5. Februar 2007 wurden in dem China-Restaurant "Lin Yue" in der Kleinstadt zwischen Hamburg und Bremen das Inhaber-Ehepaar sowie fünf Mitarbeiter überfallen und erschossen. Einige der vier Männer und drei Frauen wurden mit Kabelbindern an den Daumen gefesselt und mit Kopfschüssen getötet. Die Mörder verschonten nur die zweijährige Tochter der Inhaber. Die Beute bestand aus rund 5000 Euro Bargeld, zwei Notebooks und mehreren Mobiltelefonen.

Nur wenige Stunden nach der Tat nahm die Polizei bei einer Verkehrskontrolle zwei Verdächtige fest. In ihrem Wagen fand sie Teile der Beute sowie einen Zettel mit Hinweisen auf die Tat und weitere Beteiligte.

Bei den Angeklagten im Alter von 30 bis 42 Jahren handelt es sich um zwei Brüderpaare und eine ehemalige Aushilfskraft des China-Restaurants. Gemeinsam sollen sie den Überfall geplant haben. Drei Verdächtigen wirft die Staatsanwaltschaft gemeinschaftlichen siebenfachen Mord und schweren Raub vor. Dem vierten Mann, der laut Anklage am Wagen Schmiere stand und die drei anderen nach der Tat nach Bremen fuhr, wird schwerer Raub vorgeworfen. Der fünfte Angeklagte, ein ehemaliger Mitarbeiter des "Lin Yue", soll die anderen zum Raub angestiftet haben.

Die drei wegen Mordes angeklagten Männer sollen nach Ladenschluss in das Restaurant gegangen sein und die Mitarbeiter gefesselt haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass zunächst nur ein Raub geplant war, der dann eskalierte. Der als Haupttäter geltende 30-jährige Phong D.C. soll laut Staatsanwaltschaft die Tatwaffe mit Schalldämpfer mitgebracht und die Opfer zur Verdeckung des Raubüberfalls erschossen haben.

Dabei stützt sich die Anklage neben Schmauch- und Faserspuren vor allem auf die Aussagen von zwei Tatverdächtigen. Bei den ersten polizeilichen Vernehmungen hatten sie den Raub eingeräumt und den Hauptverdächtigen bezichtigt, alle sieben Opfer allein erschossen zu haben. Vor Gericht haben sich die Angeklagten jedoch bisher nicht geäußert.

Im ersten Prozess hatte es scharfe Auseinandersetzungen zwischen Verteidigern, Gericht und Staatsanwaltschaft gegeben. Die Verteidiger hatten sich über unvollständige Akten beschwert und die Besetzung des Gerichts gerügt. Für den neuen Prozess sind zunächst Termine bis Mitte Juni angesetzt.

Für Mord droht eine lebenslange Haftstrafe. Die Strafen für schweren Raub und Anstiftung zum Raub liegen bei drei bis 15 Jahren Gefängnis.