Der Jazz-Pianist und Komponist starb am Sonntag in seinem Haus nahe Toronto.

New York. "Ich werde spielen, bis ich vom Schemel falle", versprach der kanadische Jazz-Pianist 1993. Das war kurz nach seinem Schlaganfall, der die Fangemeinde des Kanadiers weltweit erschütterte. Sein Versprechen hat er - fast gehalten.

"Überschäumende Spielfreude" bescheinigten ihm Kritiker ebenso wie ein ungebrochenes Talent zur Improvisation, Ideenschwung, Virtuosität und technische Perfektion. Die Grundlage seines Welterfolgs war - auch noch im hohen Alter - seine eiserne Disziplin. Schon als Junge übte Oscar Emmanuel Peterson, der in Montreal als eines von fünf Kindern eines Gepäckträgers der Canadian Pacific Railways aufwuchs, acht Stunden am Tag. Er kenne nur einen Musiker, der ohne Proben auskomme, pflegte Peterson dem Nachwuchs mit auf den Weg zu geben. "Der heißt Gabriel und hat Flügel."

Als Kind wollte der schwarze Kanadier Trompeter werden wie sein großes Vorbild Louis Armstrong. Eine Lungen-Tuberkulose machte diesem Traum zwar ein Ende, doch während des einjährigen Krankenhausaufenthaltes entdeckte Peterson seine Liebe zum Klavier. Am Piano hat er später nicht nur Armstrong begleitet. Stars wie Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie, Count Basie, Nat King Cole und Duke Ellington, Stan Getz und Charlie Parker wurden Partner und Freunde. Seine Karriere als Berufsmusiker begann Peterson mit 17 Jahren. Als einziger Schwarzer spielte er mit dem Johnny Holmes Orchestra in Montreal und Umgebung zum Tanz auf - und musste immer wieder rassistische Beleidigungen, selbst von einigen Kollegen, hinnehmen.

1947 leitete er erstmals ein eigenes Trio. Der internationale Durchbruch kam zwei Jahre später, als Norman Granz ihn für die legendäre Konzertreihe "Jazz at the Philharmonic" in die Carnegie Hall nach New York einlud. Es gibt kaum eine größere Ehrung für Musiker, die Peterson nicht zuteil geworden wäre. Immer wieder wurde er mit Grammys ausgezeichnet, darunter 1997 für sein Lebenswerk. In mindestens acht verschiedene Hall of Fame des Jazz und anderer Musikrichtungen wurde er eingetragen. Mehr als ein Dutzend Universitäten verliehen ihm Ehrendoktor-Würden.

Das Heimatland ehrte Peterson, der sich stets voller Stolz über seine kanadische Herkunft äußerte, mit zahlreichen Orden. Jahr für Jahr führten ihn seit Anfang der 60er Jahre Konzertreisen in die Bundesrepublik. Mit zu den besten der unzähligen Schallplatten Petersons rechnen Kenner heute noch drei Live-Mitschnitte aus dieser Zeit. Die entstanden in Villingen im Schwarzwald bei Kirschwasser, Wodka und Sekt. Damals trat das Oscar Peterson Trio noch regelmäßig bei voller Konzertgage in der Villa des deutschen Millionärs und Tongeräte-Herstellers Hans Georg Brunner-Schwer vor nicht mehr als 50 geladenen Gästen auf.

Der frühere US-Präsident Bill Clinton verweist gern und mit Stolz darauf, sämtliche Peterson-Platten in seiner Sammlung zu haben. Nicht nur er, Millionen Fans in aller Welt lagen dem schwergewichtigen, aber leichthändigen Meisterpianisten zu Füßen. Millionen Fans werden nun um einen großen Musiker trauern.