Nach der großen Sturmflut an der Nordseeküste durch den Orkan „Tilo“ ist auf den Inseln und auf dem Festland wieder der Alltag eingekehrt - bis auf Helgoland.

Am Montag will Bürgermeister Frank Botter mit den zuständigen Fachbehörden in Schleswig-Holstein den Millionen-Schaden auf der der Felsinsel vorgelagerten Düne analysieren. Am vergangenen Freitag wurde dort ein Badestrand ein Raub der Wellen. Die tobende See riss im Nordbereich der Helgoländer Düne den feinen Sandstrand auf seiner gesamten Länge von mehr als einem Kilometer (1100 Meter) weg und verwüstete erhebliche Teile des dahinter liegenden Dünengürtels. Glimpflicher kamen ostfriesische Inseln wie Juist, Langeoog und Wangerooge davon.

Bei den Helgoländer Beratungen gehe es darum, woher und wie Deutschlands einzige Hochseeinsel neuen Sand bekommen kann, berichtete Botter. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) habe ihm die Hilfe des Landes versprochen. "Bis zu einer Tiefe von 35 Metern und einer Höhe von 5 Metern sind die Dünen verschwunden", sagte der Inselchef. "Ich schätze, dass insgesamt mehr als 150 000 Kubikmeter Sand weg sind." Das entspricht mehr als 4000 gefüllten Eisenbahnwaggons.

Zwar meldeten betroffene ostfriesische Inseln ebenfalls erhebliche Dünenabbrüche, dort müsse aber nicht sofort neuer Sand aufgeschüttet werden, sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). In diesem Jahr wurden zum Schutz der Küsten bereits acht Millionen Euro investiert. Zur exakten Höhe Schäden konnten noch keine Angaben gemacht werden.

Helgoland, die Insel mit ihrem Wahrzeichen "Lange Anna", liegt rund 70 Kilometer von der Küste entfernt in der Deutschen Bucht. Eine Sturmflut hatte das Eiland in der Neujahrsnacht 1720/21 in zwei Teile zerrissen. Seitdem besteht es aus dem ein Quadratkilometer großen, roten Buntsandsteinfelsen mit einer Steilküste, die bis zu 61 Meter hoch aus dem Meer ragt, und der vorgelagerten Düne - einem 0,7 Quadratkilometer großen Sanddepot auf einer Kalksandsteinschicht mit zwei Stränden.

In Hamburg, Emden, Wilhelmshaven, Bremerhaven und andernorts waren Aufräumarbeiten der Feuerwehren am Samstag beendet, auch die Nordsee hatte sich wieder beruhigt. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein brachte die Helgoland-Fähre "MS Funny-Girl" am Morgen einige Dutzend Kurzurlauber von Cuxhaven auf die Hochseeinsel. Die Wellen in der Elbmündung waren nur noch 2,30 Meter hoch: "Ziemlich normal", sagte Ralf Scholl vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie. Auch die Fähren zu den ostfriesischen Inseln verkehrten wieder planmäßig. Der Wind auf See blies nach dem Orkan mit Stärken von bis zu 140 Stundenkilometern nicht mal mehr halb so stark.