Mit einem Start-Ziel-Sieg beim Großen Preis von Belgien hat sich Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen seine minimale Titelchance in der Formel-1-WM erhalten.

Spa-Francorchamps. Spa-Spezialist Kimi Räikkönen hat mit seinem dritten Sieg in Serie auf dem anspruchsvollen Berg-und-Tal-Kurs in den Ardennen seine minimale Chance im Titelrennen gewahrt. Der finnische Ferrari-Vertreter fuhr beim Großen Preis von Belgien einen ungefährdeten Start-Ziel-Triumph heraus. Felipe Massa komplettierte als Zweiter den dritten Doppelerfolg der Scuderia in diesem Jahr, die dadurch vorzeitig die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gewann. Für McLaren-Mercedes endete der 14. Formel-1-Saisonlauf am Sonntag vier Tage nach dem juristischen K.o. in der Spionage-Affäre mit einer sportlichen Niederlage. Der zweifache Champion Fernando Alonso machte als Dritter aber einen Punkt auf seinen viertplatzierten Teamkollegen und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton gut.

Räikkönen geriet bei seinem Hattrick auf dem mit 7,004 Kilometer mit Abstand längsten Kurs im WM-Kalender nie ernsthaft in Gefahr. Der 27 Jahre alte "Iceman" lieferte bei seinem insgesamt 13. Grand-Prix-Erfolg vor über 65 000 Zuschauern in Spa-Francorchamps kühl und klug eine klasse Leistung ab. Für die 44 Runden (308,176 Kilometer) benötigte Räikkönen 1:20:39,066 Stunden. Massa lag in dem weit gehend langweiligen Lauf 4,695 Sekunden zurück. Alonso hatte im teaminternen Duell um Rang drei durch ein hartes Verteidigungsmanöver gleich in der ersten Kurve La Source Hamilton ausgeknockt. Der britische Jungspund riskierte im Finale zwar alles, kam aber nicht mehr heran.

Nach dem Europa-Finale liegt Hamilton in der Gesamtwertung mit 97 Punkten nur noch zwei Zähler vor Titelverteidiger Alonso (95). Räikkönen (84) machte an Boden gut. Massa (77) hat keine echte Titelchance mehr. Nick Heidfeld (Mönchengladbach) bleibt als bester Deutscher Gesamtfünfter mit 56 Punkten.

Heidfeld belegte nach einer ordentlichen Vorstellung im Sauber-BMW den fünften Rang. Der 30 Jahre alte Rheinländer konnte nie in den Kampf um einen Podestplatz eingreifen, geriet aber auch gegenüber seinen Verfolgern nie ernsthaft in Gefahr. Nico Rosberg (Wiesbaden) punktete im Williams-Toyota als Sechster zum vierten Mal in Folge. Toyota-Pilot Ralf Schumacher (Kerpen) reichte es nur zum zehnten Rang. Adrian Sutil (Gräfelfing) machte in der deutlich besseren B- Version des Spykers mit seiner beherzten Aufholjagd Platz um Platz gut und belegte den 14. Rang. Sebastian Vettel (Heppenheim) musste seinen Toro Rosso bereits nach neun Runden abstellen.

Nach der Rekord-Strafe gegen McLaren-Mercedes mit 100 Millionen US-Dollar Geldbuße und Abzug aller Punkte war der vorzeitige Gewinn der Konstrukteurs-WM durch Ferrari nur noch Formsache. Die Scuderia (161 Punkte) kann angesichts von 71 Zählern Vorsprung vor BMW-Sauber (90) bei drei noch ausstehenden Rennen nicht mehr eingeholt werden. Es ist der 15. Team-Titel für die Italiener.

Wie angespannt das Verhältnis zwischen Alonso und Hamilton ist, zeigte sich am Start. Beide schenkten sich keinen Zentimeter und hätten sich beinahe gegenseitig früh "abgeschossen". Der Spanier, der sich bei McLaren-Mercedes immer stärker isoliert, verteidigte jedoch seinen dritten Platz, indem er den ungeliebten Teamkollegen in die Auslaufzone drängte. Zusätzliches Öl ins Feuer goss Hamiltons Vater Anthony: "Ich hoffe, dass die Stimmung für Lewis im Team die WM entscheidet."

Das Ferrari-Duo ging sich dagegen klugerweise fair aus dem Weg: Räikkönen konnte seine Pole-Position problemlos gegen Massa halten. Der Finne fuhr schnell einen Vorsprung gegenüber dem offensichtlich mit mehr Benzin an Bord beginnenden Brasilianer heraus. Bis zum ersten Boxenstopp blieb die Rangfolge des Spitzenquartetts unangetastet: Räikkönen vor Massa im zweiten roten Renner, dahinter Alonso vor Hamilton. Auch nach den synchron abgewickelten Reifenwechseln in der 15. bzw. 16. Runde blieb alles beim Alten. Der zweite Tankstopp nach etwa zwei Dritteln brachte ebenfalls keine Veränderungen.