Er spielte mit Miles Davis, mit Wayne Shorter und Cannonball Adderly. Die österreichische Jazz-Legende prägte den modernen Jazz, wie kaum ein anderer Europäer. Joe Zawinul wurde 75 Jahre alt.

Wien. Er spielte mit den größten Jazzmusikern des 20. Jahrhunderts und gehörte selbst zu ihnen. Joe Zawinul, der gebürtige Wiener, der jahrzehntelang die Entwicklung des modernen Jazz mitbestimmte, wie kaum ein anderer Europäer, ist am Dienstagmorgen in einem Wiener Krankenhaus im Alter von 75 Jahren an Krebs gestorben.

Zu seinen Mitspielern gehörten Giganten wie Miles Davis, Cannonball Adderly oder Wayne Shorter. Als Begleiter arbeitete er unter anderem mit Dinah Washington. In seiner fast 50 Jahre dauernden Weltkarriere wurde er vom renommierten US-amerikanischen Jazzmagazin "Downbeat" 28 Mal zum Keyboarder des Jahres gewählt; eine Auszeichnung, die auch dem deutschen Posaunisten Albert Mangelsdorff zuteil wurde. Mit Miles Davis und seinen Gruppen "Weather Report" oder "Zawinul Syndicate" drang er auch in den Grenzbereich zur Popmusik vor, und seine Songs "Mercy, Mercy, Mercy" oder "Birdland" wurden Hits. Mehr als 50 Langspielplatten und CDs spielte er im Laufe seines Lebens ein.

Joe Zawinul, der immer stolz auf seine tschechischen, ungarischen und Zigeunerwurzeln war, wurde am 7. Juli 1932 als Josef Zawinul in einem Wiener Arbeiterbezirk geboren. Aus einfachen Verhältnissen stammend, erhielt er als Kind wegen seiner offensichtlichen Begabung kostenlosen Unterricht am Wiener Konservatorium und bereitete sich zunächst auf eine Karriere als klassischer Pianist vor. Doch als 17- Jähriger brach er das klassische Studium ab und konzentrierte sich auf den Jazz. In den folgenden Jahren spielte er zunächst mit österreichischen Jazzgrößen, bevor er 1959 zur Fortsetzung seines Studiums in die USA ging.

Im Mutterland des Jazz wurde sein Talent schnell erkannt, und der selbstbewusste junge Musiker spielte in den folgenden Jahren mit den damals bekanntesten Solisten der amerikanischen Jazzszene. 1970 bildete er dann zusammen mit Wayne Shorter die legendäre und auch finanziell erfolgreiche Jazz-Rock-Formation Weather Report (bis 1986). Ende der 60er Jahre nahm Miles Davis den progressiven Österreicher in seine Band auf und nahm mit ihm einige wegweisende Platten auf, darunter "In a Silent Way" und "Bitches Brew". Zawinul war es, der das elektrische Keyboard im Jazz voll zur Geltung brachte und ihm zum Durchbruch verhalf.

Seit den 90er Jahren entwickelte Zawinul mit seinem Ensemble, "Zawinul Syndicate" seinen Stil weiter, der um die "Fusion" zwischen Jazz, Welt- und Tanzmusik bemüht war. Zawinul behauptete sogar, er habe mit "Weather Report" den "Hip-Hop-Beat" erfunden. Seit 2004 spielte er regelmäßig in dem nach ihm benannten Jazzclub "Joe Zawinuls Birdland" in einem Wiener Hotel.

Im Laufe seines 50-jährigen Musikerlebens erhielt der Pianist und Keyboarder, zahlreiche Preise, darunter mehrere "Grammys" und wurde von den Lesern von "Down Beat" immer wieder zum Keyboarder des Jahres" gewählt.