Aushilfskapitän Miroslav Klose hat für die ersatzgeschwächte deutsche Fußball-Nationalmannschaft fast schon das Ticket für die Europameisterschaft 2008 gelöst. Mit seinem achten Doppelpack im DFB-Trikot (5./60. Minute) führte der Münchner das Team von Joachim Löw am Samstagabend in Cardiff zu einem hochverdienten 2:0 (1:0)-Sieg gegen Wales.

Damit hat die deutsche Elf in der Qualifikationsgruppe D ihren souveränen Fünf-Punkte-Vorsprung vor Tschechien behauptet. Die Iren als Gruppen-Dritter liegen bereits acht Zähler zurück.

Vor nur 31 000 Zuschauern im Millennium Stadion bot auch Kloses Clubkollege Bastian Schweinsteiger eine starke Leistung gegen biedere Waliser, die nur durch deutsche Nachlässigkeit um eine höhere Niederlage herumkamen. Am Sonntag kehrt das Team zurück nach Köln, wo am Mittwoch das Test-Länderspiel gegen Rumänien auf dem Programm steht. In der EM-Qualifikation führt die nächste Reise der Nationalmannschaft am 13. Oktober nach Irland.

"Ich bin absolut zufrieden mit dem Ergebnis, denn hier haben wir uns schon oft schwer getan. Die Konstellation in unserer Gruppe ist jetzt hervorragend. Mit dem Sieg heute haben wir einen großen Schritt gemacht", zog Löw ein zufriedenes Fazit nach seinem 13. Länderspiel. Schweinsteiger gab sich auch selbstkritisch: "Wir haben ein gutes Spiel gezeigt, hätten aber ein paar Tore mehr machen können." Denn gegen einen Gegner, der durch das frühe Gegentor geschockt wurde und über weite Strecken nicht mehr als Zweitliga-Niveau zu bieten hatte, ließ es die deutsche Elf trotz guter spielerischer Ansätze lange Zeit an der Zielstrebigkeit im Abschluss fehlen.

Nicht nur wegen seiner platinblond gefärbten Haare war Schweinsteiger auffälligster Akteur im deutschen Team. Der Münchner füllte die nach den Ausfällen von Michael Ballack, Torsten Frings und Bernd Schneider vakante Chefrolle im Mittelfeld aus, als hätte er nie etwas anderes gespielt, imponierte durch Lauffreude und Übersicht. An seiner Seite verrichtete auch Thomas Hitzlsperger ein enormes Pensum und war Wegbereiter des 1:0. Dass im Gefühl der Überlegenheit viel versprechende Angriffszüge nicht konsequent genug zu Ende gespielt wurden, trübte den guten Eindruck.

WM-Torschützenkönig Klose unterstrich einmal mehr seine immense Bedeutung für das deutsche Spiel. In seinem 70. Länderspiel beendete der Münchner seine seit dem 6. September 2006 anhaltende Torflaute und schloss mit seinen Treffern Nummer 34 und 35 im Nationaltrikot in der DFB-Rangliste zu Ballack auf Platz acht auf. Nach fünf Toren in den letzten sechs Begegnungen hatte Kevin Kuranyi etwas Pech im Abschluss und wurde zudem mehrfach ein Opfer der körperbetonten Spielweise der Waliser. 18 Minuten vor dem Ende wurde der Schalker von Lukas Podolski abgelöst, der sich erstmals seit März das DFB- Trikot überstreifen durfte.

Die beim 2:1 im Londoner Wembley-Stadion erprobte Abwehr mit Torhüter Jens Lehmann als kaum geprüftem Rückhalt stand insgesamt sicher. Einzig Christian Pander verriet wie schon in London auch in seinem zweiten Länderspiel auf der linken Seite ein paar Schwächen. Der Schalker machte nach der Pause wegen einer Prellung im linken Oberschenkel Platz für Piotr Trochowski, dafür rückte Jansen auf die Abwehrposition.

Der wegen seiner Kampfkraft im Vorfeld gefürchtete Weltranglisten- 74., bei dem "Enfant terrible" Craig Bellamy überraschend nicht zum Einsatz kam, entpuppte sich nur als Sparringspartner für die deutsche Elf. Die Gastgeber zogen sich von Beginn an zurück und überließen den Deutschen das Mittelfeld. Eine Balleroberung von Hitzlsperger leitete die erhoffte frühe Führung ein. Kuranyi leitete blitzschnell weiter auf Klose, der Wayne Hennessey im walisischen Tor mit seinem Flachschuss keine Chance ließ. Der WM-Dritte diktierte weiterhin Tempo und Rhythmus der Partie, auch wenn klare Gelegenheiten zunächst nicht zustande kamen. In der 23. und 39. Minute wurde Kuranyi jeweils im letzten Moment abgeblockt.

Mit "Deutschland-Schreck" Robert Earnshaw kam nach Wiederbeginn zwar etwas mehr Zug in die Aktionen der Waliser, doch auch der Schütze zum 1:0 beim letzten Sieg der Briten im Mai 2002 konnte Lehmann und Co. nicht ernsthaft in Bedrängnis bringen. Die Gäste stellten weiter die tonangebende Mannschaft, auch wenn der zweite Treffer auf sich warten ließ. Hilbert (55.) und Schweinsteiger (56.) mit einem Schlenzer, der die Oberkante der Latte "rasierte", vergaben die nächsten Möglichkeiten. Vier Minuten später war aber erneut Verlass auf Klose: Nach Flanke von Roberto Hilbert war der Neu-Bayer per Kopf zur Stelle und beseitigte die Zweifel am deutschen Erfolg.