Das Besondere an der von Pop-Sängerin Nena mit ins Leben gerufenen Schule: Jedes Kind lernt, was es will, wie es will. Am Montag geht’s los.

Hamburg. Die von Pop-Sängerin Nena (47) mit ins Leben gerufene Neue Schule Hamburg startet am Montag ins erste Schuljahr. 85 Kinder zwischen 5 und 17 Jahren lernen an der bundesweit ersten Einrichtung dieser Art altersübergreifend nach dem Vorbild der amerikanischen "Sudbury Valley School". Bei diesem auf Demokratie setzenden Konzept entscheidet jeder selbst, was, wann und wie er lernt. "Das Interesse an der Schule ist sehr groß. Wir haben eine Warteliste bis ins Jahr 2011", sagte Nena am Donnerstag.

Nena und ihre Mitstreiter wollen die Kinder an der Neuen Schule selbstbestimmt lernen und ihren Alltag gestalten lassen. "Wir sind für unsere Kinder da, wir sind ihre Begleiter und auch verantwortlich für sie, aber sie dürfen selbst und frei über ihr Leben entscheiden", sagte die Mutter von vier Kindern, von denen zwei die neue Privatschule besuchen werden. Das bedeute nicht, dass die Kinder sich selbst überlassen blieben. "Wir respektieren sie nur einfach in dem, was sie sind, und was sie mitbringen auf diese Erde."

Sechs Lehrer starten mit den Schülern in das erste Jahr. Innerhalb einer festen Kernzeit müssen die Kinder anwesend sein, dann werden ihnen verschiedene Angebote unterbreitet. Es gibt weder 45-minütige Unterrichtsstunden noch Klassen, und Noten erhält nur, wer möchte. Abschlüsse müssen vorerst noch an anderen Schulen abgelegt werden, da das Projekt zwar genehmigt, aber noch nicht als Ersatzschule staatlich anerkannt ist.

Aufgrund der größeren Schülerzahl wurden im Dachgeschoss und Keller der Gründerzeitvilla weitere Räume ausgebaut. Die ersten Wochen müssen allerdings in einem Ausweichquartier überbrückt werden, bis die Baubehörde den Umbau freigibt. "Die Einschulungsfeier soll aber in unserer Schule gefeiert werden. Wir hoffen, noch vor den Herbstferien", kündigte Nena an. "Wir stehen im regen Austausch mit der Schulbehörde und arbeiten hervorragend mit ihr zusammen."

Vor allem die negativen Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit haben die Künstlerin nach einem anderen Konzept suchen lassen. "Als ich eingeschult worden bin, habe ich ziemlich schnell kapiert, dass man uns Kinder klein halten will", meinte die in der Hansestadt lebende Musikerin. "Ich hatte als Kind wie alle anderen Kinder auch so viele Ideen, war wissbegierig, wollte die Welt erobern, aber der Lehrer war das Maß aller Dinge", erzählte sie. "So etwas fördert nicht, sondern unterdrückt. Ich fühlte mich richtig ausgebremst."

Rund 300 000 Euro Betriebskosten kommen auf die Betreiber der Schule jährlich zu. Doch noch fehlten Förderer, berichtete Nena, die auf ihren Konzerten eine Spendenaktion unter dem Motto "Gib was Kleines für was Großes" gestartet hat. "Wir können das nicht allein vom Schulgeld (150 Euro monatlich, die Hälfte für Geschwisterkinder) finanzieren", betonte sie. "Aber wir kämpfen uns da durch." Außerdem ist sie zuversichtlich, dass weitere Einrichtungen dieser Art folgen werden. Nena: "Es wird in Deutschland nicht bei dieser einen Schule bleiben."