Nach zwei turbulenten Wochen im All ist die amerikanische Raumfähre “Atlantis“ wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt. Weil das Wetter in Florida wie so oft zuvor nicht mitgespielt hatte, landeten die sieben Astronauten bei schönstem Sonnenschein auf der US-Luftwaffenbasis Edwards in Kalifornien.

Houston/Washington. Nach zwei turbulenten Wochen im All ist die amerikanische Raumfähre "Atlantis" wohlbehalten zur Erde zurückgekehrt. Weil das Wetter in Florida wie so oft zuvor nicht mitgespielt hatte, landeten die sieben Astronauten am Freitag um 12.49 Uhr Ortszeit (21.49 MEZ) bei schönstem Sonnenschein auf der US-Luftwaffenbasis Edwards in Kalifornien. "Willkommen zu Hause und Gratulation zum großartigen Einsatz", dankte das Kontrollzentrum.

Hinter der Crew liegen 14 denkwürdige Flugtage, die ein Dramaturg wohl kaum spannender hätte inszenieren können. Nach drei Monaten Verzögerung wegen eines defekten Außentanks startete die "Atlantis" schließlich perfekt. Weil auf der Internationalen Raumstation ISS ein störrisches Sonnensegel klemmte und am Shuttle eine Isoliermatte repariert werden musste, bekamen die Astronauten zwei Tage Extraarbeit aufgebrummt. Dann hielt das Computerchaos im russischen Teil der Raumstation alle in Atem. Und zum Schluss musste die Crew noch einen Tag länger im All bleiben und 16 Ehrenrunden um die Erde drehen, weil Schlechtwetter-Fronten über Florida hinwegzogen.

Unter dem Strich bleibt, dass der mehr als neun Millionen Kilometer lange Flug der "Atlantis" einer der erfolgreichsten war und in die Rekordbücher eingeht. "Ich ziehe den Hut vor dem Team", sagte der stellvertretende NASA-Direktor Bill Gerstenmaier. Selbst der Ärger mit den Computern hat für ihn etwas Gutes, weil man daraus Nutzen für die Zukunft ziehen könne. Gerstenmaier denkt dabei nicht nur unmittelbar an die Rechner im europäischen Raumlabor "Columbus", das im Dezember zur ISS transportiert werden soll, sondern auch an die Vorsorgemaßnahmen, wenn die NASA wieder zum Mond fliegt.

Die 350 Kilometer über der Erde kreisende ISS ist nach dem Weltraumeinsatz der "Atlantis" schwerer und größer als zuvor. Die Crew montierte ein 17,5 Tonnen schweres Trägersegment über 70 Meter langen Solarpaneelen an. Drei der vier neuen Sonnensegel sind jetzt gehisst. Das letzte Paar folgt im Juli 2008.

Anderthalb Stunden nach der Landung umrundete die sechsköpfige Crew von Kommandant Rick Sturckow schon wieder sicheren Schrittes die Raumfähre. Es folgte noch ein Gruppenbild - aber ohne Dame. Mit der "Atlantis" kehrte auch die NASA-Astronautin Sunita Williams zur Erde zurück. Die 41-Jährige hatte 194 Tage und fast 19 Stunden im All verbracht. Sie konnte wie alle Langzeitastronauten vor ihr nach der Landung noch nicht gehen, weil sich ihr Körper erst wieder an die Schwerkraft gewöhnen muss. Williams hatte sich auf der Raumstation sehnlichst einen Strandspaziergang gewünscht. "Das wird noch ein paar Tage dauern", sagte Gerstenmaier.

Die indischstämmige Astronautin ist jetzt dreifache Rekordhalterin. Keine Frau vor ihr verbrachte eine solch lange Zeit ununterbrochen im All. Williams stieg außerdem vier Mal zu Außenbordeinsätzen aus und arbeitete mehr als 29 Stunden im All.

Eine knappe Woche wird es jetzt noch dauern, bis die NASA die "Atlantis" auf dem Rücken eines Spezialflugzeuges von Kalifornien nach Florida zurücktransportieren kann. Dies werde den Zeitplan für den nächsten Flug nicht gefährden, sagte Startdirektor Mike Leinbach.

Im Dezember startet die "Atlantis", der Lastesel unter den Raumfähren, zum zweiten Mal in diesem Jahr. Der Space-Shuttle fliegt dann das Europäische Weltraumlabor "Columbus" und den deutschen ESA-Astronauten Hans Schlegel zur Raumstation.

Zuvor muss aber noch Hand an der Grundausstattung der Raumstation angelegt werden. Am 9. August will die NASA ihre Raumfähre "Endeavour" auf die Reise schicken. Im Oktober transportiert die "Discovery" das Verbindungsteil "Harmony" zur ISS. Das Segment sieht aus wie eine riesige Röhre, ist etwas mehr als sieben Meter lang und wird ähnlich wie beim Seitenanbau eines Hauses rechts an der Raumstation angedockt. "Harmony" ist wie ein Modul, an dem nicht nur "Columbus", sondern im Frühjahr 2008 auch die beiden japanischen Forschungs- und Experimentierlabore "Kibo" angebracht werden.